Barbara Laimböck | Sigmund Freud University (original) (raw)
Papers by Barbara Laimböck
Kunst trifft Psyche. 40 Jahre deutschsprachige Kunsttherapie, 2024
Nicht nur die „Große Mutter“ im Sinne von Erich Neumann ist gespalten, auch der „Große Vater": Er... more Nicht nur die „Große Mutter“ im Sinne von Erich Neumann ist gespalten, auch der „Große Vater": Er entspricht dem narzisstischen Ideal, dessen Ebenbild wir sein möchten - als mächtiger und eifersüchtiger Schöpfer des Himmels und der Erde. Und er spaltet selbst indem er bei der Erschaffung der Welt Himmel und Erde, Wasser und Land, Tag und Nacht teilt. Beim Untergang der Welt - im Jüngsten Gericht - trennt er zwischen Gut und Böse. Wir Menschen sind seinem Urteil und seiner Bewertung ausgeliefert. Diese Sicht auf den Vater entspricht dem patriarchalischen Familienmodell. Dem gegenüber steht Josef, der weltliche Vater von Gottes Sohn. Er ist Zimmermann, hält die Laterne an der Krippe und zieht ein Kind auf, das er nicht selbst gezeugt hat. Josef verkörpert den „modernen Mann“, der präsent ist und sich fürsorglich kümmert, vielleicht aber in der Biographie des Sohnes verblasst.
Wie wirkt sich das Bild des Vaters auf das Selbstbild des Sohnes aus? Anhand von Selbstporträts von Richard Gerstl möchte ich fatale Spaltungsphänomene aufzeigen. Zwischen dem Bild des Vaters - unendlich mächtig in seiner distanzierten himmlischen und verdammenden Großartigkeit - und der Bedürftigkeit und Sehnsucht nach Anerkennung des Sohnes gibt es keine Kongruenz. Ein `good enough father´ konnte nicht wirksam werden, sodass Gerstl großartig gescheitert ist und sich mit 25 Jahren getötet hat.
Image, Aug 3, 2021
Anhand von zehn Gemälden, die einerseits auf einer künstlerischen, anderer-seits auf einer psycho... more Anhand von zehn Gemälden, die einerseits auf einer künstlerischen, anderer-seits auf einer psychologischen Ebene betrachtet werden, wird vor allem ein Phänomen diskutiert, das zur Malerei im Speziellen, aber auch zur Kunst im Allgemeinen gehört: Brüche, Verbergen, Verdrängen, Abspalten sollen in einen Diskurs geholt und damit ›benennbar‹ werden. Die Malerei kann gleich-zeitig ›verhüllen‹ und ›enthüllen‹. Damit überschreitet die Arbeit das ursprüng-lich genannte und in der Überschrift formulierte Ziel, ›Ärztinnen und Ärzte in der Malerei des 20. Jahrhunderts‹ darzustellen. Gleichzeitig wird deutlich, dass nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus der Kunstgeschichte und der Kultur-geschichte bearbeitet werden konnte.
Neben Gewalt ist Vernachlassigung in der fruhen Kindheit der Risikofaktor fur die Entwicklung ein... more Neben Gewalt ist Vernachlassigung in der fruhen Kindheit der Risikofaktor fur die Entwicklung einer Borderline-Personlichkeitsstorung (BPS). Anhand der Selbstbeschreibung von Camille Claudel und ihrer Kunstwerke wird die katastrophale Auswirkung von mangelndem Halt und fehlendem Spiel dargestellt. Therapeutisch kann die „haltende Funktion“ durch intersubjektives Spiel korpernah erlebt werden. „Halten“ und Winnicotts Konzept vom „Ubergangsobjekt“ verknupfe ich mit neurophysiologischen Erkenntnissen von Panksepp. Ursache der frei flottierenden Grundangst von Personen mit einer BPS ist die Erfahrung von Bruchigkeit in Beziehungen. Daher ist die nachtragliche Erfahrung von „haltender Umwelt“ fur den Therapieverlauf entscheidend. Im kreativen Spiel werden bruchige Erfahrungen durch Kontextahnlichkeit abgerufen und dann in der Intersubjektivitat mit der Therapeutin befriedigend nachgeholt und integriert. Somit starkt das intersubjektive Spiel das CARE-System. Dies fordert wiederum die Emo...
