Antike Plastik 5.0:// Dokumentationsmedien in der Archäologie von der Skizze zum 3D-Modell 1 (original) (raw)
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Am 9. Juli 1964 bewilligte der Kultusminister des Landes NRW ein neuartiges Archiv zur Erforschung antiker Skulptur an der Universität zu Köln. Ziel dieser Forschungsstelle war es, mit modernen technischen Methoden ein dynamisches Archiv für die Altertumswissenschaften zu gründen. 50 Jahre internationale Fotokampagnen schufen eines der größten Bildarchive für antike Plastik, das den Ausgangspunkt zahlreicher Forschungen, Ausstellungen und Kolloquien bildete. Im Jahr 2014 stellt das Forschungsarchiv - heute CoDArchLab - mehr als 2 Millionen Bilddaten über die Internetdatenbank ARACHNE weltweit zur Verfügung. Dem Forschungsarchiv und dessen Medien ist dieser Band gewidmet, der das 50-jährige Jubiläum mit der Ausstellung "Antike Plastik 5.0:// - Dokumentationionsmedien in der Archäologie von der Skizze zum 3D-Modell" im Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn verbindet.
Das Forschungsarchiv für antike Plastik an der Universität zu Köln untersucht seit nun 50 Jahren Skulptur und Kunstobjekte der römischen Kaiserzeit. Mit aufsehenerregenden Fotokampagnen in Sammlungen der ganzen Welt wurden Skulpturen fotografiert, erforscht und in der Reihe Monumenta Artis Romanae publiziert. Angefangen mit 2000 Fotos in Karteikästen umfasst das Forschungsarchiv heute fast 2 Millionen Bilder in der Datenbank «ARACHNE», die für Öffentlichkeit und Forschung im Internet frei zugänglich sind.
LIT GRUSSWORT Artefakte und Architekturen anderer Kulturen -älterer oder fremder -auch ohne den Augenschein des Originals visuell vorrätig zu halten, um so Anhaltspunkte für das Verhältnis der eigenen Kultur zu ihrer Überlieferung und ihren Grenzen zu gewinnen, ist ein Anliegen, das sich seit langem auf die technische Entwicklung der Reproduktionsmedien auswirkt. Für diejenigen Wissenschaften, die ihre Fragen -wenn auch nicht ausschließlich, so doch in erheblichem Maße -in Auseinandersetzung mit Objekten entwickeln, ist eine derartige Datenhaltung geradezu existenziell. An der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln sind wir stolz darauf, auf dem Gebiet der digitalen Datenhaltung in den Geisteswissenschaften in mehreren Disziplinen führend zu sein. Von den objektbasierten Projekten ist das Forschungsarchiv für antike Plastik oder, wie es heute heißt, Cologne Digital Archaeology Laboratory (CoDArchLab) eines der ältesten und bekanntesten.
Vom Schrank ins Netz. 3D-Digitalisierung wissenschaftlicher Sammlungen – gewusst wie? Abschlusstagung des Projekts „Gyrolog – Aufbau einer digitalen Kreiselsammlung für historische und didaktische Forschung“, Universität Stuttgart (4.-5.1.2021) Im Vortrag soll das im letzten Jahr gestartete Projekt „3D-Dokumentation und Visualisierung antiker Objekte des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck“ vorgestellt werden. Ziel dieses Projektes ist eine schrittweise dreidimensionale Aufnahme und Visualisierung der Sammlung von antiken Originalen mittels Photogrammetrie und eine letztendliche Einbindung der Daten im Rahmen eines virtuellen Kataloges in die zu erstellende Museumsdatenbank. Die Originalsammlung umfasst etwa 350 Einzelobjekte und besteht aus vollständigen antiken Keramik- und Glasgefäßen, bemalten Scherben, Objekten der Kleinkunst, antikem Schmuck, insbesondere aber auch Marmorreliefs und Resten von Architekturteilen und Bauschmuck. Die Dokumentation von archäologischen Befunden und insbesondere Einzelobjekten stellt eine der zentralen Herausforderungen an die Archäologie dar. Eine solche erfolgte bislang jedoch großteils immer noch nach „klassischen“ Methoden, d.h. möglichst genauen verbalen Beschreibungen, Zeichnungen und Fotografien. Dies