Der Islam: eine missverstandene Herausforderung (original) (raw)

Muslimische Herausforderung in Deutschland

2018

Obwohl im Prinzip eine Seelsorge unter Muslimen auf persönlicher und individueller Ebene in traditionellen Sozialstrukturen stattgefunden hat, bedarf die muslimische Gemeinschaft in Deutschland einer institutionalisierten und professionalisierten Seelsorge. Denn auch Muslime haben seelsorgerische Bedürfnisse und stecken in Konflikt-und Krisensituationen, die sie nur mit Hilfe von professionell ausgebildeten und institutionell begleiteten Seelsorgern bewältigen könnten. Bei der Betrachtung der muslimischen Strukturen in Deutschland fällt zudem auf, dass die Ressource "persönliche Seelsorge" immer knapper wird. "Die Migration aus ländlichen Gebieten in Städte und Großstädte hat viele Muslime mit Problemen konfrontiert, die sie in dieser Form bisher nicht gekannt haben. Dabei macht es nicht einmal einen großen Unterschied, ob sie in die anonyme Mega-Metropole Istanbul oder in die anonyme Metropole Köln gezogen sind. [...] Das anonyme Leben in den Städten, die Abwesenheit schnell erreichbarer Verwandter und die fehlende Erfahrung mit Notsituationen machen auch die Notfallbegleitung für Muslime zur Notwendigkeit-in solch einer Situation ist die Notfallbegleitung keine Option mehr. [...] Dabei stehen wir jedoch vor einigen besonderen Problemen. Zum einen gibt es das Problem des teilweise fehlenden Bewusstseins für die Notwendigkeit der institutionalisierten Notfallbegleitung-nicht weil keine Notwendigkeit für Hilfe gesehen wird, sondern weil es oftmals noch ein zu großes Vertrauen in alte Strukturen gibt (Familie, Nachbarn, Freunde), die aber so nicht mehr vorhanden, oder zumindest in der akuten Notfallsituation nicht erreichbar sind" (Karahan, 2011, S. 41ff). Durch migrationsspezifische Umbrüche und Veränderungen im Familienverbund ist "persönliche Seelsorge" nicht mehr überall leistbar. Laut Aries wurden jedoch solche Veränderungen, wie der Zerfall der Familienstrukturen, und die Seelsorge als Konzept bisher nicht konzentriert aufgegriffen. "In Deutschland geschah dies erst unter dem Druck christlicher säkularer Versorgungssysteme. So riefen wie selbstverständlich Altersheime und Krankenhäuser in der nächsten ihnen bekannten Moschee an, um jemanden zu bitten, sich um einen vereinsamten Muslim zu kümmern, was anfangs die Angesprochenen in Verlegenheit brachte" (Aries, 2017. S. 93). Seelsorge,

Der unbekannte Islam

Die mit der Massenmigration besonders aus dem islamisch-arabisch Raum seit 2015 in der Mitte Europas entstandenen Herausforderungen sind in ihrem Kern bis heute weithin unbegriffen. Der öffentliche Diskurs, soweit er von den sich hinter der Regierung Merkel scharenden Leitmedien getragen wird, dokumentiert ein geradezu fahrlässiges Maß an historischer und religionssoziologischer Unkenntnis, das primär durch Wunschvorstellun-gen und Imperative-" wir glauben doch alle an den gleichen, abrahamitischen Gott "-gekennzeichnet ist. Die wenigen klugen Beiträge bleiben etwa auf phoenix beschränkt, ein Sender der 2015 gerade einmal 1,1 % aller Zuschauer erreichte (lt. KEK 2015). Da nimmt es kein Wunder, dass auch nach dem vorhersehbaren Terror in Berlin erneut über psychische Probleme des Täters spekuliert wird, über seine mögliche Einzeltäterschaft, das Misslingen von Integration und die verzweifelte Situation in seiner Heimat. Das Fehlen eines höchst offiziellen Beleges des IS, in dem dieser einen juristisch " wasserdichten " Auftrag zum Terror erteilt – und am besten eine beglaubigte Kopie dem ZDF zustellt-reicht dem ZDF-Experten Theveßen, um einen islamistischen Hintergrund für un-wahrscheinlich zu erklären. Wohl dem, der glauben kann und nicht mit der " Wunde des Er-kennens " (Hegel) geschlagen ist! Dabei ist es im Grunde genommen recht einfach zu verstehen, warum junge muslimische Migranten, die zuvor nie islamistisch auffällig wurden, sobald sie zu uns kommen, potentiell in der Gefahr einer raschen Radikalisierung stehen. Und warum alle westlichen Staaten nun zusehends auch mit dem Phänomen der " home-grown terrorists " konfrontiert sind, also dem Umstand, dass bei uns aufgewachsene Kinder der dritten Einwanderergeneration sich plötzlich, fast wie von Zauberhand bewegt, wieder islamisch-fundamentalistischen Lebensweisen zuwenden. Dieses Verstehen setzt lediglich ein wenig Wissen über die Geschichte der arabischen Nation und des Islams voraus und die Bereitschaft, Religionen nüchtern zu betrachten und nicht per se als human und menschenfreundlich misszuverstehen. Die Voraussetzungen für ein solches Verstehen sind allerdings in Deutschland erdenklich gering: In den Geschichtsbüchern der gymnasialen Mittelstufe wird die arabische Welt nur am äußersten Rande als Ziel der Kreuzzüge gestreift und mit wenigen Zeilen abgehandelt, in der Oberstufe taucht sie erst gar nicht auf. Und im Fach Religion lernt man bestenfalls die " fünf Säulen des Islams " auswendig und wird belehrt, wir glaubten ja alle an den gleichen Gott und Jesus sei ja-1

