Julia Frick | University of Zurich, Switzerland (original) (raw)
Books by Julia Frick
Die vorliegende Studie gilt dem poetischen Prinzip der Kürzung, das zu einem Kernelement literari... more Die vorliegende Studie gilt dem poetischen Prinzip der Kürzung, das zu einem Kernelement literarischer Praxis schlechthin gehört. Sie bietet erstmals eine gattungsspezifische Bestimmung einer historischen Abbreviationspoetik, wie sie sich in Kurzfassungen mittelhochdeutscher Epen konstituiert. Ausgehend von einem zeitlichen Spektrum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert und anhand modellhafter Konstellationen wird ein für das Verfahren der Kürzung systematisches Profil erarbeitet. Ziel ist es, formale Strukturen und ästhetische Spielräume sichtbar zu machen, die sich zwischen unterschiedlichen Überlieferungssymbiosen, wechselnden literarhistorischen und mediengeschichtlichen Kontexten ergeben. Literarische Kürzung erscheint damit als historisch spezifische poetische Praxis, die es erlaubt, eine Präzisierung des für die Germanistische Mediävistik einschlägigen Konzepts der ›Kurzfassung‹ vorzunehmen.
Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der R... more Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio
als einen bewussten Vorgang der Reduktion und als eine sinnstift
ende Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugs texte.
Er führt interdisziplinäre sowie komparatistische Perspektiven
auf das rhetorisch-poetische Prinzip zusammen und arbeitet so
über einzelne Textsorten hinausgehende Formen und Funktionen
heraus.
Anhand der Analyse antiker, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher
Texte profi lieren die Beiträge systematische und historische
Aspekte der literarischen Kürzung im Spannungsfeld von
Latinität und Volkssprache.
Dynamiken literarischer Form im Mittelalter, 2020
Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äuß... more Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äußere Gestalt‹, ›Idee‹, ›Abbild‹) auf den gestaltenden Umgang mit sprachlich-thematischem Material (materia). In einem Spannungsfeld von Tradition und Neuerung bringt die Literatur des Mittelalters eigene Spielarten sprachlich-formalen Ausdrucks hervor. Die Beiträge des Bandes wollen die historische Dynamik von Form-Inhalt-Konzepten sichtbar machen: Gibt es Neuerung nur auf der Formseite (artificium)? Wie wirkt die Formsemantik auf die Formgebung zurück?
Unter fünf Aspekten zeichnen die Beiträge Dynamiken literarischer Form für die höfische Epik und Lyrik des 13. Jahrhunderts nach: Probleme literarischer Wertung im Spannungsfeld von Form und Inhalt, ontologische und poetologische Formdiskurse im historischen Kontext, Interferenzen von Formsemantik und Formgebung, Form als Überbietungskunst sowie Formproduktion im Hinblick auf ihre Rezeption.
Die erste deutsche Übersetzung von Vergils ›Aeneis‹ überhaupt ist die des Franziskaners, promovie... more Die erste deutsche Übersetzung von Vergils ›Aeneis‹ überhaupt ist die des Franziskaners, promovierten Theologen, Juristen und poeta laureatus Thomas Murner (1475–1537). Ihre kultur- und literarhistorische Bedeutung dokumentiert sich einerseits durch ihre Zugehörigkeit zum Umfeld des Widmungsträgers Kaiser Maximilians I., andererseits durch den bewusst inszenierten humanistischen Gestus des Verfassers: Murner habe Vergils Werk, so die Vorrede, ›von latynschem
todt in tütsches leben erquicket‹. Mit der vorliegenden Arbeit wird das langjährige Desiderat – eine Edition von Murners Werk – eingelöst. Sie bietet die deutsche ›Aeneis‹ in dem von Murner angezielten historischen Benutzungsmodus: Dem deutschen Text wird synoptisch Murners lateinische Vorlage gegenüberstellt. Weil Murners ›Aeneis‹-Übersetzung zu den ›ungelesenen‹ Texten der Frühen Neuzeit gehört, greifen die Untersuchungen eine Reihe von Themensegmenten auf, die der Forschung mögliche Richtungen weisen und Wege bahnen können.
Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äuß... more Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äußere Gestalt‹, ›Idee‹, ›Abbild‹) auf den gestaltenden Umgang mit sprachlich-thematischem Material (materia). In einem Spannungsfeld von Tradition und Neuerung bringt die Literatur des Mittelalters eigene Spielarten sprachlich-formalen Ausdrucks hervor. Die Beiträge des Bandes wollen die historische Dynamik von Form-Inhalt-Konzepten sichtbar machen: Gibt es Neuerung nur auf der Formseite (artificium)? Wie wirkt die Formsemantik auf die Formgebung zurück?
Unter fünf Aspekten zeichnen die Beiträge Dynamiken literarischer Form für die höfische Epik und Lyrik des 13. Jahrhunderts nach: Probleme literarischer Wertung im Spannungsfeld von Form und Inhalt, ontologische und poetologische Formdiskurse im historischen Kontext, Interferenzen von Formsemantik und Formgebung, Form als Überbietungskunst sowie Formproduktion im Hinblick auf ihre Rezeption.
'wildekeit'. Spielräume literarischer 'obscuritas' im Mittelalter. Hg. von Susanne Köbele und Julia Frick. Berlin 2018., 2018
Der Band zielt auf ambivalente Dynamiken literarischer ‚obscuritas‘ im Mittelalter. Für die heter... more Der Band zielt auf ambivalente Dynamiken literarischer ‚obscuritas‘ im Mittelalter. Für die heterogene Praxis und Theorie „dunkler“ Rede soll die angestrebte Epochenprägnanz über eine möglichst enge Zusammenführung verschiedener Ebenen erreicht werden, mit der konzeptionellen Pointe, ‚obscuritas‘ nicht nur über ihr striktes bild- und begriffslogisches Gegenteil zu bestimmen (etwa: ‚perspicuitas‘, ‚claritas‘, ‚cristallîniu wortelîn‘), sondern quer dazu auch über ihr semantisch schillerndes, nur teilweise kongruentes mittelhochdeutsches Äquivalent ‚wildekeit‘.
