Scholastik. In: Festl M. (eds) Handbuch Pragmatismus. J.B. Metzler, Stuttgart 2018 (original) (raw)

IFB-Rezension Handbuch Pragmatismus / Michael G. Festl (Hg.).

Handbuch Pragmatismus / Michael G. Festl (Hg.). -Stuttgart : Metzler, 2018. -XI, 389 S. ; 25 cm. -ISBN 978-3-476-04556-0 : EUR 89.95 [#6034] Der Pragmatismus 1 -maßgeblich begründet von einem der bedeutendsten Philosophen der Neuzeit, dem Amerikaner Charles Sanders Peirce 2 -gehört zu den wichtigsten Denkströmungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Er findet auch heute noch oder sogar wieder verstärkt das Interesse vieler Philosophen -und zwar nicht nur in den USA, wo er seine Heimat hatte. Zwar gab es auch schon früher immer wieder einmal ein verstärktes Interesse an pragmatistischen Denkern wie William James oder John Dewey, etwa bei Arnold Gehlen, um nur ein prominentes Beispiel zu nennen, aber zumal in Deutschland stand doch die dominante Strömung der Transzendentalphilosophie einer positiven Rezeption des Pragmatismus sehr entgegen. So setzte dann z.B. bei jenen Denkern wie Klaus Oehler, die sich einer Verabschiedung der Transzendentalphilosophie verschrieben hatten, im Zuge der Aufnahme der Semiotik von Peirce eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Pragmatismus ein. 3 Inzwischen ist aber auch eine sehr vielschichtige Rezeption und Weiterführung pragmatistischen Denkens in unterschiedlichen Regionen der Welt bzw. insbesondere Europas zu verzeichnen. Dazu gehören nach dem Ende der Dominanz des philosophieschädigenden Marxismus-Leninismus im Bereich des früheren Ostblocks auch Rußland, Polen und Ungarn. Allein schon diese Rezeption genügt als Beleg dafür, daß eine aus einem bestimmten Kontext erwachsene Philosophie, die auch eng mit den nordamerikanischen politisch-kulturellen Gegebenheiten verbunden ist, für andere Länder und Völker von Interesse sein kann.

Südwesteuropäischer Raum. In: Festl M. (eds) Handbuch Pragmatismus. J.B. Metzler, Stuttgart 2018

Handbuch Pragmatismus, 2018

Im romanischen Sprachraum Südwesteuropas lässt sich durchaus so etwas wie ein einheitlicher Charakter der Pragmatismus-Rezeption beobachten. Dieser Charakter ist auf kulturelle, politische und religiöse Gemeinsamkeiten der dortigen Länder zurückzuführen. Gleichzeitig lassen sich nationale Besonderheiten konstatieren: In Italien wurde die erste pragmatistische Bewegung außerhalb der Englisch sprechenden Länder geboren, war jedoch relativ kurzlebig; in Frankreich erlebte der Pragmatismus eine viel dauerhaftere Präsenz und einen intensiven Austausch mit der dortigen Philosophie; auf der iberischen Halbinsel hingegen war der Einfluss eher indirekt.

Kritische Theorie (Handbuch Pragmatismus)

The relationship of Frankfurt school critical theory to classical American pragmatism has always been ambivalent. This ambivalence gives the story of debates between the critical theorists a continuity that transcends the generation gaps in the Frankfurt school. The attitude of critical theorists towards classical American pragmatism has been characterized by two prejudices: The first is that pragmatism is uncritical as it takes critique to be immanent to experience; according to the second, pragmatism is a variant of non- or post-metaphysical thinking, although all classical pragmatists were involved in metaphysical speculation and published metaphysical treatises. However, both points are controversial within the Frankfurt school itself.

Charles Sanders Peirce. In: Festl M. (eds) Handbuch Pragmatismus. J.B. Metzler, Stuttgart 2018

Charles Sanders Peirce (1839–1914) ist eine für den Pragmatismus zentrale, aber auch janusköpfige Figur. Einerseits gilt er als Vater des Pragmatismus, weil er einige von dessen Grundgedanken artikulierte und vor allem den Grundsatz der pragmatistischen Bedeutungslehre – die sog. ›pragmatische Maxime‹ – als erster formulierte. Andererseits ist der Pragmatismus weniger aufgrund seines Einflusses zu einer wohldefinierten philosophischen Ausrichtung gelangt, sondern vorwiegend durch die Arbeit seines Kollegen und engen Freundes William James, ja, Peirce selbst distanzierte sich am Ende gar vom Pragmatismus, wie James und andere ihn propagierten, indem er den Terminus »Pragmatizismus« für sich beanspruchte, um die Unterschiede zu betonen, die er zwischen seiner realistischen, logisch orientierten Philosophie und dem stärker voluntaristisch angelegten Nominalismus von James und anderen ausmachte. Nichtsdestotrotz blieben wichtige Berührungspunkte zwischen Peirce und den anderen Pragmatisten bestehen, und bis heute kommt seiner Philosophie eine zentrale Bedeutung für das Verständnis der Implikationen des Pragmatismus für Erkenntnistheorie, Logik und Zeichentheorie zu.

