Philippe Greif | University of Kassel (original) (raw)
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Papers by Philippe Greif
sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, 2016
Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltv... more Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch der Begriff riot ist trotz seiner teils regen Verwendung in Medien und Wissenschaft nach wie vor diffus und unscharf. Neben diesen konzeptionellen Leerstellen gibt es in den Sozialwissenschaften bisher kein klar umrissenes Forschungsfeld zu riots. Auch der Sozialen Bewegungsforschung gelingt es nicht, riots als Protestphänomene zu fassen. Vor dem Hintergrund dieser Lücken im Forschungsstand versucht sich der vorliegende Text an einer wissenschaftlichen Verortung von riot als Phänomen und als Begriff. Dabei werden zwei zentrale Aspekte der bisherigen sozialwissenschaftlichen Debatte zu riots untersucht: das Verhältnis zwischen riots und Gewalt sowie das Verhältnis zwischen riots und dem Politischen.Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch ...
Jungen in Bildungskontexten Männlichkeit, Geschlecht und Pädagogik in Kindheit und Jugend, 2022
Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die ethnografische Beforschung einer gemischtgeschl... more Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die ethnografische Beforschung einer gemischtgeschlechtlichen Tanzgruppe. In deren Rahmen wurde festgestellt, dass Männlichkeit als Geschlechterkonstruktion bei teilnehmenden Jungen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren in Bezug auf ihre Teilnahme an der Tanzgruppe weder auf der Deutungs- noch auf der Handlungsebene als maßgeblich strukturierender Distinktionsmechanismus hervortritt. Dabei fällt auf, dass sich sowohl die teilnehmenden Jungen als auch die teilnehmenden Mädchen positiv auf ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Tanzgruppe beziehen. Vor dem Hintergrund dieser Feststellung diskutieren wir in dem vorliegenden Artikel das Verhältnis von Zugehörigkeit, Distinktion und Männlichkeit in gemischtgeschlechtlichen Settings non-formaler Bildung. Wir stellen die These auf, dass eine positiv empfundene Zugehörigkeit bei Jungen zur Folge haben kann, dass Männlichkeitskonstruktionen als Distinktionsmechanismen in gemischtgeschlechtlichen Gruppenkontexten in ihren Deutungen und Handlungspraxen in den Hintergrund treten.
Wenn man an das moderne Banken- und Geschäftsviertel La Défense oder an das weltberühmte Schloss ... more Wenn man an das moderne Banken- und Geschäftsviertel La Défense oder an das weltberühmte Schloss von Versailles denkt, sind das Orte, die man trotz ihrer geographischen Lage außerhalb von Paris kaum mit der Bezeichnung Banlieue in Verbindung bringen wird. Wenn von der Banlieue die Rede ist, geht es meist um sogenannte zones urbaines sensibles/ZUS, um soziale Brennpunkte, die überwiegend mit negativen Assoziationen belegt sind und bestimmte stereotype Bilder hervorrufen: Graffiti, ausgebrannte Autowracks und männliche Jugendliche mit Kapuzenpullovern, die in Gruppen vor heruntergekommenen Hochhaussiedlungen, sogenannten cités oder quartiers, „herumlungern“ .
Fett, faul und fies. Mediale Inszenierungen gesellschaftlicher ›Randgruppen‹ erfolgen oftmals unt... more Fett, faul und fies. Mediale Inszenierungen gesellschaftlicher ›Randgruppen‹ erfolgen oftmals unter Bezugnahme auf vermeintlich ›hässliche‹ und als ungepflegt dargestellte Körper. Bei der stereotypisierenden Darstellung dieser sogenannten ›Unterschicht‹, spielen Zuschreibungen und Abwertungen eine zentrale Rolle. Dabei wird, oftmals auf sexistische Weise, eine bestimmte Inszenierung von Körperlichkeit mit Vernachlässigung, Faulheit, Maßlosigkeit und Laster in Verbindung gebracht. Von dem schmerbäuchigen PEGIDA-Anhänger über die alleinerziehende Hartz-4- Mutter, bis hin zur Schrott(platz)-Familie dienen diese (Fremd-)Körper der Anderen als Projektionsflächen bürgerlicher Abstiegsängste. Im Kontext einer zunehmenden Verunsicherung der Mittelschicht entsteht das Bedürfnis nach Abgrenzung von einem abgehängten Prekariat.
Natürlich, schön, fit. Dem entgegen steht ein individualisierter Körper-, Fitness- und Ernährungskult, in dem die Pflege des eigenen Körpers individuell vermessen und als Projekt gemanagt wird. »Push your limits«, »free yourself« und »you can do it« – Selbstoptimierung als neoliberaler Lebensstil. Die bewusste und disziplinierte Zurichtung des eigenen Körpers und Geistes mittels Fitness-Apps, Yoga, Personal Trainer und Ernährungsplan, wird entlang hegemonialer Leitbilder als Investition in die persönliche Zukunft propagiert und steht damit ganz im »Neuen Geiste des Kapitalismus«. Die gesellschaftliche Konstruktion von ›Problemkörpern‹ – z.B. als ungesund, unförmig, ungepflegt – und negative Klassenzuschreibungen gehen oftmals Hand in Hand, so unsere These. In unserem Beitrag wollen wir uns vor diesem Hintergrund dem Zusammenhang von Lookismus/Körpernormierung und Klasse/Klassismus widmen.
Feministisch-kritischer Wissenschaft geht es um eine engagierte wissenschaftliche Praxis, die sic... more Feministisch-kritischer Wissenschaft geht es um eine engagierte wissenschaftliche Praxis, die sich von der Kritik an Ungleichheitsverhältnissen, Ausschlüssen und Diskriminierungen qua Geschlecht absetzt und an Vorstellungen von Solidarität und Gerechtigkeit orientiert. Damit ist unhintergehbar eine normative Dimension verbunden. Zugleich hat feministisch-kritische Wissenschaft eine normativitätsskeptische Perspektive entwickelt, mit der sie auf die machtvollen Wirkungen von Normen und Normalitätsvorstellungen aufmerksam macht und unhinterfragte Denkvoraussetzungen und Handlungsorientierungen radikal dekonstruiert. Die interdisziplinären Beiträge des Bandes diskutieren die Frage der Normativität und die damit verbundenen Ambivalenzen nicht nur im Kontext der Geschlechterverhältnisse.
Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltv... more Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch der Begriff riot ist trotz seiner teils regen Verwendung in Medien und Wissenschaft nach wie vor diffus und unscharf. Neben diesen konzeptionellen Leerstellen gibt es in den Sozialwissenschaften bisher kein klar umrissenes Forschungsfeld zu riots. Auch der Sozialen Bewegungsforschung gelingt es nicht, riots als Protestphänomene zu fassen. Vor dem Hintergrund dieser Lücken im Forschungsstand versucht sich der vorliegende Text an einer wissenschaftlichen Verortung von riot als Phänomen und als Begriff. Dabei werden zwei zentrale Aspekte der bisherigen sozialwissenschaftlichen Debatte zu riots untersucht: das Verhältnis zwischen riots und Gewalt sowie das Verhältnis zwischen riots und dem Politischen.
