Leben der lateinischen Sprache in der NeuzeitDas (original) (raw)

Das lateinische Epos in der Spätantike

In: Rüpke, Jörg, ed. Von Göttern und Menschen erzählen : Formkonstanzen und Funktionswandel vormoderner Epik. Franz Steiner Verlag Stuttgart, 2001

Karla Pollmann termaBen wurde schlieBlich Vergil als derjenige geriihmt, dem es endlich gelungen war, ein rrimisches Epos zu verfassen, welches Homers Leistung ebenbiirtig war.6 Romische (beziehungsweise lateinische) Epiker nach Vergil hatten somit nicht nur die gesamte griechische und rdmische Thadition allgemein hinter (oder gar: vor) sich, sondern muBten sich vor allem an dem Giganten Vergil messen lassen: Episieren nach Vergil heiBt Vergilisieren.?

Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit

Waxmann Verlag, 2012

Bedienten sich Protestanten in der Frühen Neuzeit einer anderen Sprache als Katholiken? Die Frage ist zweifellos differenziert zu beantworten. In jedem Fall aber besaßen die Konfessionen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom „besten Teutsch“. Während protestantische Sprachgelehrte das „Meißnische Deutsch“ – die Sprache Luthers – als den „zierlichsten“, „reinlichsten“ und „lieblichsten“ Dialekt ansahen, gaben viele Katholiken dem oberdeutschen Idiom den Vorzug. Eine Wahl, die u.a. mit den zahlreichen katholischen Territorien im Süden des deutschen Sprachraums zusammenhing. Religion, Territorium und politische Macht waren in der Frühen Neuzeit eng miteinander verwoben und beeinflussten die Menschen bis in ihre Sprachpraxis hinein. Diese Aspekte sind in der bisherigen Sprachgeschichtsschreibung systematisch jedoch eher wenig berücksichtigt worden. Der vorliegende Sammelband greift deshalb entsprechende Forschungsdesiderate auf. Elf WissenschaftlerInnen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien spüren in ihren Beiträgen dem Zusammenhang von „Konfession und Sprache“ in der Frühen Neuzeit nach. Als Experten aus Germanistik, Geschichtswissenschaft und Epigraphik nehmen sie ein breit gefächertes Textspektrum in den Blick: Grabinschriften, Leichenpredigten, Konversionsschriften, Schulordnungen u.a.m. werden von Textstrategien über die Wortwahl bis hin zu bestimmten Schreibweisen untersucht. Die Ergebnisse sind oftmals verblüffend und sollten impulsgebend für weitere Forschungen zum Komplex „Sprache und Konfession“ sein. Pressestimmen Schon dieser selektive Überblick über die Inhalte des Tagungsbandes macht deutlich, dass dieser sich durch die Verquickung sprachwissenschaftlicher und historischer Ansätze und Fragestellungen einer lohnenden Aufgabe der Frühneuzeitforschung widmet. Christian Volkmar Witt in: www.sehepunkte.de Insgesamt also ein vielfach anregender, durch ein nützliches Personen- und Sachregister erschlossener, zu noch breiterer interdisziplinärer Anschlussforschung einladender Tagungsband. Albrecht Beutel, in: Theologische Literaturzeitung, 138/2013 Wesentlich an dieser elf Ausätze umfassenden Publikation (mit ausführlicher Sammelbibliographie und Register) ist ihre Interdisziplinarität, denn sie verbindet nicht nur das Fach Geschichte mit seinen Verzweigungen, sonder es wurden mit [...] der Germanistik, theoretische, methodische und sachliche Kontakte [...] aufgebaut. [...] So ist [...] der interdisziplinäre Ansatz interessant und bietet neue Erkenntnisse, insbesondere zur Mentalitätsgeschichte. Annekathrin Graßmann in: Das Historisch-Politische Buch, 4/2013 Insgesamt bietet dieser Band somit eine Fülle theoretischer wie methodischer Perspektiven [...]. Friedrich Pollack in: LÉTOPIS, 2/2013 Die im Band versammelten Analysen und Beobachtungen bieten vor allem durch ihre unterschiedlichen disziplinären wie methodischen Zugänge aufschlussreiche Einblicke in den Zusammenhang von Konfession und Sprache. Sie erschließen neue Quellentypen sowohl alltagspraktischer wie auch institutionell-formaler Provenienz, eröffnen aber auch neue Herangehensweisen an »alte Quellen«, etwa kontroverstheologischer oder pastoraler Schriften. Manuela Böhm auf: perspectivia.net Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit demonstrates how multidisciplinary approaches to the history of language in society can establish clear connections between language variation and change on one hand and sociohistorical factors on the other. As such this volume belongs on the shelf of any scholar with a serious interest in the history of the German language. Pobert B. Howell in: Monatshefte, 2/2014 Der sehr erfreuliche Gesamteindruck des Tagungsbandes ergibt sich besonders in interaktiven Zusammenschau [...] Marc Mudrak in: Zeitschrift für Historische Forschung, 1/2014 Die Studien sind [...] nicht nur an sich überzeugend. Sie sind auch gut miteinander verzahnt, was bei Sammelbänden bekanntlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Kai Bremer in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 4/2014