ist zeit- und arbeitsaufwendig, personal- und kostenintensiv sowie abhängig vom jeweiligen Bearbeiter mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet. Daher wurde auch in der Archäologie der Bedarf an schnellen, exakten aber auch kostengünstigen Methoden zur Dokumentation von Grabungen vor Ort aber auch insbesondere einzelne Fundstücken erkannt. Gerade die Möglichkeiten der Photogrammetrie sind durch leistungsfähige Hardware und Software in den letzten Jahren immens gestiegen. Dies führte dazu, dass sich nun mit relativ geringem Aufwand Objekte maßstäblich und detailgenau erfassen lassen. Teure Ausrüstungen vor Ort wie beispielsweise 3D-Laserscanner sind nicht mehr nötig und die Dokumentation kann mit einer guten Fotoausrüstung durchgeführt werden. Zentrale Herausforderung ist jedoch die Entwicklung exakter, den jeweiligen Aufgabenstellungen angepasster Arbeitsmethoden bzw. -abläufe und einer daraufhin adaptierten Software. Im Rahmen eines ersten Projektes zur photogrammetrischen Erfassung von ausgewählten archäologischen Objekten des Archäologischen Universitätsmuseums und der Erstellung von 3D-Modellen anhand einer Fotoserie sollen daher konkrete auf archäologische Fragestellungen angepasste und adaptierte innovative Methoden im Bereich der Dokumentation entwickelt und erprobt werden. Erstes Ziel war daher die Etablierung eines Verfahrens zur detailgenauen Aufnahme, Dokumentation und dreidimensionale Visualisierung des Zustandes von archäologischen Einzelobjekten. Da auch diese in ihren Eigenschaften (Material, Größe, Oberflächenbeschaffenheit, Detailreichtum, usw.) keinesfalls einheitlich sind und somit unterschiedlichen Anforderungen an die jeweilige Dokumentation stellen (z.B. bemalte Gefäße, Bronzestatuetten, Glas,…) mussten von den unterschiedlichen Objekttypen Referenzobjekte ausgewählt werden. Anhand der sich daraus ergebenden Problemstellungen musste die optimale Dokumentationslösung für die konkreten bedarfsorientierten Ergebnisse gefunden werden. Auch Fragen der weiteren Nutzung und insbesondere Zugänglichmachung der Daten wurden in dem Projekt behandelt. Bei exakter und detailgenauer Dokumentation können auf diesem Wege archäologische Originalobjekte Forscherinnen und Forschern genauso wie Studierenden überall auf der Welt zur weiteren Auswertung zugänglich gemacht werden, ohne dass diese die Objekte im Rahmen aufwendiger und teurer Reisen einer persönlichen Autopsie unterziehen müssen. Auch ein kostspieliger und konservatorischer aufwendiger Transport von gefährdeten, beispielsweise leicht zerbrechlichen Einzelobjekten kann so vermieden werden. Aber auch potentielle Besucherinnen und Besucher des Museums können die Objekte zunächst virtuell studieren und somit wird ein Anreiz geschaffen das Archäologische Universitätsmuseum zu besuchen um mehr über archäologische Forschung zur antiken Kunst und Kultur zu erfahren. Das Archäologische Universitätsmuseum würde somit weiter gleichsam seiner Funktion als „Scharnier“ zwischen Öffentlichkeit und Universität gerecht werden.
Rundbrief Grabungstechnik, 2020
Zwischen Januar und März 2020 wurde durch die «EAA Community for 3D-Technologies in Archaeology» eine international ausgerichtete Umfrage zur Nutzung von bildbasierten 3D-Technologien durchgeführt. Das Ziel war, einen breiten Einblick in die Anwendung von bildbasierten 3D-Technologien in der Praxis zu erhalten. Die Auswertung der Befragung erlaubt es, den Stellenwert der Methoden und die wichtigsten Anwendungsziele der Anwender*innen herauszuarbeiten. Zudem gibt sie Einblick in die verwendete Software und Dateiformate sowie in die Umsetzung der Archivierung. Damit lassen sich die wesentlichen Herausforderungen für die weitere Entwicklung und fortschreitende Implementation von 3DTechnologien in die Praxis erkennen.