London Calling Paris. Zur Relevanz der Kategorie Männlichkeit für eine intersektionale Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa
"Anfang August 2011 kam es in mehreren Städten Englands fünf Tage lang zu massiven Ausschreitunge... more "Anfang August 2011 kam es in mehreren Städten Englands fünf Tage lang zu massiven Ausschreitungen von randalierenden Jugendlichen. Auslöser dieser Unruhen war der Tod eines 29 jährigen Schwarzen, der von der Polizei erschossen wurde.
Im Verlauf der folgenden Tage breiteten sich die Unruhen von Tottenham ausgehend über weitere Londoner Stadtviertel und zahlreiche andere Städte Englands aus. Bei solchen Ausschreitungen handelt es sich weder um ein neues Phänomen noch ist die Debatte um gewaltbereite Jugendliche, die ganze Stadtviertel demolieren und in Brand setzen, neu. Die sozio-politischen Konflikte in den französischen Vorstädten, die spätestens seit dem November 2005 europaweit für urbanes Chaos, Angst vor Verbrechen,"Rassenprobleme" und die negativen Folgen der Deindustrialisierung stehen, eskalierten in den vergangenen Jahren mehrfach in massenhaften Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei.
Der aktuelle Forschungsstand zu urbanen Jugendaufständen zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass geschlechtersensible Analyseansätze einen bisher lediglich marginalen Eingang gefunden haben. Über die gelegentliche Feststellung hinaus, dass es sich bei "den Jugendlichen" mehrheitlich um männliche Jugendliche handelt, wird nicht die Frage gestellt, wie diese Aufstände als kollektive Handlungspraxis mit Männlichkeit als geschlechtlicher Konstruktion in Zusammenhang stehen. Entlang der Leitfrage, auf welche Weise die Faktoren Männlichkeit, Adoleszenz, Ethnizität, soziale Benachteiligung und ein konflikthaftes Verhältnis zur Polizei in den Aufständen zusammenwirken, soll im vorliegenden Artikel diskutiert werden, inwiefern die kritische Männlichkeitsforschung zu einer umfassenden intersektionalen Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa beitragen kann. "
Interviews by Philippe Greif
detektor.fm | Forschungsquartett | Riots, 2020
Egal, ob 2005 in den Pariser Vororten, beim G20-Gipfel in Hamburg oder den antirassistischen Prot... more Egal, ob 2005 in den Pariser Vororten, beim G20-Gipfel in Hamburg oder den antirassistischen Protesten in den USA: Alle werden sie als Riots betitelt. Dabei sind die Fälle kaum vergleichbar. Was meint also dieser uneindeutige Begriff?
taz.hamburg, 2019
Philippe Greif: Philippe Greif: Die Frage ist ja, welche Implikationen ergeben sich aus dem Selbs... more Philippe Greif: Philippe Greif: Die Frage ist ja, welche Implikationen ergeben sich aus dem Selbstverständnis Mann. Es gibt ja ganz unterschiedliche Verständnisse davon, was Mann-Sein bedeutet. Für manche gehört da ein Penis in der biologischen Erscheinung dazu und für andere nicht.
Interview mit Philippe Greif über Riots, gewaltvolle Ausschreitungen und Straßenunruhen, als Ausd... more Interview mit Philippe Greif über Riots, gewaltvolle Ausschreitungen und Straßenunruhen, als Ausdrucksformen von Sozialprotest anlässlich des Jahrestages der Proteste gegen den G20 Gipfel in Hamburg.
Sendung: "Aus Kultur- und Sozialwissenschaften", vom 05.07.2018, Deutschlandfunk.
Was ist eigentlich Männlichkeit? Gibt es so etwas wie Männlichkeit überhaupt? Und wenn ja, wie vi... more Was ist eigentlich Männlichkeit? Gibt es so etwas wie Männlichkeit überhaupt? Und wenn ja, wie viele? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die "kritische Männlichkeitsforschung". Dabei soll dem gesellschaftlichen Begriffen von "männlich" und "weiblich" auf den Grund gegangen werden. Wir haben mit Philippe Greif darüber gesprochen, wie Männlichkeiten entstehen, warum es so schwer ist sie zu definieren und warum die Männlichkeitsforschung gerade für Feminist*innen interessant sein kann.
Der massive Abbau von Arbeitsplätzen im industriellen Sektor infolge neoliberaler Wirtschaftsmaßn... more Der massive Abbau von Arbeitsplätzen im industriellen Sektor infolge neoliberaler Wirtschaftsmaßnahmen seit den 1970er Jahren besiegelte das Schicksal der sogenannten ‚roten Vorstädte‘ als traditioneller Bastion der Gewerkschaften und der kommunistischen Partei in Frankreich. Heutzutage werden mit dem Stereotyp ‚banlieue‘ überwiegend Politikverdrossenheit, Unorganisiertheit und mangelndes politisches Interesse beziehungsweise Engagement verknüpft. Doch gerade die landesweiten Aufstände von 2005, die mit dem Tod der beiden Jugendlichen Zyed Benna und Bouna Traoré in Clichy-sous-Bois ihren Ausgang nahmen, führten zu der Gründung einer Vielzahl an politischen Assoziationen und Initiativen. Im Oktober 2015 jährten sich die Aufstände zum zehnten Mal. Zeit zurück zu blicken. Eine Bestandsaufnahme aus Sicht von Aktivisten des Kollektivs Brigade Anti-Négrophobie und der Parti des Indigènes de la République aus Paris.
Für s u b \ u r b a n sprach Philippe Greif mit dem französischen Politikwissenschaftler Dr. Fabi... more Für s u b \ u r b a n sprach Philippe Greif mit dem französischen Politikwissenschaftler Dr. Fabien Jobard über den Begriff riot, städtische Gewalt und Konfliktlinien im aktuellen Forschungsstand zu diesen Themen. Fabien Jobard ist Directeur de recherche am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und derzeit als Gastforscher am Zentrum Marc Bloch in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Soziologie der Polizei und die Rechtsprechung. Zusammen mit David Paddington und Mike King ist er Herausgeber des 2013 erschienenen Sammelbandes "Rioting in the UK and France. A comparative analysis".