Dira lues – Unheilvolle Pest. Das Seuchenmotiv in der lateinischen Dichtung des ersten vor- und nachchristlichen Jahrhunderts

2022

1.1 Seuchenbeschreibungen in der lat. Dichtung: Die conspiratio poetarum des Thukydides wurde oben bereits als Grundlage der Tradition genannt, sodass aus seiner Darstellung ein Grundschema erstellt wird (Kapitel 1.5). In einem abschließenden Exkurs (Kapitel 1.6) wird das Motiv in einen Zusammenhang mit moderner Literatur gebracht und damit in einer überzeitlichen Dimension greifbar gemacht. 1.1 Seuchenbeschreibungen in der lat. Dichtung: Die conspiratio poetarum Diese Untersuchung hat eine Krankheitseinheit 3 zum Gegenstand, die in den zugrundegelegten Quellen u. a. als λοιμός (loimós), lues, malum, morbus oder pestis 4 bezeichnet und im Folgenden mit ‚Pest' wiedergegeben wird. Darunter lässt sich in der Antike nach Meier "die rasche Ausbreitung hochansteckender Infektionskrankheiten mit hoher Mortalität innerhalb eines begrenzten zeitl. u. räumlichen Rahmens" 5 verstehen. Diese Art des Massensterbens bezieht sich, wie aus der Motivtradition (insbesondere bei Vergil und Grattius) ersichtlich wird, sowohl auf Menschen als auch auf Tiere. Doch wird der Begriff ‚Krankheitseinheit' dem be-3 Zum Begriff vgl. Häussler (1980), 177: "Eine Krankheitseinheit stellt sich zunächst als eine ganz bestimmte Kombination von Symptomen und festgelegten Befunden mit einem Namen, dem der Krankheit, dar; es handelt sich also um eine Definition" und Leven (1998), 163: "Krankheitseinheiten werden nicht von der Natur definiert, sondern von Wissenschaftlern […]. Demnach sind Krankheitseinheiten, wie sie in (historischen) Texten niedergelegt sind […], als Argumentationsfiguren aufzufassen, die von historischen Akteuren fortwährend neu ausgehandelt werden." 4 Eine ursprünglich breitere Semantik von λοιμός hat bereits Marie Delcourt (1938, 23) aufgezeigt. Die Varianz der lateinischen Terminologie, die sogar innerhalb der einzelnen Beschreibungen festzustellen ist, ergibt sich nicht aus den Gattungsspezifika oder dem Handlungsablauf der jeweiligen Werke, sondern kann auf die bereits früh einsetzende Auflösung fester terminologischer Grenzen im Grundvokabular für Krankheiten zurückgeführt werden (vgl. Migliorini 1993). Michelakis (2019, 390-397) spricht sich in der griechischen Motivtradition gegen eine schlichte Auswechselbarkeit der Begriffe aus und will semantische Wechselwirkungen ausmachen, die durch eine Ersetzung eintreten. Zur kulturellen Prägung von Krankheitsbeschreibungen vgl. Lupton (3 2012), 8-11 und Stolberg (2012), 216: "In diesem Sinne sind Krankheiten stets und unhintergehbar soziale, kulturelle Konstrukte. Sie werden in den jeweils verfügbaren, zeitgenössischen Begriffen und mit Hilfe von Metaphern und Bildern beschrieben, die ihrerseits vielfach übergreifende Körper-und Krankheitsvorstellungen und, damit verknüpft, herrschende Normen und Ideologien spiegeln." 5 Meier (2021), 422. Die Bezeichnung ist dezidiert von der durch den Erreger Yersinia Pestis verursachten Krankheit, bzw. insbesondere dem sog. ‚Schwarzen Tod' des 14. Jahrhundert (Ausdruck aus dem 17. Jahrhundert) zu unterscheiden. Der Ausdruck ‚Pest' wurde hier im Singular dem der Seuche vorgezogen, da er auch eine affektive Komponente aufweist, die jenem klinischen abgeht, und somit der (mutmaßlichen) Reaktion auf Seiten der Rezipienten eher entspricht (vgl. ebenso Schmitz 2005, 55). Zur Schwierigkeit der Terminologie vgl. auch Michelakis (2019), 383 Anm. 5. 42 Vgl. Backhaus (2019), 43-94. Eine Übersicht über die mittlerweile transdisziplinäre Forschung zur Ästhetik des Leids zu geben (man denke nur an Diskussionen über die aristotelische Katharsis, dazu jüngst Hammann 2020, 13-21), erscheint hier weder möglich noch zielführend. In Anbetracht dieser Aporie wird daher auf die grundlegende Frage nach der Ästhetik des Leids nur kurz eingegangen; jedoch wird ein Exkurs dem besonderen Reiz von Seuchenbeschreibungen als Katastrophenszenarien gewidmet, der zumindest einen Teilbereich der Frage abzudecken versucht (vgl. Kapitel 1.6).