Symposia and Workshops organized by Julia Frick
Der Fokus der Tagung liegt auf Verfahren der abbreviatio als eines bewussten Vorgangs der Redukti... more Der Fokus der Tagung liegt auf Verfahren der abbreviatio als eines bewussten Vorgangs der Reduktion und als einer sinnstiftenden Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugstexte. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass das Phänomen der Verkürzung, das seit der Antike zum festen Bestandteil im Umgang mit tradierten Wissensbeständen gehört, auch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit über einzelne Textsorten und Sprachgrenzen hinaus als literarische Technik wirksam wird. Ziel der Tagung ist es, in einer interdisziplinären, komparatistischen sowie über einzelne Textsorten hinausgehenden Perspektive Formen und Funktionen des poetischen Prinzips der abbreviatio herauszuarbeiten, um die historische Signifikanz der Kürzungsfunktionen im Spannungsfeld von Latinität und Volkssprache zu profilieren.
Papers by Julia Frick
Mit zunehmendemWandel der Forschungsparadigmen erweist sich die Vermittlung zwischen den Prinzipi... more Mit zunehmendemWandel der Forschungsparadigmen erweist sich die Vermittlung zwischen den Prinzipien einer modernen philologischen Editionspraxis und der texthermeneutisch verfahrenden literarischen Analyse als Herausforderung. Nicht erst mit den Anliegen der New Philology, aber entschieden forciert durch digitale Editionsmethoden und Erschließungsinstrumente geraten die Prämissen der ‘klassischen’
Textkritik in Bewegung: Während die hermeneutische Analyse eines
Textes auf die Kategorien von ‘Autor’, ‘Werk’, ‘Text’ angewiesen ist, werden sie
über die Dokumentation unterschiedlicher historischer Zustände eines Textes zunehmend volatil. Am Beispiel des aktuellen wissenschaftlichen Umgangs mit Hartmanns von Aue Erec-Roman und seiner textgeschichtlichen Gestalt, dem ‘Ambraser Ereck’, soll dieser editionsphilologische und texthermeneutische Zielkonflikt methodenorientiert problematisiert werden.
A Historical Poetics of Abbreviation. Formal Structures-Aesthetic Scope-Perspectives Abbreviation... more A Historical Poetics of Abbreviation. Formal Structures-Aesthetic Scope-Perspectives Abbreviation operates as a literary procedure with a quantitative reduction of the pretext and is realised in the sense of a poetic principle. It thus proves to be a habitualised practice whose profile is constituted interdependently with genre-bound rhetorical and formal patterns as well as poetic structures, but in a typological procedural equivalence. The aim of this article is to identify the formal structures and aesthetic scope of historical abbreviation poetics and to open up perspectives for further investigation. The abbreviatio-programme in Herbort's von Fritzlar Liet von Troye serves as a case study: It cultivates an aesthetics of deviation from its own contemporary novel production. Literary abbreviation thus appears not as a ›mere‹ principle of reduction, but as a historically specific poetic practice that gains its text-modelling and meaning-generating potential through procedures of abbreviatory restructuring.
Sebastian Brant (1457-1521). Europäisches Wissen in der Hand eines Intellektuellen der Frühen Neuzeit, hg. von Peter Andersen/Nikolaus Henkel, Berlin/Boston 2023 (Kulturtopographie des alemannischen Raums 13), S. 267-304, 2023
The Flemish humanist Josse Bade (1462–1535) is one of the most important figures in the book mark... more The Flemish humanist Josse Bade (1462–1535) is one of the most important figures in the book market around 1500. His ›trademark‹, the familiaris explanatio, includes a commentary format specially developed for the editions of Roman classics and contemporary humanist authors. The article examines how Badius used the cultural capital of reading the classics, which was economically lucrative at the time, as a marketing strategy for ›brand new‹ literature. Starting with his first sequel (›Stultiferae naves‹, 1501), the main focus is on the ›Navis stultifera‹ (1505), an independent Latin
adaptation of Sebastian Brant’s ›Ship of Fools‹ (1494) and Jakob Locher’s ›Stultifera navis‹ (1497). The aim is to show how the process of literary adaptation and new functionalization of the underlying text generates a specific form of canonization. It is based on the explanatory tradition of the classics and its representation in manuscript and early printing culture.
Chronos Verlag eBooks, 2020
Friedrich Michael Dimpel u. Silvan Wagner (Hgg.), Prägnantes Erzählen (Brevitas 1/BmE Sonderheft)... more Friedrich Michael Dimpel u. Silvan Wagner (Hgg.), Prägnantes Erzählen (Brevitas 1/BmE Sonderheft). Oldenburg 2019. 555 S. https://doi.org/10.25619/BmE_H201930
Thomas Murners Übersetzung von Vergils 'Aeneis' nimmt als die erste in der deutschen Sprache eine... more Thomas Murners Übersetzung von Vergils 'Aeneis' nimmt als die erste in der deutschen Sprache einen besonderen Rang unter den Translationen antiker Klassiker im deutschen Humanismus ein. Ausgehend von einem Einblick in die Untersuchungsergebnisse zu Murners lateinischer Vorlage, wird seine Übersetzungspraxis skizziert, hinter der sowohl eine didaktische Intention als auch der Versuch, einen in der deutschen Sprache verständlichen Gesamttext zu schaffen, hervortritt.