Der Islam als historische, politische und theologische Herausforderung

2013

Arabellion, Demonstrationen im Iran, Anschläge der Hamas in Israel, Bundeswehreinsätze in Afghanistan und der Türkei, „Islamkonferenz“ in Berlin, Erdogan in Deutschland, Religionsunterricht und Imamausbildung an deutschen Universitäten – an dem Thema Islam kommt kein Fernsehzuschauer, kein Zeitungsleser und kein Entscheidungsträger mehr vorbei. Doch wo eigentlich zunächst Information gefragt wäre, scheinen Schlagzeilen und Negativnachrichten sowie Schwarz-Weiß-Urteile das Thema zu besetzen. Das Martin Bucer Seminar hat sich von Anfang an als christliche Ausbildungsstätte der zweitgrößten Weltreligion zugewandt, und das nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Forschung. Forschung und Lehre wurden dabei nicht durch einen bestimmten Blickwinkel enggeführt. Es ging stets um den Islam in seiner ganzen Vielfalt sowie um den Islam in seiner Beziehung zum Christentum. Themen wie Islam in Europa, das Zusammenleben von Christen und Muslimen, „Insider“-Bewegung und Apologetik sind ebenso bedeutsam wie die Geschichte, Theologie des Islam und die politische Ideologie des Islamismus. Das MBS-Studienzentrum in Istanbul verortet unsere Forschung zusätzlich in einem islamisch geprägten Land. Der vorliegende Band spiegelt diese Breite unseres Forschungsansatzes wider. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Koran, das zweite mit der islamischen Theologie. Das dritte, ausführlichste Kapitel behandelt die politische Seite des Islam. Schließlich folgen Beiträge zum Thema Islam aus christlicher Sicht.

Das Unbehagen in der Islamwissenschaft

Globaler lokaler Islam, 2008

Muss und kann die Islamwissenschaft dem Anspruch gerecht werden, auf jede Frage zum Islam und den Muslimen eine passende Antwort zu haben? Verstärkt nicht die Islamwissenschaft eher in der deutschen Öffentlichkeit verbreitete (Vor-)Urteile, als dass sie einen aufklärerischen und erklärenden Beitrag leisten könnte? Ist es der Islamwissenschaft überhaupt gelungen, sich von den Paradigmen des Orientalismus des 19. Jahrhunderts zu befreien? Der Sammelband zeigt ein ehemaliges »Orchideenfach«, das sich mit großen Erwartungen von Politik und Öffentlichkeit konfrontiert sieht und widerstreitende Antworten auf diese Herausforderung gibt.

ISLAM, DER VERFLOSSENE FRIEDE

Ein Blick zurück In: TUMULT. Zeitschrift für Konsensstörung Frühjahr 2016, S. 33-38., 2016

Der Islam sei, recht verstanden, seinem Wesen nach eine friedfertige Religion. Diese These wird zumindest in Deutschland und Österreich um des inneren Friedens willen staatlich und akademisch verbreitet. Allerdings zeigt die historische Entwicklung, wie eine anfangs versöhnliche arabisch-christliche Lehre von ihrer eigenen ideologischen Herkunft abgeschnitten wurde und sich zur fanatischen Staatsdoktrin eines feindlichen Lagers verwandelte.

Titel: " Spannungsfeld Islam: Alltagsbewältigung zwischen Toleranz und

This paper sums the bias of Islam and tolerance in West african societies particularly in Mali. It focuses on the different streamings of Islam in this country and discusses the role of women in the process. The main question that arises from this: how can Islam be modern by not taking in account its suitability in any given human society?

Der Arabische Frühling: Missverständnisse und Perspektiven

GIGA Focus Nahost, 2016

Der Arabische Frühling im Jahr 2011 stellt eine Zeitenwende für die arabische Welt dar. Nachdem anfangs große Erwartungen in Bezug auf eine Demokratisierung der Region dominierten, überwiegen gegenwärtig angesichts zahlreicher Kriege und der Rückkehr autoritärer Herrschaft pessimistische Bewertungen. Mindestens vier Missverständnisse lassen sich in Hinblick auf den Arabischen Frühling identifizieren. Diese Aspekte liefern wichtige Hinweise für eine realistischere Einschätzung der Chancen für künftige demokratische Reformen und die Herausforderungen für eine nachhaltige Stabilisierung der Region.

Die fehlende religiöse Aufklärung der Aufgeklärten

In this short essay I criticize the unqualified use of Christian topics in a secular context. While homophobia and Islamophobia seems to be a widely respected taboo for a politically correct journalism in Switzerland this is not the case for Christianophobia. The point is discussed exemplarily on an article in the magazine of the Swiss National Science Foundation.