Book Reviews by Philippe Greif
Soziologische Revue, 2019
Andrea Bambey / Hans-Walter Gumbinger, Neue Väter? Rollenmodelle zwischen Anspruch und Wirklichke... more Andrea Bambey / Hans-Walter Gumbinger, Neue Väter? Rollenmodelle zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Frankfurt a. M./New York: Campus 2017, 351 S., kt., 34,95 €
Lothar Böhnisch, Der modularisierte Mann. Eine Sozialtheorie der Männlichkeit. Bielefeld: transcript 2018, 256 S., kt., 24,99 €
Romit Chowdhury / Zaid Al Baset (Eds.), Men and Feminism in India. London/New York: Routledge 2018, 256 S., kt., 82,39 €
Diana Lengersdorf / Michael Meuser (Hrsg.), Männlichkeiten und der Strukturwandel von Erwerbsarbeit in globalisierten Gesellschaften. Diagnosen und Perspektiven. Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2016, 198 S., br., 24,95 €
Paul Scheibelhofer, Der fremd-gemachte Mann. Zur Konstruktion von Männlichkeiten im Migrationskontext. Wiesbaden: Springer VS 2018, 229 S., br., 44,99 €
Michael Tunç, Väterforschung und Väterarbeit in der Migrationsgesellschaft. Rassismuskritische und intersektionale Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS 2018, 453 S., br., 59,99 €
Seit Mitte der 1990er Jahre erfreut sich das Konzept der Hegemonialen Männlichkeit der australischen Soziologin Raewyn Connell insbesondere im deutschsprachigen Raum einer hohen Beliebtheit (Connell, 1995). Was das Konzept trotz aller Kritik nach wie vor attraktiv macht, ist, dass es aus einer intersektionalen Perspektive entlang gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse einen differenzierten Blick auf unterschiedliche Konstruktionen von Männlichkeit ermöglicht. Allen Unterschieden zum Trotz ist verschiedenen Männlichkeitskonstruktionen die Bedürftigkeit gemein, sich auf abwertende Weise von ‚Weiblichkeit(en)‘ abzugrenzen. Erst durch diesen Herrschaftscharakter in seiner relationalen Verwiesenheit kann Männlichkeit als soziale Konstruktion hervortreten und wirksam werden. Vor diesem Hintergrund nehmen wir mit Besorgnis zur Kenntnis, dass die Relationalität patriarchaler Geschlechterkonstruktionen (Bereswill, 2014) oftmals aus dem erkenntnistheoretischen Blick der sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Männlichkeit(en) gerät. Vergleichbare Konzeptionierungen von Weiblichkeit(en) oder gar ein Konzept ‚Hegemonialer Weiblichkeit‘ wurden bislang nicht verfolgt. Sylka Scholz weist darauf hin, dass Arbeiten, die Männlichkeit(en) in Bezug auf das Geschlechterverhältnis analysieren und dabei eine grundlegende Revision theoretischer Ansätze anstreben, eine eklatante Leerstelle im aktuellen Forschungsstand darstellen (Scholz, 2010). Vor diesem Hintergrund werfen Feminist*innen zurecht u. a. die provokante Frage auf, ob eine kanonische Fokussierung auf (Hegemoniale) Männlichkeit, die im Übrigen noch überwiegend von weißen akademischen Cis-Männern in Anschlag gebracht wird, entgegen ihres expliziten pro-feministischen Anspruchs letztlich nicht doch Gefahr läuft, zu einer Erhaltung männlicher Herrschaft beizutragen (Kurz-Scherf, 2010).
Als Grundlage unserer vorliegenden Sammelbesprechung verschiedener aktueller Titel, welche den Anspruch verfolgen, sich (kritisch) mit Männern und Männlichkeit(en) auseinanderzusetzen, nehmen wir daher eine explizite feministisch-emanzipatorische Perspektive ein, die danach fragt, was die diskutierten Beiträge in einem pro-feministischen Sinne interessant erscheinen lässt. Im Fokus der Besprechung stehen damit, gerahmt durch den soeben dargestellten Blick, die Fragen: Wie Männlichkeit und Mann-Sein in den unterschiedlichen Beiträgen in Bezug auf Feminismen diskutiert werden und ob bzw. welche divergierenden theoretischen Konzeptualisierungen sich erkennen lassen. Unsere Absicht ist es, den Leser*innen einen fundierten Überblick über die jeweilige Lektüre mit ihren Stärken zu geben sowie auch pointierte Angebote kritischer Lesarten zu machen.
Besprochen von Dr. Irmgard Diewald: Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Soziologie, TU Darmstadt, E ˗ Mail: diewald@ifs.tu-darmstadt.de und Philippe Greif: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dissens-Institut für Bildung und Forschung e.V., E ˗ Mail: philippe.greif@dissens.de
Seit 40 Jahren befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerika im Krieg gegen Drogen, und das w... more Seit 40 Jahren befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerika im Krieg gegen Drogen, und das weitgehend erfolglos. Wenngleich die ergriffenen, überwiegend repressiven, Maßnahmen nicht einmal ansatzweise nachhaltig etwas gegen die zerstörerischen Auswirkungen von illegalem Drogenhandel und Drogenkonsum auszurichten vermögen, haben sie für den Alltag vieler Bewohner_innen sozial benachteiligter Stadtviertel US-amerikanischer Großstädte dennoch weitreichende Konsequenzen. Alice Goffmans jüngst erschienene Ethnografie On the Run. Fugitive Life in an American City setzt genau hier an. Insgesamt sechs Jahre hat Goffman in einem sogenannten marginalisierten Viertel von Philadelphia gelebt und während dieser Zeit tiefe Einblicke in den Alltag der dort lebenden Menschen gewonnen. Ergebnis ist eine detailreiche Analyse der destruktiven Auswirkungen einer repressiven Polizeipräsenz auf die alltäglichen sozialen Strukturen und Dynamiken sozial benachteiligter Stadtviertel.
Editorships by Philippe Greif
Pünktlich zum 1. Mai erscheint unser Themenheft riots. Darin werfen wir Blicke in Nachbarländer, ... more Pünktlich zum 1. Mai erscheint unser Themenheft riots. Darin werfen wir Blicke in Nachbarländer, auf andere Kontinente und in die Bundesrepublik. Riots sind ein vielschichtiges und in der Forschung umstrittenes Phänomen – diesem Umstand haben wir versucht mit vielfältigen empirischen Beispielen, disziplinären Zugängen und Blickwinkeln Rechnung zu tragen. Eines ist unseren Beiträgen aber gemeinsam: Sie betonen die politische Seite von riots, beschreiben sie als soziales und ökonomisch eingebettetes Phänomen und unterstreichen damit ihre Relevanz für die wissenschaftliche Analyse und die politische Bewegung.
s u b \ u r b a n zeitschrift für kritische stadtforschung 2016 band 4, heft 1 www.zeitschrift-suburban.de
Talks by Philippe Greif
PROTEST! AUFSTAND UND AUFBEGEHREN IN DIKTATUR UND DEMOKRATIE – GESCHICHTE UND GEGENWART Lautstar... more PROTEST!
AUFSTAND UND AUFBEGEHREN IN DIKTATUR UND DEMOKRATIE – GESCHICHTE UND GEGENWART
Lautstark auf der Straße, heimlich im Verborgenen, global im Netz: Menschen finden vielfältige Wege, ihren politischen (Un-)Willen zu bekunden. Wofür bzw. wogegen sie protestieren und mit welchem Risiko sie aufbegehren, hängt ganz wesentlich vom politischen System ab: Während Demokratien Versammlungsfreiheit gewähren und von der Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger leben, unter- drücken Diktaturen jegliche Art von Protest.
Anlässlich des 70. Jahrestags des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 steht das demokratische Potenzial von Protest im Mittelpunkt der Tagung: Trägt er die Demokratie und erträgt sie ihn? Wie viel gesellschaftliche Binde- bzw. Sprengkraft besitzt politischer Aktivismus und wie verändert er die politische Kultur? Was kann Protest gegen autoritäre Regime bewirken und welche Risiken gehen auf- ständische Menschen ein? Und lassen sich Akteure, Anliegen und Aktionsformen widerständiger Bewegungen in Demokratie und Diktatur überhaupt vergleichen? Expertinnen und Experten sowie Träger historischer und gegenwärtiger Proteste beleuchten übergrei- fende Aspekte wie Protestformen, Kommunikation, Erinnerung und mögliche gesellschaftliche Lernprozesse.