Psychosomatik im Zentrum, 2020
Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 2019
Splitting is a mechanism of defense against unbearable conditions. The object that is important f... more Splitting is a mechanism of defense against unbearable conditions. The object that is important for survival cannot be experienced as good and bad at the same time. Therefore, the dependent little child splits into a good and a bad mother. In stressful situations or in personality disorders, the defense of splitting occurs even in adults.
Pictures and sculptures visualize splitting phenomena. Therapeutically we try to unhide and integrate fragments and split-off parts. Works of art by recognized artists and patients show this vividly. Some of the artists presented are a ‘substitution’ for a dead sibling, e.g. Vincent van Gogh, Salvador Dali and Camille Claudel. This family constellation seems to foster splitting because the deceased first child is so idealized that the survivor never wins. Therapeutically, we use the artwork to recognize splitting phenomena and make aware of distortions. The patients are encouraged to develop multi-dimensional, coherent and integrated conceptions of the self and the object. The work of art is a bridge between extremes and fragments. The black-and-white perception of internalized object relations is lightened by gray tones and colorful nuances.
Zusammenfassung
Spaltung ist ein psychischer Abwehrmechanismus von unerträglichen Zuständen. Dabei wird ein frühkindlicher Zustand aktiviert, in dem das abhängige, kleine Kind das überlebenswichtige Objekt noch nicht mit guten und bösen Anteilen zugleich erleben kann. Daher spaltet es in eine extrem gute und in eine extrem böse Mutter. In Stresssituationen oder bei Persönlichkeitsstörungen bleibt die Abwehr der Spaltung über das Alter eines Kleinkinds hinaus erhalten (vgl. Ermann, 1997; Kernberg, 1988).
In Bildern und Skulpturen werden Spaltungsphänomene sichtbar. Einige der Künstler_innen, die vorgestellt werden, sind sog. „Ersatzkinder“ (z.B. Vincent van Gogh, Salvador Dali und Camille Claudel) – diese Familienkonstellation scheint Spaltungen zu begünstigen, weil das überlebende niemals an das verstorbene, idealisierte, erste Kind heranreicht. Therapeutisch nutzen wir das Kunstwerk, um Spaltungen und Verzerrungen zu erkennen und bewusst zu machen. Die Patient_innen werden angeregt, mehrdimensionale, zusammenhängende und integrierte Selbst- und Objektvorstellungen zu entwickeln. Dies gelingt vermittelt durch das Kunstwerk als Brücke zwischen Extremen und Bruchstücken. Die Schwarz-Weiß-Wahrnehmung der internalisierten Objektbeziehungen wird aufgelockert durch Grautöne und bunte Nuancen.
Was passiert, wenn Vertrauen schwindet? Etwas Vertrautes erscheint uns plötzlich fremd, unbereche... more Was passiert, wenn Vertrauen schwindet?
Etwas Vertrautes erscheint uns plötzlich fremd, unberechenbar, unheimlich. Das „Unheimliche“, über das wir keine Kontrolle haben, zieht uns in einen Strudel der Angst. Dieser Strudel ist eine überwältigende und manchmal länger anhaltende Stimmung, ausgeliefert zu sein. Das „Unheimliche“ taucht in der Malerei immer wieder auf. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Fragen: „Wie verwandelt sich namenlose, abgrundtiefe Angst in Imagination und Bilder? Wie hilft die Malerei, körperliche Wahrnehmungen zu symbolisieren? Und wie gelangt der Affekt über das Bild zum Narrativ und lässt sich schließlich in Sprache fassen?“ Nicht nur im Zuwarten und Verzögern wird etwas mit- teilbar. Die Kunst bietet die Bühne, auf der wir Unsagbares darstellen und verarbeiten können.