Nach der Kulturgeschichte, 2021
Lateinisch-deutsche Sprachlogiken in der Überlieferung des Granum sinapis 1 Nach der Sozialgeschi... more Lateinisch-deutsche Sprachlogiken in der Überlieferung des Granum sinapis 1 Nach der Sozialgeschichtenach der Kulturgeschichte? Der Kommentar als Modellfall sozialhistorischer Differenzierung Das vielfach konstatierte ›Ende‹ sozialgeschichtlich orientierter Fragestellungen in der Literaturwissenschaft 1 scheint aktuell demjenigen des einst ›neuen‹ Forschungsparadigmas ›Kultur‹ zu korrespondieren, welches den gesellschaftshistorischen Ansatzunter veränderten Prämissenin ein aufgrund des interdisziplinären Zugriffs notwendig allgemeiner gefasstes Modell überführt hatte. 2 Auch wenn dieses auf eine Loslösung vom engeren, mit Funktionszuweisungen operierenden Frageinteresse sozialhistorischer Konzepte zielte, blieb das Phänomen der »Überblendung des Konzepts der ›Gesellschaft‹ durch das der ›Kultur‹« 3
Early Printed Narrative Literature in Western Europe, 2019
Grüninger 1515) is accompanied by a selection of 112 of the 143 Aeneid woodcuts from the complete... more Grüninger 1515) is accompanied by a selection of 112 of the 143 Aeneid woodcuts from the complete edition of Virgil's works edited by Sebastian Brant. The latter had been published by Johann Grüninger in Strasbourg in 1502, thirteen years before Murner's translation. Research has demonstrated that Brant was involved in the production of the woodcuts as a "concepteur": the extremely detailed interpretation of the text by means of images implies a thorough knowledge of Virgil's text, while the resulting visual narrative, in addition to the textual understanding supplied by the Latin writing, creates a striking and absorbing display. It can be demonstrated that Thomas Murner knew Brant's edition and this raises the question of whether Murner was influenced by the familiar woodcuts in his translation of the Aeneid. He, just like Brant, attributed great value not only to the illustrative and mnemonic function of the image, but also to the close relationship between the text and the image. Indeed, the influence of the Aeneid illustrations on Murner's understanding of the Latin text can be observed in some places in his translation, demonstrating a dual translation process: the transposition of the Latin text into a pictorial form, which was then translated back into the German language.
Erzählte Ordnungen – Ordnungen des Erzählens, 2021
Erzählperspektiven in der Nibelungenklage I Einleitung: Fokalisierung und perspektivisches Erzähl... more Erzählperspektiven in der Nibelungenklage I Einleitung: Fokalisierung und perspektivisches Erzählen Inwiefern verhandeln vormoderne Erzähltexte Ordnungsvorstellungen einer Gesellschaft? In welcher Funktion kann die Erzählliteratur beanspruchen, "an der Gestaltung soziokultureller Welt" Teil zu haben? 1 Für das übergeordnete Frageinteresse des Bandes erscheint ein Blick auf die Heldenepik, die "seit jeher als Teil einer Gedächtniskultur verstanden" wird, 2 als besonders lohnend. Die darin aufgehobene kollektive Erinnerung als institutionelle Sicherung des Bewahrenswerten bildet ein gemeinschafts-und identitätsstiftendes Potential aus. 3 Das gleichsam zu einer Text-Ordnung transformierte kollektive Gedächtnis repräsentiert das Selbstverständnis von Gesellschaften und deren Denkweisen von Welt; einer solchen Erinnerungsleistung eignet insofern epistemologische Kraft, weil sie systematisch Wissensordnungen als zentrale Prozesse kultureller Sinnbildung reflektiert. Indem das Weltwissen eines Kollektivs nicht nur sinnstiftend organisiert, sondern auch funktional im Kontinuum von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verortet wird, stellt es die Grundlage jeder Herrschaftslegitimation bereit. 4 Dass dabei das Verhältnis von irritierter Gesellschaftsordnung und der
Die Vorstellung des Produktionsprozesses mittelalterlicher Dichtung konkretisiert sich im Bild de... more Die Vorstellung des Produktionsprozesses mittelalterlicher Dichtung konkretisiert sich im Bild des poeta faber. In diesem Kontext erscheint die Kleidermetaphorik als ausgesprochen produktiv: Die in den mittellateinischen Poetiken beschriebenen Arbeitsschritte zur tractatio materiae beruhen auf dem Konzept der inneren und auseren Korrelation von Inhalt und Form, ›Text‹ und ›Textur‹, res und verba, und sind mutatis mutandis auch in volkssprachigen Texten nachweisbar (z. B. in Gottfrieds ›Tristan‹). Dabei kommt den Parametern der Kurzung (abbreviatio) und Erweiterung (amplificatio) die Funktion zu, unterschiedliche Sinnhorizonte zu profilieren. Der Aufsatz analysiert, unter welchen Bedingungen die Technik der Kurzung eine das Sinnpotential eines Textes ausstellende Formsemantik generiert, die als spezifisch historische ›Poetik‹ verstanden werden konnte. Als Fallbeispiel fur die abbreviierende Retextualisierung in der mittelhochdeutschen Epik dient Herborts von Fritzlar ›Liet von Troye‹...