Ausgehend von der Annahme, dass Männer in patriarchalen Verhältnissen nicht von Sexismus betroffe... more Ausgehend von der Annahme, dass Männer in patriarchalen Verhältnissen nicht von Sexismus betroffen sein können, geht der Vortrag der Frage nach, warum Feminismus auch für Männer wichtig ist. In einem einführenden Überblick wird dabei zunächst das komplexe Verhältnis von Männern zu Männlichkeit(en) beleuchtet, um aufzuzeigen, dass Männer auf Kosten von Frauen von den herrschenden Geschlechterverhältnissen profitieren. Bezogen auf andere Diskriminierungsverhältnisse ergibt sich ein komplexes Bild von Unter- und Überprivilegierung. Eine (an)erkennende Auseinandersetzung mit Feminismus bedeutet für Männer also einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit ihren Privilegien zu entwickeln. Darüber hinaus ermöglicht eine feministische Perspektive Männern zu erkennen, dass ihnen durch Männlichkeit als vergeschlechtlichte Praxis wesentliche Zugänge zu sich selbst und Anderen verstellt werden.
Der Vortrag ist Teil der fortgeführten Veranstaltungsreihe "Feminismus im Alltag". Nachdem die Reihe im Wintersemester 19/20 mit Themen wie Feminismus im Kapitalismus, kritische Elternschaft und Awareness im Nachtleben gestartet ist, folgt nun der zweite Teil mit insgesamt sechs Veranstaltungen, die aufgrund der aktuellen Corona-Situation leider alle online stattfinden müssen. Zum gesamten Programm geht's hier: https://www.asta.uni-hamburg.de/.../feminismusimalltag.html
Podiumsdiskussion: Männlichkeit(en) - Globale Perspektiven 05.10.2018 19:00 - 21:30 Uhr Berlin... more Podiumsdiskussion: Männlichkeit(en) - Globale Perspektiven
05.10.2018
19:00 - 21:30 Uhr
Berlin
https://www.dermannalsfeminist.de
sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, 2016
Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltv... more Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch der Begriff riot ist trotz seiner teils regen Verwendung in Medien und Wissenschaft nach wie vor diffus und unscharf. Neben diesen konzeptionellen Leerstellen gibt es in den Sozialwissenschaften bisher kein klar umrissenes Forschungsfeld zu riots. Auch der Sozialen Bewegungsforschung gelingt es nicht, riots als Protestphänomene zu fassen. Vor dem Hintergrund dieser Lücken im Forschungsstand versucht sich der vorliegende Text an einer wissenschaftlichen Verortung von riot als Phänomen und als Begriff. Dabei werden zwei zentrale Aspekte der bisherigen sozialwissenschaftlichen Debatte zu riots untersucht: das Verhältnis zwischen riots und Gewalt sowie das Verhältnis zwischen riots und dem Politischen.Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch ...
Jungen in Bildungskontexten Männlichkeit, Geschlecht und Pädagogik in Kindheit und Jugend, 2022
Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die ethnografische Beforschung einer gemischtgeschl... more Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die ethnografische Beforschung einer gemischtgeschlechtlichen Tanzgruppe. In deren Rahmen wurde festgestellt, dass Männlichkeit als Geschlechterkonstruktion bei teilnehmenden Jungen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren in Bezug auf ihre Teilnahme an der Tanzgruppe weder auf der Deutungs- noch auf der Handlungsebene als maßgeblich strukturierender Distinktionsmechanismus hervortritt. Dabei fällt auf, dass sich sowohl die teilnehmenden Jungen als auch die teilnehmenden Mädchen positiv auf ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Tanzgruppe beziehen. Vor dem Hintergrund dieser Feststellung diskutieren wir in dem vorliegenden Artikel das Verhältnis von Zugehörigkeit, Distinktion und Männlichkeit in gemischtgeschlechtlichen Settings non-formaler Bildung. Wir stellen die These auf, dass eine positiv empfundene Zugehörigkeit bei Jungen zur Folge haben kann, dass Männlichkeitskonstruktionen als Distinktionsmechanismen in gemischtgeschlechtlichen Gruppenkontexten in ihren Deutungen und Handlungspraxen in den Hintergrund treten.
Wenn man an das moderne Banken- und Geschäftsviertel La Défense oder an das weltberühmte Schloss ... more Wenn man an das moderne Banken- und Geschäftsviertel La Défense oder an das weltberühmte Schloss von Versailles denkt, sind das Orte, die man trotz ihrer geographischen Lage außerhalb von Paris kaum mit der Bezeichnung Banlieue in Verbindung bringen wird. Wenn von der Banlieue die Rede ist, geht es meist um sogenannte zones urbaines sensibles/ZUS, um soziale Brennpunkte, die überwiegend mit negativen Assoziationen belegt sind und bestimmte stereotype Bilder hervorrufen: Graffiti, ausgebrannte Autowracks und männliche Jugendliche mit Kapuzenpullovern, die in Gruppen vor heruntergekommenen Hochhaussiedlungen, sogenannten cités oder quartiers, „herumlungern“ .
Fett, faul und fies. Mediale Inszenierungen gesellschaftlicher ›Randgruppen‹ erfolgen oftmals unt... more Fett, faul und fies. Mediale Inszenierungen gesellschaftlicher ›Randgruppen‹ erfolgen oftmals unter Bezugnahme auf vermeintlich ›hässliche‹ und als ungepflegt dargestellte Körper. Bei der stereotypisierenden Darstellung dieser sogenannten ›Unterschicht‹, spielen Zuschreibungen und Abwertungen eine zentrale Rolle. Dabei wird, oftmals auf sexistische Weise, eine bestimmte Inszenierung von Körperlichkeit mit Vernachlässigung, Faulheit, Maßlosigkeit und Laster in Verbindung gebracht. Von dem schmerbäuchigen PEGIDA-Anhänger über die alleinerziehende Hartz-4- Mutter, bis hin zur Schrott(platz)-Familie dienen diese (Fremd-)Körper der Anderen als Projektionsflächen bürgerlicher Abstiegsängste. Im Kontext einer zunehmenden Verunsicherung der Mittelschicht entsteht das Bedürfnis nach Abgrenzung von einem abgehängten Prekariat.
Natürlich, schön, fit. Dem entgegen steht ein individualisierter Körper-, Fitness- und Ernährungskult, in dem die Pflege des eigenen Körpers individuell vermessen und als Projekt gemanagt wird. »Push your limits«, »free yourself« und »you can do it« – Selbstoptimierung als neoliberaler Lebensstil. Die bewusste und disziplinierte Zurichtung des eigenen Körpers und Geistes mittels Fitness-Apps, Yoga, Personal Trainer und Ernährungsplan, wird entlang hegemonialer Leitbilder als Investition in die persönliche Zukunft propagiert und steht damit ganz im »Neuen Geiste des Kapitalismus«. Die gesellschaftliche Konstruktion von ›Problemkörpern‹ – z.B. als ungesund, unförmig, ungepflegt – und negative Klassenzuschreibungen gehen oftmals Hand in Hand, so unsere These. In unserem Beitrag wollen wir uns vor diesem Hintergrund dem Zusammenhang von Lookismus/Körpernormierung und Klasse/Klassismus widmen.