Traumatisierte haben oft keine Worte für das, was ihnen widerfahren ist. Doch unvermittelt und pl... more Traumatisierte haben oft keine Worte für das, was ihnen widerfahren ist. Doch unvermittelt und plötzlich taucht das Trauma lebhaft und hochaffektiv im Alltag auf. Scham und Angst verstärken Verschweigen und Verbergen. Kunst hilft, dies zu überleben: Überwältigende Gefühle wie Schmerz, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Angst, Wut etc. erhalten durch das Kunstwerk einen Rahmen, können ausgehalten und kommuniziert werden. Diese Kommunikation findet zuerst mit dem „inneren Anderen“ statt, dann aber auch mit dem Rezipienten.
Durch die Kunst werden Erinnerungsfragmente zu einem Narrativ geformt. Und dieses gestaltet Kontinuität in unserem Erleben und unserer Erinnerung, formt unsere Identität und integriert unsere Erfahrungen. Nach unproduktivem Grübeln ist der innovative, kreative Augenblick eine besonders bedeutsame Inspiration, eine Veränderung.
Diese Funktionen des Kunstwerks habe ich an der Geschichte ihrer Vergewaltigung und der beiden in diesen Epochen entstandenen Bilder der Barockmalerin Artemisia Gentileschi dargestellt.
Ihr Kunstwerk gestaltend, erlangt die Künstlerin Kontrolle über das, was ihr zugestoßen ist und ihr Leben überschattet. Sie dosiert ihre Konfrontation und tritt gleichzeitig mit unbewussten Wünschen und Abwehr in Kontakt. So gestaltet sie, womit und wie die weiße Leinwand gefüllt wird. Das autobiographische Narrativ ist das Produkt des kreativen Teils, der nicht mehr Opfer ist, sondern aktiv und selbst gestaltend überlebt.
Die Leere, das Fehlen von Struktur, die weiße Leinwand und das Fehlen eines Symbols werden gefüllt und verändert. Das schafft Sicherheit und stiftet Sinn. In Ungewissheit zu bleiben, lässt uns das gute Gefühl vermissen, gehalten zu werden, meint Winnicott („To be adrift in uncertainty is to feel un-held“). Das Kunstwerk dient als Container und eröffnet den Weg, erlittene Verluste zu betrauern und allmählich das Trauma zu überwinden.
Trauma victims are frequently unable to express their horror verbally. But all of a sudden the trauma breaks in vividly and running high. Fear and shame intensify silence and secrecy. Overwhelming feelings such as angst, helplessness, despair, and rage are contained and communicated in a work of art. First of all this communication takes place with the “inner other,” but then also with the recipients.
The memory of the trauma is highly affective, but the sense is missing. Dissociation leads to fragmentation. Therefore, it is of immense importance to shape a narrative. This narrative creates continuity in our experiences and memory, forms our identity, and integrates our experiences. A moment of inspiration after a phase of unproductive rumination is the essence of change and transformation.
I have illustrated this function of art using the paintings of the Baroque artist Artemisia Gentileschi.
Embodying her helplessness, fear, and aggression artistically, these works enabled the artist to regain control over what had happened to her. The autobiographic narrative is the product of her creativity and the part of herself that is no longer a helpless victim, but a survivor—an active young woman putting cruelty into shape and joining fragmentations together in a consistent narrative.
Emptiness and lack of structure, as well as the blank canvas and the absence of symbols, have to be filled and transformed to create security. In Winnicott’s words: “To be adrift in uncertainty is to feel un-held”. The work of art serves as container and opens the way to mourn for bereavement and to overcome traumatic experiences.
Books by Barbara Laimböck
Die Psyche als Ort der Gestaltung: Wenn Bilder zu Bewusstsein kommen, 2022
Copyright © 2022 fabrico verlag® Hannover sowie die Autorinnen und Autoren www.fabrico-verlag.de ... more Copyright © 2022 fabrico verlag® Hannover sowie die Autorinnen und Autoren www.fabrico-verlag.de Die Rechte an den Bildern liegen jeweils bei den Autor:innen bzw. sie wurden von diesen eingeholt!