Humanistische Antikenübersetzung und frühneuzeitliche Poetik in Deutschland (1450–1620), 2017
Inhalt Ralph Häfner Ciceros Somnium Scipionis in volkssprachigen Übersetzungen des frühen 16. Jah... more Inhalt Ralph Häfner Ciceros Somnium Scipionis in volkssprachigen Übersetzungen des frühen 16. Jahrhunderts (Cammerlander, Janot, Brucioli) Mit einer Textsynopse im Anhang 491 Stefan Seeber Heliodor unter der Tarnkappe Zschorns Übersetzung der Aithiopika (1559) im Kontext der Zeit 511 Johannes Klaus Kipf zugfallen dem gemeinen man, Der sonst doch nicht viel mores kan Zu den ersten deutschen Übersetzungen von Plautus' Aulularia im 16. Jahrhundert
Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der R... more Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der Reduktion und als eine sinnstiftende Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugstexte. Er führt interdisziplinäre sowie komparatistische Perspektiven auf das rhetorisch-poetische Prinzip der Kürzung zusammen und arbeitet so über einzelne Textsorten hinausgehende Formen und Funktionen heraus. Anhand der Analyse antiker, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Texte profilieren die Beiträge systematische und historische Aspekte der literarischen Kürzung im Spannungsfeld von Latinität und Volkssprache.
Die vorliegende Studie gilt dem poetischen Prinzip der Kürzung, das zu einem Kernelement literari... more Die vorliegende Studie gilt dem poetischen Prinzip der Kürzung, das zu einem Kernelement literarischer Praxis schlechthin gehört. Sie bietet erstmals eine gattungsspezifische Bestimmung einer historischen Abbreviationspoetik, wie sie sich in Kurzfassungen mittelhochdeutscher Epen konstituiert. Ausgehend von einem zeitlichen Spektrum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert und anhand modellhafter Konstellationen wird ein für das Verfahren der Kürzung systematisches Profil erarbeitet. Ziel ist es, formale Strukturen und ästhetische Spielräume sichtbar zu machen, die sich zwischen unterschiedlichen Überlieferungssymbiosen, wechselnden literarhistorischen und mediengeschichtlichen Kontexten ergeben. Literarische Kürzung erscheint damit als historisch spezifische poetische Praxis, die es erlaubt, eine Präzisierung des für die Germanistische Mediävistik einschlägigen Konzepts der ›Kurzfassung‹ vorzunehmen.
Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der R... more Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio
als einen bewussten Vorgang der Reduktion und als eine sinnstift
ende Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugs texte.
Er führt interdisziplinäre sowie komparatistische Perspektiven
auf das rhetorisch-poetische Prinzip zusammen und arbeitet so
über einzelne Textsorten hinausgehende Formen und Funktionen
heraus.
Anhand der Analyse antiker, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher
Texte profi lieren die Beiträge systematische und historische
Aspekte der literarischen Kürzung im Spannungsfeld von
Latinität und Volkssprache.
Dynamiken literarischer Form im Mittelalter, 2020
Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äuß... more Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äußere Gestalt‹, ›Idee‹, ›Abbild‹) auf den gestaltenden Umgang mit sprachlich-thematischem Material (materia). In einem Spannungsfeld von Tradition und Neuerung bringt die Literatur des Mittelalters eigene Spielarten sprachlich-formalen Ausdrucks hervor. Die Beiträge des Bandes wollen die historische Dynamik von Form-Inhalt-Konzepten sichtbar machen: Gibt es Neuerung nur auf der Formseite (artificium)? Wie wirkt die Formsemantik auf die Formgebung zurück?
Unter fünf Aspekten zeichnen die Beiträge Dynamiken literarischer Form für die höfische Epik und Lyrik des 13. Jahrhunderts nach: Probleme literarischer Wertung im Spannungsfeld von Form und Inhalt, ontologische und poetologische Formdiskurse im historischen Kontext, Interferenzen von Formsemantik und Formgebung, Form als Überbietungskunst sowie Formproduktion im Hinblick auf ihre Rezeption.
Die erste deutsche Übersetzung von Vergils ›Aeneis‹ überhaupt ist die des Franziskaners, promovie... more Die erste deutsche Übersetzung von Vergils ›Aeneis‹ überhaupt ist die des Franziskaners, promovierten Theologen, Juristen und poeta laureatus Thomas Murner (1475–1537). Ihre kultur- und literarhistorische Bedeutung dokumentiert sich einerseits durch ihre Zugehörigkeit zum Umfeld des Widmungsträgers Kaiser Maximilians I., andererseits durch den bewusst inszenierten humanistischen Gestus des Verfassers: Murner habe Vergils Werk, so die Vorrede, ›von latynschem
todt in tütsches leben erquicket‹. Mit der vorliegenden Arbeit wird das langjährige Desiderat – eine Edition von Murners Werk – eingelöst. Sie bietet die deutsche ›Aeneis‹ in dem von Murner angezielten historischen Benutzungsmodus: Dem deutschen Text wird synoptisch Murners lateinische Vorlage gegenüberstellt. Weil Murners ›Aeneis‹-Übersetzung zu den ›ungelesenen‹ Texten der Frühen Neuzeit gehört, greifen die Untersuchungen eine Reihe von Themensegmenten auf, die der Forschung mögliche Richtungen weisen und Wege bahnen können.
Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äuß... more Was ist literarische Form? Der lateinische Terminus forma verweist in seiner Grundbedeutung (›äußere Gestalt‹, ›Idee‹, ›Abbild‹) auf den gestaltenden Umgang mit sprachlich-thematischem Material (materia). In einem Spannungsfeld von Tradition und Neuerung bringt die Literatur des Mittelalters eigene Spielarten sprachlich-formalen Ausdrucks hervor. Die Beiträge des Bandes wollen die historische Dynamik von Form-Inhalt-Konzepten sichtbar machen: Gibt es Neuerung nur auf der Formseite (artificium)? Wie wirkt die Formsemantik auf die Formgebung zurück?
Unter fünf Aspekten zeichnen die Beiträge Dynamiken literarischer Form für die höfische Epik und Lyrik des 13. Jahrhunderts nach: Probleme literarischer Wertung im Spannungsfeld von Form und Inhalt, ontologische und poetologische Formdiskurse im historischen Kontext, Interferenzen von Formsemantik und Formgebung, Form als Überbietungskunst sowie Formproduktion im Hinblick auf ihre Rezeption.