Feministisch-kritischer Wissenschaft geht es um eine engagierte wissenschaftliche Praxis, die sic... more Feministisch-kritischer Wissenschaft geht es um eine engagierte wissenschaftliche Praxis, die sich von der Kritik an Ungleichheitsverhältnissen, Ausschlüssen und Diskriminierungen qua Geschlecht absetzt und an Vorstellungen von Solidarität und Gerechtigkeit orientiert. Damit ist unhintergehbar eine normative Dimension verbunden. Zugleich hat feministisch-kritische Wissenschaft eine normativitätsskeptische Perspektive entwickelt, mit der sie auf die machtvollen Wirkungen von Normen und Normalitätsvorstellungen aufmerksam macht und unhinterfragte Denkvoraussetzungen und Handlungsorientierungen radikal dekonstruiert. Die interdisziplinären Beiträge des Bandes diskutieren die Frage der Normativität und die damit verbundenen Ambivalenzen nicht nur im Kontext der Geschlechterverhältnisse.
Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltv... more Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch der Begriff riot ist trotz seiner teils regen Verwendung in Medien und Wissenschaft nach wie vor diffus und unscharf. Neben diesen konzeptionellen Leerstellen gibt es in den Sozialwissenschaften bisher kein klar umrissenes Forschungsfeld zu riots. Auch der Sozialen Bewegungsforschung gelingt es nicht, riots als Protestphänomene zu fassen. Vor dem Hintergrund dieser Lücken im Forschungsstand versucht sich der vorliegende Text an einer wissenschaftlichen Verortung von riot als Phänomen und als Begriff. Dabei werden zwei zentrale Aspekte der bisherigen sozialwissenschaftlichen Debatte zu riots untersucht: das Verhältnis zwischen riots und Gewalt sowie das Verhältnis zwischen riots und dem Politischen.
London Calling Paris. Zur Relevanz der Kategorie Männlichkeit für eine intersektionale Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa
"Anfang August 2011 kam es in mehreren Städten Englands fünf Tage lang zu massiven Ausschreitunge... more "Anfang August 2011 kam es in mehreren Städten Englands fünf Tage lang zu massiven Ausschreitungen von randalierenden Jugendlichen. Auslöser dieser Unruhen war der Tod eines 29 jährigen Schwarzen, der von der Polizei erschossen wurde.
Im Verlauf der folgenden Tage breiteten sich die Unruhen von Tottenham ausgehend über weitere Londoner Stadtviertel und zahlreiche andere Städte Englands aus. Bei solchen Ausschreitungen handelt es sich weder um ein neues Phänomen noch ist die Debatte um gewaltbereite Jugendliche, die ganze Stadtviertel demolieren und in Brand setzen, neu. Die sozio-politischen Konflikte in den französischen Vorstädten, die spätestens seit dem November 2005 europaweit für urbanes Chaos, Angst vor Verbrechen,"Rassenprobleme" und die negativen Folgen der Deindustrialisierung stehen, eskalierten in den vergangenen Jahren mehrfach in massenhaften Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei.
Der aktuelle Forschungsstand zu urbanen Jugendaufständen zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass geschlechtersensible Analyseansätze einen bisher lediglich marginalen Eingang gefunden haben. Über die gelegentliche Feststellung hinaus, dass es sich bei "den Jugendlichen" mehrheitlich um männliche Jugendliche handelt, wird nicht die Frage gestellt, wie diese Aufstände als kollektive Handlungspraxis mit Männlichkeit als geschlechtlicher Konstruktion in Zusammenhang stehen. Entlang der Leitfrage, auf welche Weise die Faktoren Männlichkeit, Adoleszenz, Ethnizität, soziale Benachteiligung und ein konflikthaftes Verhältnis zur Polizei in den Aufständen zusammenwirken, soll im vorliegenden Artikel diskutiert werden, inwiefern die kritische Männlichkeitsforschung zu einer umfassenden intersektionalen Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa beitragen kann. "
detektor.fm | Forschungsquartett | Riots, 2020
Egal, ob 2005 in den Pariser Vororten, beim G20-Gipfel in Hamburg oder den antirassistischen Prot... more Egal, ob 2005 in den Pariser Vororten, beim G20-Gipfel in Hamburg oder den antirassistischen Protesten in den USA: Alle werden sie als Riots betitelt. Dabei sind die Fälle kaum vergleichbar. Was meint also dieser uneindeutige Begriff?
taz.hamburg, 2019
Philippe Greif: Philippe Greif: Die Frage ist ja, welche Implikationen ergeben sich aus dem Selbs... more Philippe Greif: Philippe Greif: Die Frage ist ja, welche Implikationen ergeben sich aus dem Selbstverständnis Mann. Es gibt ja ganz unterschiedliche Verständnisse davon, was Mann-Sein bedeutet. Für manche gehört da ein Penis in der biologischen Erscheinung dazu und für andere nicht.
Interview mit Philippe Greif über Riots, gewaltvolle Ausschreitungen und Straßenunruhen, als Ausd... more Interview mit Philippe Greif über Riots, gewaltvolle Ausschreitungen und Straßenunruhen, als Ausdrucksformen von Sozialprotest anlässlich des Jahrestages der Proteste gegen den G20 Gipfel in Hamburg.
Sendung: "Aus Kultur- und Sozialwissenschaften", vom 05.07.2018, Deutschlandfunk.
Was ist eigentlich Männlichkeit? Gibt es so etwas wie Männlichkeit überhaupt? Und wenn ja, wie vi... more Was ist eigentlich Männlichkeit? Gibt es so etwas wie Männlichkeit überhaupt? Und wenn ja, wie viele? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die "kritische Männlichkeitsforschung". Dabei soll dem gesellschaftlichen Begriffen von "männlich" und "weiblich" auf den Grund gegangen werden. Wir haben mit Philippe Greif darüber gesprochen, wie Männlichkeiten entstehen, warum es so schwer ist sie zu definieren und warum die Männlichkeitsforschung gerade für Feminist*innen interessant sein kann.
Der massive Abbau von Arbeitsplätzen im industriellen Sektor infolge neoliberaler Wirtschaftsmaßn... more Der massive Abbau von Arbeitsplätzen im industriellen Sektor infolge neoliberaler Wirtschaftsmaßnahmen seit den 1970er Jahren besiegelte das Schicksal der sogenannten ‚roten Vorstädte‘ als traditioneller Bastion der Gewerkschaften und der kommunistischen Partei in Frankreich. Heutzutage werden mit dem Stereotyp ‚banlieue‘ überwiegend Politikverdrossenheit, Unorganisiertheit und mangelndes politisches Interesse beziehungsweise Engagement verknüpft. Doch gerade die landesweiten Aufstände von 2005, die mit dem Tod der beiden Jugendlichen Zyed Benna und Bouna Traoré in Clichy-sous-Bois ihren Ausgang nahmen, führten zu der Gründung einer Vielzahl an politischen Assoziationen und Initiativen. Im Oktober 2015 jährten sich die Aufstände zum zehnten Mal. Zeit zurück zu blicken. Eine Bestandsaufnahme aus Sicht von Aktivisten des Kollektivs Brigade Anti-Négrophobie und der Parti des Indigènes de la République aus Paris.
