Kirche und Israel 2023 Jg 38 Heft 1 (original) (raw)
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Reinhard Gregor Kratz. Historisches und biblisches Israel
Für dieses Buch hat der Autor drei ältere Artikel überarbeitet, ergänzt und zu einer Sinneinheit zusammengestellt, der es um das im Titel ausgedrückte Verhältnis zwischen dem historischen und dem literarischen Israel der biblischen Tradition geht. Das Besondere des flüssig geschriebenen Buches ist es, dass den ersten beiden «klassischen» Teilen, in denen die Profan-und Religionsgeschichte Israels und Judas (1-78) einerseits und die biblische Literaturgeschichte (79-180) andererseits abgehandelt werden, ein dritter Teil folgt (auf den sich diese Rezension konzentriert), der danach fragt, «unter welchen historischen und soziologischen Bedingungen und auf welche Weise das Alte Testament zur autoritativen Leitüberlieferung, d.h. zur heiligen Schrift und zum Kanon des Judentums wie des Christentums geworden ist» (XII). Zu diesem Zweck stellt uns der Autor unter der Überschrift «Jüdische Archive» (181-274), in origineller und dankenswerter Verdichtung vieler Fakten, ausgehend von archäologisch erhobenem Material, fünf Orte der biblischen Literaturüberlieferung vor: Elephantine, Qumran, Garizim, Jerusalem und Alexandria. Die Faktenlage der fünf Orte könnte freilich unterschiedlicher kaum sein. 1. Elephantine. Dokumentiert in Briefen, Verträgen, Namenslisten und Mitteilungen ist um 400 v. Chr. eine judäische Garnisonsgemeinde in Südägypten, deren Judentum «das israelitisch-judäische, vor-biblische ‹Heidentum›» repräsentiert und damit «genau dem entsprachen, was Gesetz und Propheten in der biblischen Literatur verbieten» (195). Der Grund dafür: «Die Hebräische Bibel und das biblische Judentum waren selbst in persischer Zeit noch die Ausnahme und nicht die Regel» (196). Der Kontakt zwischen den Judäern von Elephantine und den Autoritäten von Samaria und Jerusalem erscheint als ebenso selbstverständlich wie deren Akzeptanz der religiösen Ausdrucksformen der elephantinischen JudäerInnen. Der Befund von Elephantine ist umso kostbarer, als es das einzige der fünf «Archive» ist, das historisch verwertbares Material für die Rekonstruktion der Gemeinde liefert. 2. Qumran. Aus den berühmten Textfunden von Qumran, die zwischen 250 und 150 n. Chr. geschrieben worden sind, erfahren wir dagegen kaum etwas über die bis heute umstrittene Identität der Menschen, die sie hinterlassen haben, dafür liegen hier nach Kratz die ältesten Dokumente einer Gemeinschaft vor, die «das biblische Judentum» (204) repräsentiert, genauer ein «fortgeschrittenes, radikalisiertes Stadium» desselben (221). Das Spektrum der von ihnen abgeschriebenen Texte ist weiter als das des biblischen Kanons. Vieles deutet in Richtung der Essener.
18 2015 Jerusalem und der Islam.pdf
Ich muss gestehen, dass ich mir über einen wichtigen Punkt in der aktuellen Nahostpolitik lange Zeit keine Gedanken gemacht hatte. Ich wurde aber bei einigen erneuten Anschlägen der Palästinenser auf Jerusalem stutzig. Juden, Christen und Moslems betrachten Jerusalem als Heilige Stadt. Palästinenser und Israelis betrachten sie jeweils als ihre Hauptstadt. Die Bedeutung Jerusalems für die Juden und Christen waren mir klar, aber für die Moslems? Das war für mich immer Mekka. Ich bin mir sicher, dass es Euch ähnlich geht. Deshalb hab ich mich mal auf die Suche gemacht. Jerusalem ist eine Stadt in den judäischen Bergen zwischen Mittelmeer und Totem Meer und hat ca. 800 000 Einwohner. Sie wird sowohl von Israel als auch dem Staat Palästina als jeweils eigene Hauptstadt angesehen, beide Ansprüche sind international umstritten. Dort begegnen sich viele Kulturen der Antike und Moderne. Die Altstadt ist in das jüdische, christliche, armenische und muslimische Viertel gegliedert und von einer Mauer umgeben. Das gesamte Stadtgebiet steht unter der Kontrolle Israels -Ostjerusalem, das bedeutende religiöse Stätten des Judentums, Christentums und des Islam beherbergt, wird von gemäßigteren Palästinenser-Organisationen jedoch als Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staates beansprucht, während radikalere Palästinenser-Organisationen die gesamte Stadt als Hauptstadt fordern. Jerusalem wurde vor rund 5.000 Jahren von König David gegründet. Für Juden, Christen und Muslime ist Jerusalem also von sehr großer Bedeutung. Jede der drei Religionen verbindet mit dem Tempelberg ein wichtiges Ereignis.