'wildekeit'. Spielräume literarischer 'obscuritas' im Mittelalter. Hg. von Susanne Köbele und Julia Frick. Berlin 2018., 2018
Der Band zielt auf ambivalente Dynamiken literarischer ‚obscuritas‘ im Mittelalter. Für die heter... more Der Band zielt auf ambivalente Dynamiken literarischer ‚obscuritas‘ im Mittelalter. Für die heterogene Praxis und Theorie „dunkler“ Rede soll die angestrebte Epochenprägnanz über eine möglichst enge Zusammenführung verschiedener Ebenen erreicht werden, mit der konzeptionellen Pointe, ‚obscuritas‘ nicht nur über ihr striktes bild- und begriffslogisches Gegenteil zu bestimmen (etwa: ‚perspicuitas‘, ‚claritas‘, ‚cristallîniu wortelîn‘), sondern quer dazu auch über ihr semantisch schillerndes, nur teilweise kongruentes mittelhochdeutsches Äquivalent ‚wildekeit‘.
Der Fokus der Tagung liegt auf Verfahren der abbreviatio als eines bewussten Vorgangs der Redukti... more Der Fokus der Tagung liegt auf Verfahren der abbreviatio als eines bewussten Vorgangs der Reduktion und als einer sinnstiftenden Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugstexte. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass das Phänomen der Verkürzung, das seit der Antike zum festen Bestandteil im Umgang mit tradierten Wissensbeständen gehört, auch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit über einzelne Textsorten und Sprachgrenzen hinaus als literarische Technik wirksam wird. Ziel der Tagung ist es, in einer interdisziplinären, komparatistischen sowie über einzelne Textsorten hinausgehenden Perspektive Formen und Funktionen des poetischen Prinzips der abbreviatio herauszuarbeiten, um die historische Signifikanz der Kürzungsfunktionen im Spannungsfeld von Latinität und Volkssprache zu profilieren.
Mit zunehmendemWandel der Forschungsparadigmen erweist sich die Vermittlung zwischen den Prinzipi... more Mit zunehmendemWandel der Forschungsparadigmen erweist sich die Vermittlung zwischen den Prinzipien einer modernen philologischen Editionspraxis und der texthermeneutisch verfahrenden literarischen Analyse als Herausforderung. Nicht erst mit den Anliegen der New Philology, aber entschieden forciert durch digitale Editionsmethoden und Erschließungsinstrumente geraten die Prämissen der ‘klassischen’
Textkritik in Bewegung: Während die hermeneutische Analyse eines
Textes auf die Kategorien von ‘Autor’, ‘Werk’, ‘Text’ angewiesen ist, werden sie
über die Dokumentation unterschiedlicher historischer Zustände eines Textes zunehmend volatil. Am Beispiel des aktuellen wissenschaftlichen Umgangs mit Hartmanns von Aue Erec-Roman und seiner textgeschichtlichen Gestalt, dem ‘Ambraser Ereck’, soll dieser editionsphilologische und texthermeneutische Zielkonflikt methodenorientiert problematisiert werden.
A Historical Poetics of Abbreviation. Formal Structures-Aesthetic Scope-Perspectives Abbreviation... more A Historical Poetics of Abbreviation. Formal Structures-Aesthetic Scope-Perspectives Abbreviation operates as a literary procedure with a quantitative reduction of the pretext and is realised in the sense of a poetic principle. It thus proves to be a habitualised practice whose profile is constituted interdependently with genre-bound rhetorical and formal patterns as well as poetic structures, but in a typological procedural equivalence. The aim of this article is to identify the formal structures and aesthetic scope of historical abbreviation poetics and to open up perspectives for further investigation. The abbreviatio-programme in Herbort's von Fritzlar Liet von Troye serves as a case study: It cultivates an aesthetics of deviation from its own contemporary novel production. Literary abbreviation thus appears not as a ›mere‹ principle of reduction, but as a historically specific poetic practice that gains its text-modelling and meaning-generating potential through procedures of abbreviatory restructuring.
Sebastian Brant (1457-1521). Europäisches Wissen in der Hand eines Intellektuellen der Frühen Neuzeit, hg. von Peter Andersen/Nikolaus Henkel, Berlin/Boston 2023 (Kulturtopographie des alemannischen Raums 13), S. 267-304, 2023
The Flemish humanist Josse Bade (1462–1535) is one of the most important figures in the book mark... more The Flemish humanist Josse Bade (1462–1535) is one of the most important figures in the book market around 1500. His ›trademark‹, the familiaris explanatio, includes a commentary format specially developed for the editions of Roman classics and contemporary humanist authors. The article examines how Badius used the cultural capital of reading the classics, which was economically lucrative at the time, as a marketing strategy for ›brand new‹ literature. Starting with his first sequel (›Stultiferae naves‹, 1501), the main focus is on the ›Navis stultifera‹ (1505), an independent Latin
adaptation of Sebastian Brant’s ›Ship of Fools‹ (1494) and Jakob Locher’s ›Stultifera navis‹ (1497). The aim is to show how the process of literary adaptation and new functionalization of the underlying text generates a specific form of canonization. It is based on the explanatory tradition of the classics and its representation in manuscript and early printing culture.