Für s u b \ u r b a n sprach Philippe Greif mit dem französischen Politikwissenschaftler Dr. Fabi... more Für s u b \ u r b a n sprach Philippe Greif mit dem französischen Politikwissenschaftler Dr. Fabien Jobard über den Begriff riot, städtische Gewalt und Konfliktlinien im aktuellen Forschungsstand zu diesen Themen. Fabien Jobard ist Directeur de recherche am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und derzeit als Gastforscher am Zentrum Marc Bloch in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Soziologie der Polizei und die Rechtsprechung. Zusammen mit David Paddington und Mike King ist er Herausgeber des 2013 erschienenen Sammelbandes "Rioting in the UK and France. A comparative analysis".
Soziologische Revue, 2019
Andrea Bambey / Hans-Walter Gumbinger, Neue Väter? Rollenmodelle zwischen Anspruch und Wirklichke... more Andrea Bambey / Hans-Walter Gumbinger, Neue Väter? Rollenmodelle zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Frankfurt a. M./New York: Campus 2017, 351 S., kt., 34,95 €
Lothar Böhnisch, Der modularisierte Mann. Eine Sozialtheorie der Männlichkeit. Bielefeld: transcript 2018, 256 S., kt., 24,99 €
Romit Chowdhury / Zaid Al Baset (Eds.), Men and Feminism in India. London/New York: Routledge 2018, 256 S., kt., 82,39 €
Diana Lengersdorf / Michael Meuser (Hrsg.), Männlichkeiten und der Strukturwandel von Erwerbsarbeit in globalisierten Gesellschaften. Diagnosen und Perspektiven. Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2016, 198 S., br., 24,95 €
Paul Scheibelhofer, Der fremd-gemachte Mann. Zur Konstruktion von Männlichkeiten im Migrationskontext. Wiesbaden: Springer VS 2018, 229 S., br., 44,99 €
Michael Tunç, Väterforschung und Väterarbeit in der Migrationsgesellschaft. Rassismuskritische und intersektionale Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS 2018, 453 S., br., 59,99 €
Seit Mitte der 1990er Jahre erfreut sich das Konzept der Hegemonialen Männlichkeit der australischen Soziologin Raewyn Connell insbesondere im deutschsprachigen Raum einer hohen Beliebtheit (Connell, 1995). Was das Konzept trotz aller Kritik nach wie vor attraktiv macht, ist, dass es aus einer intersektionalen Perspektive entlang gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse einen differenzierten Blick auf unterschiedliche Konstruktionen von Männlichkeit ermöglicht. Allen Unterschieden zum Trotz ist verschiedenen Männlichkeitskonstruktionen die Bedürftigkeit gemein, sich auf abwertende Weise von ‚Weiblichkeit(en)‘ abzugrenzen. Erst durch diesen Herrschaftscharakter in seiner relationalen Verwiesenheit kann Männlichkeit als soziale Konstruktion hervortreten und wirksam werden. Vor diesem Hintergrund nehmen wir mit Besorgnis zur Kenntnis, dass die Relationalität patriarchaler Geschlechterkonstruktionen (Bereswill, 2014) oftmals aus dem erkenntnistheoretischen Blick der sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Männlichkeit(en) gerät. Vergleichbare Konzeptionierungen von Weiblichkeit(en) oder gar ein Konzept ‚Hegemonialer Weiblichkeit‘ wurden bislang nicht verfolgt. Sylka Scholz weist darauf hin, dass Arbeiten, die Männlichkeit(en) in Bezug auf das Geschlechterverhältnis analysieren und dabei eine grundlegende Revision theoretischer Ansätze anstreben, eine eklatante Leerstelle im aktuellen Forschungsstand darstellen (Scholz, 2010). Vor diesem Hintergrund werfen Feminist*innen zurecht u. a. die provokante Frage auf, ob eine kanonische Fokussierung auf (Hegemoniale) Männlichkeit, die im Übrigen noch überwiegend von weißen akademischen Cis-Männern in Anschlag gebracht wird, entgegen ihres expliziten pro-feministischen Anspruchs letztlich nicht doch Gefahr läuft, zu einer Erhaltung männlicher Herrschaft beizutragen (Kurz-Scherf, 2010).
Als Grundlage unserer vorliegenden Sammelbesprechung verschiedener aktueller Titel, welche den Anspruch verfolgen, sich (kritisch) mit Männern und Männlichkeit(en) auseinanderzusetzen, nehmen wir daher eine explizite feministisch-emanzipatorische Perspektive ein, die danach fragt, was die diskutierten Beiträge in einem pro-feministischen Sinne interessant erscheinen lässt. Im Fokus der Besprechung stehen damit, gerahmt durch den soeben dargestellten Blick, die Fragen: Wie Männlichkeit und Mann-Sein in den unterschiedlichen Beiträgen in Bezug auf Feminismen diskutiert werden und ob bzw. welche divergierenden theoretischen Konzeptualisierungen sich erkennen lassen. Unsere Absicht ist es, den Leser*innen einen fundierten Überblick über die jeweilige Lektüre mit ihren Stärken zu geben sowie auch pointierte Angebote kritischer Lesarten zu machen.
Besprochen von Dr. Irmgard Diewald: Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Soziologie, TU Darmstadt, E ˗ Mail: diewald@ifs.tu-darmstadt.de und Philippe Greif: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dissens-Institut für Bildung und Forschung e.V., E ˗ Mail: philippe.greif@dissens.de
Seit 40 Jahren befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerika im Krieg gegen Drogen, und das w... more Seit 40 Jahren befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerika im Krieg gegen Drogen, und das weitgehend erfolglos. Wenngleich die ergriffenen, überwiegend repressiven, Maßnahmen nicht einmal ansatzweise nachhaltig etwas gegen die zerstörerischen Auswirkungen von illegalem Drogenhandel und Drogenkonsum auszurichten vermögen, haben sie für den Alltag vieler Bewohner_innen sozial benachteiligter Stadtviertel US-amerikanischer Großstädte dennoch weitreichende Konsequenzen. Alice Goffmans jüngst erschienene Ethnografie On the Run. Fugitive Life in an American City setzt genau hier an. Insgesamt sechs Jahre hat Goffman in einem sogenannten marginalisierten Viertel von Philadelphia gelebt und während dieser Zeit tiefe Einblicke in den Alltag der dort lebenden Menschen gewonnen. Ergebnis ist eine detailreiche Analyse der destruktiven Auswirkungen einer repressiven Polizeipräsenz auf die alltäglichen sozialen Strukturen und Dynamiken sozial benachteiligter Stadtviertel.
Pünktlich zum 1. Mai erscheint unser Themenheft riots. Darin werfen wir Blicke in Nachbarländer, ... more Pünktlich zum 1. Mai erscheint unser Themenheft riots. Darin werfen wir Blicke in Nachbarländer, auf andere Kontinente und in die Bundesrepublik. Riots sind ein vielschichtiges und in der Forschung umstrittenes Phänomen – diesem Umstand haben wir versucht mit vielfältigen empirischen Beispielen, disziplinären Zugängen und Blickwinkeln Rechnung zu tragen. Eines ist unseren Beiträgen aber gemeinsam: Sie betonen die politische Seite von riots, beschreiben sie als soziales und ökonomisch eingebettetes Phänomen und unterstreichen damit ihre Relevanz für die wissenschaftliche Analyse und die politische Bewegung.
s u b \ u r b a n zeitschrift für kritische stadtforschung 2016 band 4, heft 1 www.zeitschrift-suburban.de
PROTEST! AUFSTAND UND AUFBEGEHREN IN DIKTATUR UND DEMOKRATIE – GESCHICHTE UND GEGENWART Lautstar... more PROTEST!