Theorie und Praxis im Pragmatismus und in der Praxistheorie (aus: Praxis denken, Ed. Alkemeyer, Schürmann, Volbers 2015)

Der Aufsatz richtet seine Aufmerksamkeit auf auf ein verbreitetes empiristisches Selbstverständnis der Praxistheorie. Er konfrontiert einige der momentan prominenten und stilbildenden Konzepte von Praxistheorie mit dem Pragmatismus, um eine entscheidende Weichenstellung im jeweils eingenommenen Verhältnis von Theorie und Praxis herauszustellen. Beide Seiten haben ihre gemeinsame Wurzel im Anti-Intellektualismus, für den die Wirklichkeit nicht auf das beschränkt werden darf, was gewusst und gedacht werden kann. Der Pragmatismus, in diesem Beitrag repräsentiert durch Dewey, zieht aus dieser negativen Abgrenzung vom Intellektualismus jedoch andere Konsequenzen als praxistheoretische Autoren wie Reckwitz. Die empiristische Ausrichtung führt dazu, dass diese die Praxis lediglich als einen Gegenstand der Analyse betrachten, der die theoretischen Urteile beglaubigt. So kann es der Theorie nur noch darum gehen, ihren Gegenstand Praxis als ein vermeintlich Gegebenes zu erhellen -- was dann konsequenterweise, um den sog. Primat der Praxis zu wahren, nur in unendlicher Annäherung geschehen kann. Der Pragmatismus bricht mit dieser „schlechten Unendlichkeit“, indem er konsequent aus dem Verhältnis von Theorie und Praxis heraus, und gerade nicht von einem dieser beiden Pole aus, denkt. Dies ist ein gänzlich anderes Verständnis von Erfahrung, das insbesondere die normative Dimension von Erfahrung wieder ins Licht rückt.

"Erfahrung" (Handbuch Pragmatismus, 2018, 74-80)

Handbuch Pragmatismus, 2018

Der Eintrag "Erfahrung" in der Sektion "Grundbegriffe" des Handbuch Pragmatismus (Ed. Festl, 2018). Gibt einen Überblick der Erfahrungskonzeptionen der pragmatistischen Klassiker.

Die didaktische Pragmatik und ihre Grenzen im Zeitroman von Siegfried Lenz

Germanica, 1994

In seinem Buch Beziehungen. Ansichten und Bekenntnisse zur Literatur betont Siegfried Lenz, daß Geschichte keineswegs der objektive Stoff sei, der in den Verliesen der Zeit ruhe. «Von der Geschichte», so schreibt er, «geht vielmehr eine permanente Herausforderung aus, die jeden in seiner Gegenwart betrifft, die jeden zwingt, seine Fragen an vergangene Begebenheiten zu stellen. Insofern ist Geschichte eine Möglichkeit zum Selbstverständnis» 1. Dieses Zitat macht zweierlei deutlich: zum einen die enge Verbindung, die Lenz zwischen Literatur und Geschichte aufstellt, d.h. für ihn vornehmlich Geschichte seiner Zeit, zum anderen zeigt es seine Auffassung von zeitgeschichtlichem Geschehen als Offenbarungsmöglichkeit von Bewußtseinsstrukturen. Unter diesem Aspekt ist für S. Lenz Geschichte identisch mit dem, was Alexandre Kojève in seiner Hegel-Interpretation über Geschichte lehrt: Geschichte ist keine Aneinanderreihung von empirischem Material, von historischem Stoff; Geschichte ist immer menschliche Geschichte. Natur hat keine Geschichte. Geschichte ist die Geschichte menschlichen Handelns, menschlichen Werdens. Sie zeugt vom Wandel des menschlichen Geistes, von seiner Selbstverwirklichung in Raum und Zeit 2. 2 Mit Hilfe seines Schreibens versucht S. Lenz, diesen Wandel des menschlichen Bewußtseins zu veranschaulichen und eine Verbindung aufzustellen zwischen Wirklichkeit und Imagination. Denn die Vorstellungen in unserem Kopf, unsere Wünsche und Ideale bedingen eben jene Ereignisse, die wir Geschichte oder Zeitgeschehen nennen. «Als Geschichtenerzähler kommt man nicht darum herum, nach Motiven, Gründen zu fragen, die uns so oder so handeln lassen», bekennt S. Lenz 3. Seine Romane Deutschstunde 4 und Heimatmuseum 5 , auf die sich die gegenwärtige Analyse Die didaktische Pragmatik und ihre Grenzen im Zeitroman von Siegfried Lenz