Chronos Verlag eBooks, 2020
Friedrich Michael Dimpel u. Silvan Wagner (Hgg.), Prägnantes Erzählen (Brevitas 1/BmE Sonderheft)... more Friedrich Michael Dimpel u. Silvan Wagner (Hgg.), Prägnantes Erzählen (Brevitas 1/BmE Sonderheft). Oldenburg 2019. 555 S. https://doi.org/10.25619/BmE_H201930
Thomas Murners Übersetzung von Vergils 'Aeneis' nimmt als die erste in der deutschen Sprache eine... more Thomas Murners Übersetzung von Vergils 'Aeneis' nimmt als die erste in der deutschen Sprache einen besonderen Rang unter den Translationen antiker Klassiker im deutschen Humanismus ein. Ausgehend von einem Einblick in die Untersuchungsergebnisse zu Murners lateinischer Vorlage, wird seine Übersetzungspraxis skizziert, hinter der sowohl eine didaktische Intention als auch der Versuch, einen in der deutschen Sprache verständlichen Gesamttext zu schaffen, hervortritt.
Nach der Kulturgeschichte, 2021
Lateinisch-deutsche Sprachlogiken in der Überlieferung des Granum sinapis 1 Nach der Sozialgeschi... more Lateinisch-deutsche Sprachlogiken in der Überlieferung des Granum sinapis 1 Nach der Sozialgeschichtenach der Kulturgeschichte? Der Kommentar als Modellfall sozialhistorischer Differenzierung Das vielfach konstatierte ›Ende‹ sozialgeschichtlich orientierter Fragestellungen in der Literaturwissenschaft 1 scheint aktuell demjenigen des einst ›neuen‹ Forschungsparadigmas ›Kultur‹ zu korrespondieren, welches den gesellschaftshistorischen Ansatzunter veränderten Prämissenin ein aufgrund des interdisziplinären Zugriffs notwendig allgemeiner gefasstes Modell überführt hatte. 2 Auch wenn dieses auf eine Loslösung vom engeren, mit Funktionszuweisungen operierenden Frageinteresse sozialhistorischer Konzepte zielte, blieb das Phänomen der »Überblendung des Konzepts der ›Gesellschaft‹ durch das der ›Kultur‹« 3
Early Printed Narrative Literature in Western Europe, 2019
Grüninger 1515) is accompanied by a selection of 112 of the 143 Aeneid woodcuts from the complete... more Grüninger 1515) is accompanied by a selection of 112 of the 143 Aeneid woodcuts from the complete edition of Virgil's works edited by Sebastian Brant. The latter had been published by Johann Grüninger in Strasbourg in 1502, thirteen years before Murner's translation. Research has demonstrated that Brant was involved in the production of the woodcuts as a "concepteur": the extremely detailed interpretation of the text by means of images implies a thorough knowledge of Virgil's text, while the resulting visual narrative, in addition to the textual understanding supplied by the Latin writing, creates a striking and absorbing display. It can be demonstrated that Thomas Murner knew Brant's edition and this raises the question of whether Murner was influenced by the familiar woodcuts in his translation of the Aeneid. He, just like Brant, attributed great value not only to the illustrative and mnemonic function of the image, but also to the close relationship between the text and the image. Indeed, the influence of the Aeneid illustrations on Murner's understanding of the Latin text can be observed in some places in his translation, demonstrating a dual translation process: the transposition of the Latin text into a pictorial form, which was then translated back into the German language.
Erzählte Ordnungen – Ordnungen des Erzählens, 2021
Erzählperspektiven in der Nibelungenklage I Einleitung: Fokalisierung und perspektivisches Erzähl... more Erzählperspektiven in der Nibelungenklage I Einleitung: Fokalisierung und perspektivisches Erzählen Inwiefern verhandeln vormoderne Erzähltexte Ordnungsvorstellungen einer Gesellschaft? In welcher Funktion kann die Erzählliteratur beanspruchen, "an der Gestaltung soziokultureller Welt" Teil zu haben? 1 Für das übergeordnete Frageinteresse des Bandes erscheint ein Blick auf die Heldenepik, die "seit jeher als Teil einer Gedächtniskultur verstanden" wird, 2 als besonders lohnend. Die darin aufgehobene kollektive Erinnerung als institutionelle Sicherung des Bewahrenswerten bildet ein gemeinschafts-und identitätsstiftendes Potential aus. 3 Das gleichsam zu einer Text-Ordnung transformierte kollektive Gedächtnis repräsentiert das Selbstverständnis von Gesellschaften und deren Denkweisen von Welt; einer solchen Erinnerungsleistung eignet insofern epistemologische Kraft, weil sie systematisch Wissensordnungen als zentrale Prozesse kultureller Sinnbildung reflektiert. Indem das Weltwissen eines Kollektivs nicht nur sinnstiftend organisiert, sondern auch funktional im Kontinuum von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verortet wird, stellt es die Grundlage jeder Herrschaftslegitimation bereit. 4 Dass dabei das Verhältnis von irritierter Gesellschaftsordnung und der
Die Vorstellung des Produktionsprozesses mittelalterlicher Dichtung konkretisiert sich im Bild de... more Die Vorstellung des Produktionsprozesses mittelalterlicher Dichtung konkretisiert sich im Bild des poeta faber. In diesem Kontext erscheint die Kleidermetaphorik als ausgesprochen produktiv: Die in den mittellateinischen Poetiken beschriebenen Arbeitsschritte zur tractatio materiae beruhen auf dem Konzept der inneren und auseren Korrelation von Inhalt und Form, ›Text‹ und ›Textur‹, res und verba, und sind mutatis mutandis auch in volkssprachigen Texten nachweisbar (z. B. in Gottfrieds ›Tristan‹). Dabei kommt den Parametern der Kurzung (abbreviatio) und Erweiterung (amplificatio) die Funktion zu, unterschiedliche Sinnhorizonte zu profilieren. Der Aufsatz analysiert, unter welchen Bedingungen die Technik der Kurzung eine das Sinnpotential eines Textes ausstellende Formsemantik generiert, die als spezifisch historische ›Poetik‹ verstanden werden konnte. Als Fallbeispiel fur die abbreviierende Retextualisierung in der mittelhochdeutschen Epik dient Herborts von Fritzlar ›Liet von Troye‹...