Die Entstehung der lateinischen Orthographie im 3. bis 1. Jh. v. Chr.

Die geheimen Mächte hinter der Rechtschreibung, 2013

The spelling of our Latin texts is only slightly further developed than what it was in the ‘Classical’ period of Cicero, Caesar, Vergil etc. This, and how the spelling had originated in the 3rd/2nd c. B.C., is described on the basis of epigraphic, papyrus, and manuscript evidence.

Latein als Wissenschaftssprache in der deutschen katholischen Dogmatik des 19. und 20. Jahrhunderts

Journal for the History of Modern Theology / Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte, 2016

Until the eighteenth century, Latin was the uncontested language of academic discourse, including theology. Regardless of their denominational affiliation, scholars all across Europe made use of Latin in both their publications and lectures. Then, due to the influence of various strands of post-Kantian philosophy, a change took place, at least in the German-speaking area. With recourse to classical German philosophy, many Catholic systematic theologians switched to their mother-tounge and adopted the newly coined terms in order to express the same faith. In reaction to this transformative work the neo-scholastic movement came into existence. Its adherents stressed the Church’s tradition and, especially its indebtedness to medieval thought. From the mid-nineteenth century onwards, partly supported by the Magisterium, various attempts were made to re-introduce Latin into dogmatics. This project was unsuccessful, however, because of changes to the Catholic world ushered in by the Secon...

Die älteste lateinische Übersetzung des Buches Esdras A—eine neue Entdeckung

Vetus Testamentum, 2014

The Old Latin translation of the Greek Book of Esdras A has come down to us through two major versions. The older version was incorporated into the Vulgate. However, it is obvious that this version, which represents the standard text since the Middle Ages, does not offer an exact representation of the Greek Vorlage and is in many places in the text corrupt. In the process of editing the Old Latin texts of Esdras A, a text could be identified in a Spanish manuscript. This text is clearly distinct from the standard text and in most places it does not transmit the defective elements in the text that has come down to us. The objective of this paper is to describe the characteristics of this text and to point out the fact that this version of the text is older than that of the Vulgate.

Latein und die europäischen Volkssprachen in der frühen Neuzeit. Philologia Classica 2018, 13(1), 103–115.

Martin Korenjak. Latein und die europäischen Volkssprachen in der frühen Neuzeit. Philologia Classica 2018, 13(1), 103–115, 2018

The Latin of the twentieth century, English allows us to experience to the full the many situations in which one has to switch between a mother tongue and a lingua franca. This article aspires to show that, contrary to the unhappy coinage ‘a dead language’, Latin was very much alive all through the early modern period and up to the early nineteenth century, being a means of communication for the people of various social standing and not, as it is largely preconceived today, a skills kit to exercise one’s intellectual capacities. Latinity was a marker of social standing, of belonging, but in an individual speaker, it did not exist on an entirely different plane from the national dialects. It is believed that Latin fell into disuse with the rise of the national languages, their gradual progress through the system of education, and an urge for artistic expression of the new self-conscious nations. Once the need to bring this flux of spoken dialects in which the national languages naturally existed to a literary standard arose, Latin, to its undoing, offered its grammar as a paradigm. Once formal schooling came to be conducted in the national languages, Latin lost its ground never to recover it again.

Was ist lateinischer „Neunizänismus“? Ein Vorschlag für eine Antwort

Zeitschrift Fur Antikes Christentum-journal of Ancient Christianity, 1997

Wir wollen fragen, wann und unter welchen Bedingungen wir von lateinischem "Neunizänismus" sprechen dürfen. Und da kann es in keinem Falle schaden, sich zu Beginn unserer Überlegungen zunächst erst einmal klarzumachen, was wir semantisch eigentlich tun, wenn wir so fragen. Denn erst wenn nach diesem anfänglichen Schritt präziser begriffen ist, welche Probleme die Anwendung dieses Begriffes "Neunizänismus" gleichsam als "Lackmustest" für die voraugustinische christliche Literatur des vierten Jahrhunderts mit sich bringt, können wir in einem zweiten Abschnitt lateinische Autoren und Texte vorstellen. Es versteht sich von selbst, daß dabei ein klassisches Thema für eine theologiegeschichtliche Monographie auf ungleich kürzerem Raum verhandelt wird und daher hier nur eine allererste Skizze, eben ein Vorschlag, geboten werden kann; da ich gerade in einer Monographie relativ ausführlich über einige Synodaldokumente der siebziger und achtziger Jahre und über Ambrosius von Mailand gehandelt habe 2 , konzentriere ich meine Bemerkungen auf den sogenannten Tomus ad Antiochenos samt seiner westlichen Rezeption, auf Eusebius von Vercelli und Marius Victorinus; die übrigen Punkte -vor allem: Texte römischer und italischer Synoden, die Trinitätstheologie des Ambrosius samt der seiner Suffragane und Augustinus -streife ich eher.