Psychosomatik im Zentrum , 2022
Zusammenfassung Lust und Sexualität beruhen auf entwicklungsgeschichtlich alten, subkortikalen Ge... more Zusammenfassung
Lust und Sexualität beruhen auf entwicklungsgeschichtlich alten, subkortikalen Gehirnstrukturen. Gemeinsam mit Spieltrieb, Bindung, Angst, Trauer und Ärger bilden sie das Fundament unseres Soziallebens. Diese primären Motivationssysteme werden durch Kultur und Erziehung im Verlauf des Lebens modifiziert. Doch Anpassung hemmt und unterdrückt Lust und führt zu zahlreichen sexuellen Störungen. Die zentralen sexualtherapeutischen Fragen sind: Welche der primären Emotionen sind nicht ausbalanciert? Und wie lässt sich dies ändern? Anhand des Gedichts „Erklär mir, Liebe“ von Ingeborg Bachmann möchte ich aufzeigen, wie menschliches Begehren zwischen animalischer Begierde und idealisierender Erotik oszilliert. Poetisch integriert sie die affektive Neurowissenschaft in dieses Gedicht und bringt die Dichotomie von Lust und Nachdenken unter einen Hut, der sich im entscheidenden Moment lüftet.
Guter Sex dank Selbsthypnose So behandeln Sie Ihre sexuellen Probleme, 2021
Falls Sex ein Thema in Ihrem Leben ist – sei es, weil er zu oft, zu selten, gehemmt, schmerzhaft ... more Falls Sex ein Thema in Ihrem Leben ist – sei es, weil er zu oft, zu selten, gehemmt, schmerzhaft oder unbefriedigend, monoton oder exzentrisch oder gar nicht stattfindet – dann lesen Sie einfach dieses Buch. Viele Menschen beschäftigen Fragen wie diese: War ich gut? Was hält sie/er von mir? Bin ich ein guter Liebhaber? War der Orgasmus echt? Oh nein, nicht schon wieder! Hoffentlich klappt es heute! Wenn ich nur nicht wieder so schnell komme! Wie sag ich ihr/ihm, dass ich keine Lust habe? In diesem Selbsthilferatgeber hat die Sexualtherapeutin Dr. med. Barbara Laimböck Erfahrungen und Interventionen von 30 Jahren ärztlicher Tätigkeit mit Hypnosetherapie gesammelt. Sie erzählt Ihnen dazu Fallgeschichten, die therapeutische Wirkung erzielen. Auch Paarübungen stehen zur Verfügung. Probieren Sie es einfach aus und überraschen Sie die/den Partner*in.
Kunst trifft Psyche. 40 Jahre deutschsprachige Kunsttherapie, 2024
Nicht nur die „Große Mutter“ im Sinne von Erich Neumann ist gespalten, auch der „Große Vater": Er... more Nicht nur die „Große Mutter“ im Sinne von Erich Neumann ist gespalten, auch der „Große Vater": Er entspricht dem narzisstischen Ideal, dessen Ebenbild wir sein möchten - als mächtiger und eifersüchtiger Schöpfer des Himmels und der Erde. Und er spaltet selbst indem er bei der Erschaffung der Welt Himmel und Erde, Wasser und Land, Tag und Nacht teilt. Beim Untergang der Welt - im Jüngsten Gericht - trennt er zwischen Gut und Böse. Wir Menschen sind seinem Urteil und seiner Bewertung ausgeliefert. Diese Sicht auf den Vater entspricht dem patriarchalischen Familienmodell. Dem gegenüber steht Josef, der weltliche Vater von Gottes Sohn. Er ist Zimmermann, hält die Laterne an der Krippe und zieht ein Kind auf, das er nicht selbst gezeugt hat. Josef verkörpert den „modernen Mann“, der präsent ist und sich fürsorglich kümmert, vielleicht aber in der Biographie des Sohnes verblasst.
Wie wirkt sich das Bild des Vaters auf das Selbstbild des Sohnes aus? Anhand von Selbstporträts von Richard Gerstl möchte ich fatale Spaltungsphänomene aufzeigen. Zwischen dem Bild des Vaters - unendlich mächtig in seiner distanzierten himmlischen und verdammenden Großartigkeit - und der Bedürftigkeit und Sehnsucht nach Anerkennung des Sohnes gibt es keine Kongruenz. Ein `good enough father´ konnte nicht wirksam werden, sodass Gerstl großartig gescheitert ist und sich mit 25 Jahren getötet hat.