Humanistische Antikenübersetzung und frühneuzeitliche Poetik in Deutschland (1450–1620), 2017
Inhalt Ralph Häfner Ciceros Somnium Scipionis in volkssprachigen Übersetzungen des frühen 16. Jah... more Inhalt Ralph Häfner Ciceros Somnium Scipionis in volkssprachigen Übersetzungen des frühen 16. Jahrhunderts (Cammerlander, Janot, Brucioli) Mit einer Textsynopse im Anhang 491 Stefan Seeber Heliodor unter der Tarnkappe Zschorns Übersetzung der Aithiopika (1559) im Kontext der Zeit 511 Johannes Klaus Kipf zugfallen dem gemeinen man, Der sonst doch nicht viel mores kan Zu den ersten deutschen Übersetzungen von Plautus' Aulularia im 16. Jahrhundert
Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der R... more Dieser Band versteht das literarische Verfahren der abbreviatio als einen bewussten Vorgang der Reduktion und als eine sinnstiftende Tätigkeit des Verdichtens umfangreicherer Bezugstexte. Er führt interdisziplinäre sowie komparatistische Perspektiven auf das rhetorisch-poetische Prinzip der Kürzung zusammen und arbeitet so über einzelne Textsorten hinausgehende Formen und Funktionen heraus. Anhand der Analyse antiker, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Texte profilieren die Beiträge systematische und historische Aspekte der literarischen Kürzung im Spannungsfeld von Latinität und Volkssprache.
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2016 unter dem Titel ›Thomas Murner, ›Aeneis‹ dt. ... more Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2016 unter dem Titel ›Thomas Murner, ›Aeneis‹ dt. (Straßburg 1515). Lateinisch-deutsche Edition und Untersu-chungen‹ von der Philologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Dissertation angenommen. Sie wurde im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts verfasst. Prof. Dr. Nikolaus Henkel hat die Arbeit nicht nur mit seiner fachlichen Expertise betreut, sondern hat es mir auch ermöglicht, als studentische Hilfskraft am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) mit der Thematik vertraut zu werden. Ich danke Prof. Dr. Martina Backes für die Übernahme des Zweitgutachtens. Zusammen mit Prof. Dr. Sabine Griese, die meine Faszination für die Mediävistik geweckt hat, bot sie mir die Möglichkeit, meine Thesen innerhalb eines gemeinsamen Kolloquiums zu präsentieren und intensiv zu diskutieren. Prof. Dr. Stefan Tilg sei gedankt für die Erstellung des Drittgutachtens sowie für seine weiterführenden Hinweise aus der für diese Arbeit essentiellen latinistischen Perspektive. Prof. Dr. Achim Aurnhammer, Prof. Dr. Burkhard Hasebrink und Prof. Dr. Birgit Studt standen mir als Mitglieder der Prüfungskommission mit ihrer profilierten Sachkenntnis zur Seite. Prof. Dr. Konrad Kunze, der die Arbeit als Spezialist für die historische Sprachstufe des deutschen Südwestens unterstützt hat, verdanke ich viele methodische Hinweise. Prof. Dr. Susanne Köbele gewährte mir den für die Drucklegung nötigen Freiraum. Für ihre Unterstützung und die inspirierenden Anregungen, die mich immer wieder neu nachdenken lassen, danke ich ihr sehr herzlich. Für die vielfältigen interessanten Gespräche danke ich ferner Prof. Dr. Wolfgang Adam sowie Prof. Dr. Giulia Cantarutti, die der Arbeit großes Interesse und weitherzige Aufgeschlossenheit entgegengebracht haben; Kyra-Christina Holzwarth für ihre kenntnisreiche Kritik, ihr stets offenes Ohr und die freundschaftliche Verbundenheit. Solvejg Willot danke ich für ihren unermüdlichen Einsatz im Rahmen des DFG-Projekts und darüber hinaus bei den zahlreichen Korrekturgängen der Edition sowie der präzisen Durchsicht des Manuskripts. Ohne die Umsicht von Andrea Möckli und Oliver Grütter wären die letzten Korrekturarbeiten nicht gelungen. Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat mit einem Stipendium der Rolf und Ursula Schneider-Stiftung die Endphase der Promotion gefördert und mir ein konzentriertes Arbeiten in anregender Atmosphäre ermöglicht. Zu großem Dank verpflichtet bin ich den Mitgliedern der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für die Aufnahme der Arbeit in die ›Münchener Texte und Untersuchungen‹. Für die konstruktiven Hinweise der Fachgutachten sowie für die aufmerksame redaktionel
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 2018
Apart from a few exceptions, abridged versions of courtly epics have not yet been of great intere... more Apart from a few exceptions, abridged versions of courtly epics have not yet been of great interest to mainstream research. Yet, they represent a historical literary phenomenon that documents an independent type of courtly narrative from the very beginnings of the genre. The simultaneous narrative schemes they feature can be traced to contemporary Latin poetics, in which the expansion (amplificatio) and abridging (abbreviatio) of material are described as two basic techniques used in the process of adapting narrative texts. This article presents some initial observations on the elaboration of brevitas poetics, which could offer a complete overview of the courtly epic of the 13th century.
Daphnis, 2018
Thomas Murner’s translation of Virgil’s Aeneid (Strasbourg: Johann Grüninger 1515) was the first ... more Thomas Murner’s translation of Virgil’s Aeneid (Strasbourg: Johann Grüninger 1515) was the first into German and remained the only one until a further translation by Johannes Spreng, the Meistersinger from Augsburg, was published posthumously in 1610. The use of rhyming couplets as the epic metre for the German Aeneid until the early 17th century was not only due to the reprints of Murner’s editio princeps, but also to Spreng’s work, the last edition of which was published in 1629. It was only about 40 years later that this formal pattern was superseded by the alexandrine, better suited to the stylistic requirements of baroque poetics.