3D-Funddokumentation - Ein Anwendungsbericht aus dem Landesamt für Archäologie Sachsen
Die 3D-Funddokumentation ist seit 2005 fester Bestandteil im Landesamt für Archäologie. Bisher sind über 9000 Objekte gescannt und dokumentiert worden. Verschiedene Projekte wie die Ausgrabung des neolithischen Brunnens von Altscherbitz, das DFG-Projekt „Automatisierte Klassifikation“ und derzeit das Ziel3-Projekt „ArchaeoMontan“ zeigen deutlich die Vorteile der hochauflösenden Digitalisierung archäologischer Funde. Mit den drei im Landesamt eingesetzten Nahbereichsscannern können nahezu alle Objektklassen digitalisiert und für die archäologische Aufarbeitung bereitgestellt werden. Die hohe Effektivität, der erhebliche Gewinn der Darstellungsgenauigkeit und die Möglichkeit komplexe Befunde rekonstruieren zu können, haben die 3D-Funddokumention seit neun Jahren als Standardanwendung fest etabliert.
Digitale »Third Mission« in der Klassischen Archäologie
Third Mission activities of the University of Vienna/Knowledge Transfer, 2017
Die einfache Kernidee der Third Mission in der Klassischen Archäologie an der Universität Wien im Kontext unserer Forschungen und Lehre ist es, einerseits jeder Interessentin und jedem Interessenten virtuell frei und einfach zugänglich durch eine große Anzahl von unter einander vernetzten Einzelmeldungen möglichst viele Daten zur Erforschung der (speziell ländlichen) Antike digital zu bieten, wobei die Nutzer in der Partizipation interaktiv selbstständig über den Grad ihrer Involvierung und der fachlichen Tiefe entscheiden. Andererseits werden in ebenjene Forschungen direkt interessierte LaienforscherInnen eingebunden, um diesen eine wissenschaftlich fundierte Partizipation an der Erforschung der Vergangenheit zu bieten. Zudem stellt das Klammerprojekt regelmäßig eine Schnittstelle zur Wirtschaft dar, die aufgrund der umfangreichen Feldforschungen laufend in die einzelnen Teilprojekte involviert ist. Im Zuge dessen entstehen ebenso Wissenstransferaktivitäten.
N.i.Ke. Schriftenreihe des Netzwerks zur interdisziplinären Kulturguterhaltung, 2017
„Material“ ist ein schillernder Begriff. Er kann den physikalisch-chemischen Aufbau der Grundstoffe von Gegenständen oder Objekten meinen, aber auch die Zusammenstellung von Informationen zu einem bestimmten Thema oder einfach eine Ansammlung von Gegenständen wie beispielsweise „belastendes Material“ oder „archäologisches Material“ – ganz ohne Berücksichtigung, aus welchem Material diese bestehen. In der Archäologie kommen alle diese Bedeutungen des Begriffs zum Tragen, von der stofflichen Zusammensetzung bis hin zu kulturwissenschaftlichen Ansätzen, die Material eben als Ansammlung von Objekten in einem bestimmten Zusammenhang begreifen. Im Beitrag werden der Weg zweier Objekte von ihrer Auffindung bis zur Auswertung nachvollzogen und – im weitesten Sinne – die unterschiedlichen Kategorien des Begriffs „Material“ dabei berücksichtigt. Die beiden mittelalterlichen Objekte – ein Lederschuh aus Eberswalde und ein Keramikgefäß vom „Teufelsberg“ in der Niederlausitz – bieten bereits hinsichtlich ihrer Fundorte unterschiedliche Bedingungen hinsichtlich der Materialität: Der Schuh konnte nur im Feuchtboden bis heute erhalten bleiben, das Keramikgefäß stammt aus dem trockenen Milieu einer Sanddüne. Die Materialität der Objekte erfordert einen differenzierten konservatorischen Umgang. In ihren jeweiligen Kontext gestellt und mit Vergleichsmaterial konfrontiert, können Aussagen zur Datierung, zur Herstellung u.a. getroffen werden. Darüber hinaus lassen die Objekte vor dem Hintergrund von Schrift- und Bildquellen eine sozial- und kulturgeschichtliche Deutung zu. Nach der kulturhistorischen Einordnung landen die Objekte in Form von Zeichnungen, Fotografien und Beschreibungen sowie Texten zur Deutung zwischen Buchdeckeln. Der Erforschung ist aber damit noch kein Ende gesetzt. Die Funde werden entsprechend ihrer Materialität und daraus resultierender konservatorischer Bedingungen im Landesfundmagazin aufbewahrt. Sie können jederzeit aus anderen Blickwinkeln betrachtet und es können neue Fragen an sie gestellt werden.