Image, Aug 3, 2021
Anhand von zehn Gemälden, die einerseits auf einer künstlerischen, anderer-seits auf einer psycho... more Anhand von zehn Gemälden, die einerseits auf einer künstlerischen, anderer-seits auf einer psychologischen Ebene betrachtet werden, wird vor allem ein Phänomen diskutiert, das zur Malerei im Speziellen, aber auch zur Kunst im Allgemeinen gehört: Brüche, Verbergen, Verdrängen, Abspalten sollen in einen Diskurs geholt und damit ›benennbar‹ werden. Die Malerei kann gleich-zeitig ›verhüllen‹ und ›enthüllen‹. Damit überschreitet die Arbeit das ursprüng-lich genannte und in der Überschrift formulierte Ziel, ›Ärztinnen und Ärzte in der Malerei des 20. Jahrhunderts‹ darzustellen. Gleichzeitig wird deutlich, dass nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus der Kunstgeschichte und der Kultur-geschichte bearbeitet werden konnte.
Neben Gewalt ist Vernachlassigung in der fruhen Kindheit der Risikofaktor fur die Entwicklung ein... more Neben Gewalt ist Vernachlassigung in der fruhen Kindheit der Risikofaktor fur die Entwicklung einer Borderline-Personlichkeitsstorung (BPS). Anhand der Selbstbeschreibung von Camille Claudel und ihrer Kunstwerke wird die katastrophale Auswirkung von mangelndem Halt und fehlendem Spiel dargestellt. Therapeutisch kann die „haltende Funktion“ durch intersubjektives Spiel korpernah erlebt werden. „Halten“ und Winnicotts Konzept vom „Ubergangsobjekt“ verknupfe ich mit neurophysiologischen Erkenntnissen von Panksepp. Ursache der frei flottierenden Grundangst von Personen mit einer BPS ist die Erfahrung von Bruchigkeit in Beziehungen. Daher ist die nachtragliche Erfahrung von „haltender Umwelt“ fur den Therapieverlauf entscheidend. Im kreativen Spiel werden bruchige Erfahrungen durch Kontextahnlichkeit abgerufen und dann in der Intersubjektivitat mit der Therapeutin befriedigend nachgeholt und integriert. Somit starkt das intersubjektive Spiel das CARE-System. Dies fordert wiederum die Emo...
Psychosomatik im Zentrum, 2020
Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 2019
Splitting is a mechanism of defense against unbearable conditions. The object that is important f... more Splitting is a mechanism of defense against unbearable conditions. The object that is important for survival cannot be experienced as good and bad at the same time. Therefore, the dependent little child splits into a good and a bad mother. In stressful situations or in personality disorders, the defense of splitting occurs even in adults.
Pictures and sculptures visualize splitting phenomena. Therapeutically we try to unhide and integrate fragments and split-off parts. Works of art by recognized artists and patients show this vividly. Some of the artists presented are a ‘substitution’ for a dead sibling, e.g. Vincent van Gogh, Salvador Dali and Camille Claudel. This family constellation seems to foster splitting because the deceased first child is so idealized that the survivor never wins. Therapeutically, we use the artwork to recognize splitting phenomena and make aware of distortions. The patients are encouraged to develop multi-dimensional, coherent and integrated conceptions of the self and the object. The work of art is a bridge between extremes and fragments. The black-and-white perception of internalized object relations is lightened by gray tones and colorful nuances.
Zusammenfassung
Spaltung ist ein psychischer Abwehrmechanismus von unerträglichen Zuständen. Dabei wird ein frühkindlicher Zustand aktiviert, in dem das abhängige, kleine Kind das überlebenswichtige Objekt noch nicht mit guten und bösen Anteilen zugleich erleben kann. Daher spaltet es in eine extrem gute und in eine extrem böse Mutter. In Stresssituationen oder bei Persönlichkeitsstörungen bleibt die Abwehr der Spaltung über das Alter eines Kleinkinds hinaus erhalten (vgl. Ermann, 1997; Kernberg, 1988).