Der erste Nachdruck von Thomas Murners 'Aeneis'-Ubersetzung (Strassburg: Gruninger 1515) ... more Der erste Nachdruck von Thomas Murners 'Aeneis'-Ubersetzung (Strassburg: Gruninger 1515) erschien im Jahr 1543 bei Gregor Hofmann in Worms. Die 112 Holzschnitte, die in der Editio princeps von 1515 den deutschen Text durchgehend illustrieren, werden in der Neuausgabe durch Titelbilder ersetzt, die die Handlung des jeweiligen Buches als visuelle Abbreviaturen in eine pikturale Formel fassen. Sie flankieren die in der Ausgabe in deutscher Ubersetzung vorliegenden schriftlichen Zusammenfassungen (argumenta) der 'Aeneis'-Bucher, die in lateinischer Form zum festen Bestandteil der mittelalterlichen Werkuberlieferung Vergils gehoren. Vor dem Hintergrund der differenzierten Formen und Funktionen der abbreviatio poetischer Texte in gebundener Form am Beispiel von Vergils 'Aeneis' wird das Verhaltnis von schriftlicher und visueller Kurzform im ersten Nachdruck von Murners 'Aeneis'-Ubersetzung untersucht. Denn die bildlichen Reduktionsformen sind nicht als Visu...
Daphnis 49, 2021
When the astronomical clock of the Strasbourg Cathedral was inaugurated in 1574, Nicodemus Frisch... more When the astronomical clock of the Strasbourg Cathedral was inaugurated in 1574, Nicodemus Frischlin, humanist and professor of poetics in Tübingen, responded to this monumental, 'time-defining event' with a didactic poem-in Latin, and profoundly informed by the great models of Classical Antiquity-in which he embedded the stages of human life in an encompassing horizon of both secular and religious temporality. With his 'carmen' , Frischlin aimed to complement the ambitious technological construction with an equally ambitious literary account, gradually tracing the building's multiple and hybrid conceptions and semantics of 'time' in versified description. This article examines how Frischlin's didactic poetry organizes knowledge of anthropological, historical, and eschatological times; moreover, illuminating the motifs of the moon disc, the 'Lebensalterautomat' , and the mechanical figure of Death, it sheds light on the emulating adaptation of Classical tradition (Lucretius; Ovid). Frischlin portrays the Strasbourg clock as a technological masterpiece without equal in Classical Antiquity.
Erzählte Ordnungen - Ordnungen des Erzählens. Studien zu Texten vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, hg. von Daniela Fuhrmann/Pia Selmayr, Berlin/Boston: De Gruyter, 2021
abbreviatio. Historische Perspektiven auf ein rhetorisch-poetisches Prinzip, hg. von Julia Frick/Oliver Grütter, Basel: Schwabe, 2021
Konzepte der abbreviatio in historischer Perspektive von Julia Frick (Zürich) I. Literarische Kür... more Konzepte der abbreviatio in historischer Perspektive von Julia Frick (Zürich) I. Literarische Kürzung: Produktionsnorm und / oder Rezeptionsphänomen? Mes révérends pères, mes lettres n'avaient pas accoutumé de se suivre de si près, ni d'être si étendues. Le peu de temps que j'ai eu a été cause de l'un et de l'autre. Je n'ai fait celle-ci plus longue que parce que je n'ai pas eu le loisir de la faire plus courte. La raison qui m'a oblige de me hâter vous est mieux connue qu'a moi. ‹Meine Briefe, ehrwürdige Väter, pflegten sonst nicht so lang zu seyn und auch nicht so schnell aufeinanderzufolgen; an beiden ist die Kürze der Zeit Schuld, denn daß dieser Brief so lang ist, hat darin seinen Grund, daß ich nicht Muße hatte, ihn kürzer zu machen, und der Grund, mich so sehr zu beeilen, ist Euch eben so gut bekannt als mir.› 1 65
ZfdPh 139, 2020
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass der Vorgang gezielter Kürzung (abbre-viatio) ebenso wie d... more Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass der Vorgang gezielter Kürzung (abbre-viatio) ebenso wie die Stilkategorie der Kürze (brevitas) als Erzähl-und Formprin-zipien literarischer Texte nicht nur auf der Ebene der Produktion wirksam, sondern mittels ‚Kürze-Topoi' als rezeptionsorientierter Kategorie unmittelbar ausgestellt werden können. Am Beispiel von drei mittelhochdeutschen Antikenromanen (Hein-richs von Veldeke "Eneasroman", Herborts von Fritzlar "Liet von Troye", Konrads von Würzburg "Trojanerkrieg") wird exemplarisch nach der spezifischen Funktio-nalisierung solcher Kürze-Topoi und deren Stellenwert als Elemente einer Poetik des höfischen Romans gefragt. This article focuses on the process of targeted abridging (abbreviatio) and on the stylistic category of brevity (brevitas) as narrative and stylistic principles in literary texts. These narrative and formal concepts operate not only with regard to text production ; they can also be observed as 'brevity topoi' in the reception of texts. On the basis of three Middle High German historical romances on classical themes (Heinrich von Veldeke's "Eneas Romance", Herbort von Fritzlar's "Song of Troy" and Konrad von Würzburg's "Trojan War"), this article points to the specific function of such 'brevity topoi' and interprets them as poetic patterns of Middle High German courtly romances. Lizenziert für UZH Hauptbibl./ Zentralbibl. Zürich. Die Inhalte sind urheberrechtlich geschützt.