AUFSTAND UND AUFBEGEHREN IN DIKTATUR UND DEMOKRATIE – GESCHICHTE UND GEGENWART
Lautstark auf der Straße, heimlich im Verborgenen, global im Netz: Menschen finden vielfältige Wege, ihren politischen (Un-)Willen zu bekunden. Wofür bzw. wogegen sie protestieren und mit welchem Risiko sie aufbegehren, hängt ganz wesentlich vom politischen System ab: Während Demokratien Versammlungsfreiheit gewähren und von der Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger leben, unter- drücken Diktaturen jegliche Art von Protest.
Anlässlich des 70. Jahrestags des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 steht das demokratische Potenzial von Protest im Mittelpunkt der Tagung: Trägt er die Demokratie und erträgt sie ihn? Wie viel gesellschaftliche Binde- bzw. Sprengkraft besitzt politischer Aktivismus und wie verändert er die politische Kultur? Was kann Protest gegen autoritäre Regime bewirken und welche Risiken gehen auf- ständische Menschen ein? Und lassen sich Akteure, Anliegen und Aktionsformen widerständiger Bewegungen in Demokratie und Diktatur überhaupt vergleichen? Expertinnen und Experten sowie Träger historischer und gegenwärtiger Proteste beleuchten übergrei- fende Aspekte wie Protestformen, Kommunikation, Erinnerung und mögliche gesellschaftliche Lernprozesse.
Ausgehend von der Annahme, dass Männer in patriarchalen Verhältnissen nicht von Sexismus betroffe... more Ausgehend von der Annahme, dass Männer in patriarchalen Verhältnissen nicht von Sexismus betroffen sein können, geht der Vortrag der Frage nach, warum Feminismus auch für Männer wichtig ist. In einem einführenden Überblick wird dabei zunächst das komplexe Verhältnis von Männern zu Männlichkeit(en) beleuchtet, um aufzuzeigen, dass Männer auf Kosten von Frauen von den herrschenden Geschlechterverhältnissen profitieren. Bezogen auf andere Diskriminierungsverhältnisse ergibt sich ein komplexes Bild von Unter- und Überprivilegierung. Eine (an)erkennende Auseinandersetzung mit Feminismus bedeutet für Männer also einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit ihren Privilegien zu entwickeln. Darüber hinaus ermöglicht eine feministische Perspektive Männern zu erkennen, dass ihnen durch Männlichkeit als vergeschlechtlichte Praxis wesentliche Zugänge zu sich selbst und Anderen verstellt werden.
Der Vortrag ist Teil der fortgeführten Veranstaltungsreihe "Feminismus im Alltag". Nachdem die Reihe im Wintersemester 19/20 mit Themen wie Feminismus im Kapitalismus, kritische Elternschaft und Awareness im Nachtleben gestartet ist, folgt nun der zweite Teil mit insgesamt sechs Veranstaltungen, die aufgrund der aktuellen Corona-Situation leider alle online stattfinden müssen. Zum gesamten Programm geht's hier: https://www.asta.uni-hamburg.de/.../feminismusimalltag.html
Podiumsdiskussion: Männlichkeit(en) - Globale Perspektiven 05.10.2018 19:00 - 21:30 Uhr Berlin... more Podiumsdiskussion: Männlichkeit(en) - Globale Perspektiven
05.10.2018
19:00 - 21:30 Uhr
Berlin
https://www.dermannalsfeminist.de
Frankreichs Banlieue-Vorstädte werden heute in erster Linie mit sozialen Problemlagen, Verwahrlos... more Frankreichs Banlieue-Vorstädte werden heute in erster Linie mit sozialen Problemlagen, Verwahrlosung und Politikverdrossenheit in Verbindung gebracht. Diese territoriale Stigmatisierung verdeckt, dass die quartiers populaires auf eine Geschichte von politischen Mobilisierungen und sozialen Kämpfen zurückblicken können die in einem direkten Zusammenhang mit der (post-)kolonialen Migrationsgeschichte Frankreichs steht. Ausgehend von der sogenannten „Krise der Banlieues“ gibt der Vortrag einen Überblick über die Entwicklung dieser politischen Mobilisierungen deren Anfänge bis in die 1980er Jahre zu den ersten Banlieue-Revolten und dem sogenannten „Marsch für die Gleichheit und gegen den Rassismus“ zurückgehen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Kulturalisierung sozialer Konflikte wird diese historische Perspektive schließlich mit der gegenwärtigen Kontinuität sozialer Kämpfe in Frankreichs Vorstädten verknüpft.
"Der Verdacht, anti-feministische Forschung zu treiben, ist quasi ein Generalverdacht gegen männl... more "Der Verdacht, anti-feministische Forschung zu treiben, ist quasi ein Generalverdacht gegen männliche Wissenschaftsproduktion, der sich im Laufe feministischer (Wissenschafts-)Kritik als überaus berechtigt erwiesen hat. Doch in den 1970er Jahren entwickelten sich innerhalb des geschlechterpolitischen Diskurses die „Critical Men’s Studies“ als Bestandteil einer interdisziplinären kritischen Erforschung der Geschlechterverhältnisse. Wie steht es also um das Verhältnis von Männern, Männlichkeit und Wissenschaft? Was ist eigentlich kritisch an der “kritischen Männlichkeitsforschung”? Was sind ihre zentralen Ansprüche? Geht es dabei um Männer oder um Männlichkeit? Und was hat das eigentlich alles mit Feminismus zu tun? Oder wäre eine berechtigtere Frage: Hat das wirklich alles immer mit Feminismus zu tun? Der Vortrag gibt einen Einblick in die Entstehung u. Entwicklung “kritischer Männlichkeitsforschung”, kritisiert die aktuelle Schlagseite des Diskurses und diskutiert konzeptionelle Reflexionen und Erweiterungen."
Hass - eine interdisziplinäre Betrachtung gesellschaftlicher Zerwürfnisse
f o r f u r t h e r i n f o r ma t i o n : www. g e n d e r . u n i -mu e n c h e n . d e Or g a ... more f o r f u r t h e r i n f o r ma t i o n : www. g e n d e r . u n i -mu e n c h e n . d e Or g a n i z e d b y P r o f . Dr . P a u l a -I r e n e Vi l l a .
19.05.2017 10h-17h Workshop: "Riots. Violence as politics?" (in englischer Sprache, hierfür Anm... more 19.05.2017
10h-17h Workshop:
"Riots. Violence as politics?"