In Bildern und Skulpturen werden Spaltungsphänomene sichtbar. Einige der Künstler_innen, die vorgestellt werden, sind sog. „Ersatzkinder“ (z.B. Vincent van Gogh, Salvador Dali und Camille Claudel) – diese Familienkonstellation scheint Spaltungen zu begünstigen, weil das überlebende niemals an das verstorbene, idealisierte, erste Kind heranreicht. Therapeutisch nutzen wir das Kunstwerk, um Spaltungen und Verzerrungen zu erkennen und bewusst zu machen. Die Patient_innen werden angeregt, mehrdimensionale, zusammenhängende und integrierte Selbst- und Objektvorstellungen zu entwickeln. Dies gelingt vermittelt durch das Kunstwerk als Brücke zwischen Extremen und Bruchstücken. Die Schwarz-Weiß-Wahrnehmung der internalisierten Objektbeziehungen wird aufgelockert durch Grautöne und bunte Nuancen.
Was passiert, wenn Vertrauen schwindet? Etwas Vertrautes erscheint uns plötzlich fremd, unbereche... more Was passiert, wenn Vertrauen schwindet?
Etwas Vertrautes erscheint uns plötzlich fremd, unberechenbar, unheimlich. Das „Unheimliche“, über das wir keine Kontrolle haben, zieht uns in einen Strudel der Angst. Dieser Strudel ist eine überwältigende und manchmal länger anhaltende Stimmung, ausgeliefert zu sein. Das „Unheimliche“ taucht in der Malerei immer wieder auf. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Fragen: „Wie verwandelt sich namenlose, abgrundtiefe Angst in Imagination und Bilder? Wie hilft die Malerei, körperliche Wahrnehmungen zu symbolisieren? Und wie gelangt der Affekt über das Bild zum Narrativ und lässt sich schließlich in Sprache fassen?“ Nicht nur im Zuwarten und Verzögern wird etwas mit- teilbar. Die Kunst bietet die Bühne, auf der wir Unsagbares darstellen und verarbeiten können.
Traumatisierte haben oft keine Worte für das, was ihnen widerfahren ist. Doch unvermittelt und pl... more Traumatisierte haben oft keine Worte für das, was ihnen widerfahren ist. Doch unvermittelt und plötzlich taucht das Trauma lebhaft und hochaffektiv im Alltag auf. Scham und Angst verstärken Verschweigen und Verbergen. Kunst hilft, dies zu überleben: Überwältigende Gefühle wie Schmerz, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Angst, Wut etc. erhalten durch das Kunstwerk einen Rahmen, können ausgehalten und kommuniziert werden. Diese Kommunikation findet zuerst mit dem „inneren Anderen“ statt, dann aber auch mit dem Rezipienten.
Durch die Kunst werden Erinnerungsfragmente zu einem Narrativ geformt. Und dieses gestaltet Kontinuität in unserem Erleben und unserer Erinnerung, formt unsere Identität und integriert unsere Erfahrungen. Nach unproduktivem Grübeln ist der innovative, kreative Augenblick eine besonders bedeutsame Inspiration, eine Veränderung.
Diese Funktionen des Kunstwerks habe ich an der Geschichte ihrer Vergewaltigung und der beiden in diesen Epochen entstandenen Bilder der Barockmalerin Artemisia Gentileschi dargestellt.
Ihr Kunstwerk gestaltend, erlangt die Künstlerin Kontrolle über das, was ihr zugestoßen ist und ihr Leben überschattet. Sie dosiert ihre Konfrontation und tritt gleichzeitig mit unbewussten Wünschen und Abwehr in Kontakt. So gestaltet sie, womit und wie die weiße Leinwand gefüllt wird. Das autobiographische Narrativ ist das Produkt des kreativen Teils, der nicht mehr Opfer ist, sondern aktiv und selbst gestaltend überlebt.
Die Leere, das Fehlen von Struktur, die weiße Leinwand und das Fehlen eines Symbols werden gefüllt und verändert. Das schafft Sicherheit und stiftet Sinn. In Ungewissheit zu bleiben, lässt uns das gute Gefühl vermissen, gehalten zu werden, meint Winnicott („To be adrift in uncertainty is to feel un-held“). Das Kunstwerk dient als Container und eröffnet den Weg, erlittene Verluste zu betrauern und allmählich das Trauma zu überwinden.