Theologische Revue 116. Jahrgang-Januar 2020
Hedstrom, Darlene L. Brooks: The Monastic Landscape of Late Antique Egypt. An Archaeological Reconstruction. – Cambridge: Cambridge University Press 2017. (XVII) 426 S., geb. $ 105,00 ISBN: 978-1-107-16181-8
ThBeitr 50 Heft 5.6 LaeppleU Judenchristen
Man übertreibt nicht, wenn man feststellt, dass es sich beim Prozess der Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses in der Evangelischen Kirche in Deutschland um eine tiefe Zäsur in der Theologie-und Kirchengeschichte handelt. Der nach Kriegsende zunächst zögernd, mit dem Kirchentag 1961 entschlossener verfolgte Prozess der Korrektur einer Sicht des Judentums, die von kirchlicher Überheblichkeit, Entwertung und Verfolgung geprägt war, erlangte eine besondere Dynamik. Es ging ja um Erkenntnisse, die an die Fundamente reichten: Die Christenheit hatte sich mit ihrer antijüdischen Haltung von Israel, ihrem Mutterboden, abgeschnitten. Vor allem aber musste sie sich bewusst werden, dass sie fast über ihre ganze Geschichte hin am jüdischen Volk schuldig geworden war, und das in der Verblendung, sie habe die Bibel und das Evangelium auf ihrer Seite. Diese Erkenntnisse setzten sich erst im Prozess der Begegnung mit jüdischen Gesprächspartnern durch und mussten zu einem schmerzlichen, an die theologischen Grundlagen reichenden Umkehrprozess führen.
Wie aus dem Betrüger Jakob Israel ›ein Gottesstreiter‹ wird. Einige Bemerkungen zu Gen 32,23-32 3
Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext, 2019
Die uns im Buch B e reschit (= Genesis) in Kap. 32 überlieferte Geschichte von Jakobs Kampf mit einem Unbekannten am ostjordanischen Fluss Jabbok ist geheimnisvoll und rätselhaft, wirft aber zugleich ein Licht auf menschliche Akteur_innen und den biblischen Gott, weil auch diese biblische Geschichte in den Reigen sogenannter Führungsgeschichten gehört. Den in den Kapiteln zuvor erzählten Bruderkonflikt im Hintergrund nehmen alle Exe-get_innen wahr und auch die Unheimlichkeit der erzählten Atmosphäre. Raschi und Benno Jacob identifizieren den Angreifer sozusagen mit einem Engel 4 bzw. Engelfürsten oder Engelfürsten von Esau 5 oder modern-tiefenpsychologisch gesprochen mit dem (eigenen) Schatten, was auch Maimonides 6 vermutet. Die Geschichte, die erzählt wird, ist jedoch keine Traumgeschichte, vor allem weil Jakob am Morgen nach dem Kampf auf Leben und Tod eine Verletzung an der Hüfte 7 hat und für sein Leben hinkt. Aufbau der Erzählung Claus Westermann 8 sieht die Erzählung insgesamt als einheitlich, wobei V 28.29 und 33 als schwierig gelten, was zur Annahme eines späteren Zusatzes verleitet; VV 23-24 sind eine Itinerarangabe und stellen gleichzeitig die Exposition der Gesamterzählung dar. Im Unterschied zur Erzählung in Gen 28, 10-22 wird jedoch kein Steinmal errichtet, sodass die Gattung der Erzählung nicht als Kult-, sondern als Ortssage (des Flusses Jabbok) zu charakterisieren wäre. Jakob wird auf dem Weg nach Seir überfallen 9 , überlebt schwer ver-Wilhelm Schwendemann 1 Wie aus dem Betrüger Jakob 2 Israel ›ein Gottesstreiter‹ wird
2023
Update Feb. 2023 (wesentlich erweitert): 1. Der „jüdische Staat“, wie er sich aktuell anhand von Originalzitaten maßgeblicher politischer und religiöser Protagonisten darstellt. 2. Im Fokus dieser Studie: Bezalel Smotrich, Vorsitzender der Drei-Parteien-Liste „Religiöser Zionismus“. 3. Ungeschminkt, realistisch und in die Zukunft blickend. 4. Mit kritischen Kommentaren zu den politischen, historischen und religiösen Hauptpositionen. 5. Aus der "Vorbemerkung" zum "Epilog": "... Dabei wird deutlich, dass es sich um einen zunehmend asymmetrischen Kulturkampf handelt, nachdem der religiöse Rechtsextremismus längst die Vorherrschaft errungen hat und nicht erst in jüngster Zeit in der hohen Politik des jüdischen Staates angekommen ist. Die Entwicklung hat sich spätestens seit Ende der 1990er Jahre abgezeichnet und während der Regierungsjahre von Benjamin Netanjahu unaufhaltsam verstärkt."