(in englischer Sprache, hierfür Anmeldung erwünscht unter: riot_workshop@riseup.net)
20.05.2017
12h-14h Einführungsvortrag:
"Carte blanche à la police! Frankreich zwischen Ausnahmezustand, sozialem Massenprotest gegen die "Loi travail" und Polizeigewalt"
- Bernard Schmid (Aktivist, Journalist, Jurist, Paris)
15h-18h Vorträge und Podiumsdiskussion:
"Proteste gegen Polizeigewalt in der Pariser Banlieue"
(Mit Französisch-Deutscher Übersetzung)
Marwan Mohammed (Soziologe, Centre Maurice Halbwachs, Paris)
Fatima Ouassak (Politologin, Koordinatoren des Netzwerks "Classe/Genre/Race", Bagnolet - Departement Seine-Saint-Denis)
Almamy Kanouté (Militanter Aktivist, Mitbegründer der Bewegung Émergence, Fresnes - Departement Val-de-Marne)
Moderation:
Fabien Jobard (Politologe, Centre Marc Bloch, Berlin)
" Riots " continue to make headlines in the media, usually as a violent reaction to occurrences o... more " Riots " continue to make headlines in the media, usually as a violent reaction to occurrences of police brutality, or in the context of broader political protest and movement mobilizations as, for example, in demonstrations turning violent or movements applying both violent and non-violent forms of action as given in the context of the " Nuit Débout " protests directed against the labour market reforms 2016 in France. However, all too often the notion of " riots " is used in a seemingly self-evident way, leaving more questions than answers. While there have arguably been new developments in conceptualizing and studying riots in recent scientific publications, this critical observation still holds true not only for discourses on riots in the mass media, but also for many scientific contributions dealing with riots in one way or the other. Apart from describing clashes with the police, sometimes involving attacks on private or public property, looting or arson, there is no shared definition of the term " riots " , nor is there an agreement on how to study riots, their effects concerning social change or processes of political subjectivation. With its focus on durable organizational frameworks and long-lasting processes of mobilization, the research on social movements often excludes the seemingly spontaneous, unorganized and violent forms of action. The fact that rioters may not always articulate their demands in conventional ways, like offering messages and claims on signs and leaflets, seems to further interfere with their inclusion into Social Movement Studies. On the other hand, when riots are addressed through the lens of collective violence, they are often dealt with as one form of violent group behavior among others, thereby disregarding the specific motivational and structural aspects regularly involved in the emergence of riots. Therefore, both Social Movement Studies as well as research on (collective) violence often still exclude riots as a subject of research, or they tend to describe riots as somehow apolitical phenomena. Even when social inequality is acknowledged as a causal factor, studies often describe riots as a fatalistic reaction to social circumstances and living conditions, thus failing to recognize rioters as political subjects and the processes of political subjectivation involved. Following up on the Riot-Workshop series of the Arbeitskreis Riot (AK Riot) at the Institut für Protest-und Bewegungsforschung (ipb) in Berlin, we are pleased to invite you to the 6 th workshop as part of the international two-day conference " Riots. Violence as politics? ". We want to discuss with you riots as a concept and phenomenon and therefore give room for presentations of your research regarding riots.
Die Konzentration verschiedener sozialer Ungleichheiten macht urbane Räume auf ganz unterschiedli... more Die Konzentration verschiedener sozialer Ungleichheiten macht urbane Räume auf ganz unterschiedliche Weise zu Schauplätzen sozialer Konflikte. Historisch wie aktuell sind sie Austragungsort für Massendemonstrationen und andere Aktionsformen von Protestbewegungen, und immer wieder auch für sogenannte riots: Jugendaufstände in marginalisierten Vierteln europäischer Metropolen, food riots als Proteste gegen steigende Lebensmittelpreise in Städten des globalen Südens und ritualisierte Kämpfe zwischen linken Gruppierungen und staatlichen Ordnungsinstitutionen sind einige Beispiele hierfür. Trotz der unterschiedlichen Kontexte, in denen riots stattfinden, werden ihnen gemeinhin Charakteristika wie Spontanität, Unorganisiertheit und Gewalt zugeschrieben.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Protestformen und widerständigen Praktiken ist bisher vor allem in der Sozialen Bewegungsforschung zu verorten. Somit stellen Phänomene oder Ereignisse, die sich nicht mit den gängigen Definitionskriterien für neue soziale Bewegungen erfassen lassen, in diesem Rahmen eine analytische Herausforderung dar. So wird kontrovers diskutiert, ob riots überhaupt als politisch gelten können. Daher bleiben sie als Forschungsobjekte tendenziell ausgeschlossen. Zwar gibt es Analysen, die untersuchen, welche Beweggründe Menschen dazu motivieren, an einem riot teilzunehmen und sich damit für eine bestimmte Art der Artikulation im öffentlichen Raum zu entscheiden. Ebenso ist gefragt worden, wie riots diskursiv verhandelt, repräsentiert, vereinnahmt und in Beziehung zu anderen gesellschaftlichen Konflikten gesetzt werden. Aber es bleibt umstritten, was der Begriff riot umfasst, welchen analytischen Mehrwert er hat, und in welchem Verhältnis er zu Begriffen wie „Revolte“, „Aufstand“ oder „Massenprotest“ steht.
Das geplante Themenheft zu riots möchte diese konzeptuelle Offenheit als Chance begreifen, um sich aus verschiedenen theoretischen Perspektiven dem Phänomen kritisch anzunähern.
In recent years “Riots” could be observed in various regions around the globe. Far from being a n... more In recent years “Riots” could be observed in various regions around the globe. Far from being a new phenomenon, there seems to be nevertheless an increase in this very particular form of contentious politics: From the Maydan square in the Ukraine, to the uprisings at Taksim Square in Turkey, the steady unrest in various countries in the European Union, food riots in Ouagadougou, revolts in northern Africa, and the recurring émeutes in French Banlieues.
Being a hotly discussed topic within the media landscape, the term “Riot“ is all too often used in a seemingly self-evident way. However, neither the media nor the academic discourses provide a clear definition of what riots actually are and how they distinguish themselves from other forms of resistance such as revolts, everyday resistances, protests, uprisings, social movements, civil disobedience etc. It is therefore worth taking a closer look at the phenomenon in the context of the multilayered effects of neoliberal capitalism and the current economic and financial crisis.
Following up on the previous workshops in February 2014 and December 2013, we are happy to invite you to the third workshop of this series, that is concerned with “Riots & Resistance”. As a result of previous discussions, this third workshop is designed as a mixture of colloquium and open discussion, aiming to provide an open and interdisciplinary space for discussing research projects in progress, as well as methodological and empirical questions.
"Following up to the fruitful and interdisciplinary discussions At the first „Riot!“ workshop in ... more "Following up to the fruitful and interdisciplinary discussions At the first „Riot!“ workshop in December 2013, where we discussed a broad range of research projects (MA and PhD theses), engaging with the topic of riots and rioting in different geographical and historical contexts, from squatting movements in Potsdam in the 1980s and 1990s, to urban uprisings in Manchester, Paris and Stockholm, to food riots in Burkina Faso and 18 th century slave insurrections in the Caribbean, we are glad to announce that a second workshop will take place in late February.
If you want to present your own work, please indicate the topic so we can include it in our programme. For all presentations, please prepare a handout or a draft paper and send it to us by the 21 st of February, so we can circulate it among all participants. Presentations and handouts can be in English or German.
In case you have any questions, please do not hesitate to contact us. We are looking forward to hearing from you!
Janna Frenzel (jannafrenzel@gmx.de)
Philippe Greif (phi.greif@googlemail.com) "