Trauma victims are frequently unable to express their horror verbally. But all of a sudden the trauma breaks in vividly and running high. Fear and shame intensify silence and secrecy. Overwhelming feelings such as angst, helplessness, despair, and rage are contained and communicated in a work of art. First of all this communication takes place with the “inner other,” but then also with the recipients.
The memory of the trauma is highly affective, but the sense is missing. Dissociation leads to fragmentation. Therefore, it is of immense importance to shape a narrative. This narrative creates continuity in our experiences and memory, forms our identity, and integrates our experiences. A moment of inspiration after a phase of unproductive rumination is the essence of change and transformation.
I have illustrated this function of art using the paintings of the Baroque artist Artemisia Gentileschi.
Embodying her helplessness, fear, and aggression artistically, these works enabled the artist to regain control over what had happened to her. The autobiographic narrative is the product of her creativity and the part of herself that is no longer a helpless victim, but a survivor—an active young woman putting cruelty into shape and joining fragmentations together in a consistent narrative.
Emptiness and lack of structure, as well as the blank canvas and the absence of symbols, have to be filled and transformed to create security. In Winnicott’s words: “To be adrift in uncertainty is to feel un-held”. The work of art serves as container and opens the way to mourn for bereavement and to overcome traumatic experiences.
Die Psyche als Ort der Gestaltung: Wenn Bilder zu Bewusstsein kommen, 2022
Copyright © 2022 fabrico verlag® Hannover sowie die Autorinnen und Autoren www.fabrico-verlag.de ... more Copyright © 2022 fabrico verlag® Hannover sowie die Autorinnen und Autoren www.fabrico-verlag.de Die Rechte an den Bildern liegen jeweils bei den Autor:innen bzw. sie wurden von diesen eingeholt!
Psychosomatik im Zentrum , 2022
Zusammenfassung Lust und Sexualität beruhen auf entwicklungsgeschichtlich alten, subkortikalen Ge... more Zusammenfassung
Lust und Sexualität beruhen auf entwicklungsgeschichtlich alten, subkortikalen Gehirnstrukturen. Gemeinsam mit Spieltrieb, Bindung, Angst, Trauer und Ärger bilden sie das Fundament unseres Soziallebens. Diese primären Motivationssysteme werden durch Kultur und Erziehung im Verlauf des Lebens modifiziert. Doch Anpassung hemmt und unterdrückt Lust und führt zu zahlreichen sexuellen Störungen. Die zentralen sexualtherapeutischen Fragen sind: Welche der primären Emotionen sind nicht ausbalanciert? Und wie lässt sich dies ändern? Anhand des Gedichts „Erklär mir, Liebe“ von Ingeborg Bachmann möchte ich aufzeigen, wie menschliches Begehren zwischen animalischer Begierde und idealisierender Erotik oszilliert. Poetisch integriert sie die affektive Neurowissenschaft in dieses Gedicht und bringt die Dichotomie von Lust und Nachdenken unter einen Hut, der sich im entscheidenden Moment lüftet.
Guter Sex dank Selbsthypnose So behandeln Sie Ihre sexuellen Probleme, 2021
Falls Sex ein Thema in Ihrem Leben ist – sei es, weil er zu oft, zu selten, gehemmt, schmerzhaft ... more Falls Sex ein Thema in Ihrem Leben ist – sei es, weil er zu oft, zu selten, gehemmt, schmerzhaft oder unbefriedigend, monoton oder exzentrisch oder gar nicht stattfindet – dann lesen Sie einfach dieses Buch. Viele Menschen beschäftigen Fragen wie diese: War ich gut? Was hält sie/er von mir? Bin ich ein guter Liebhaber? War der Orgasmus echt? Oh nein, nicht schon wieder! Hoffentlich klappt es heute! Wenn ich nur nicht wieder so schnell komme! Wie sag ich ihr/ihm, dass ich keine Lust habe? In diesem Selbsthilferatgeber hat die Sexualtherapeutin Dr. med. Barbara Laimböck Erfahrungen und Interventionen von 30 Jahren ärztlicher Tätigkeit mit Hypnosetherapie gesammelt. Sie erzählt Ihnen dazu Fallgeschichten, die therapeutische Wirkung erzielen. Auch Paarübungen stehen zur Verfügung. Probieren Sie es einfach aus und überraschen Sie die/den Partner*in.