Astrologie und Wissenschaft - ein prekäres Verhältnis.Teil 1: Historischer Rückblick auf die deutschsprachige Astrologie im 20. Jahrhundert und gegenwärtige Entwicklungen (original) (raw)
Related papers
Zeitschrift für Anomalistik, 2020
Zusammenfassung – Im zweiten Teil des Aufsatzes zum prekären Verhältnis zwischen Astrologie und Wissenschaft werden zunächst die Ergebnisse einiger Bevölkerungsumfragen präsentiert, an denen definitorische Probleme zur Bestimmung der Astrologie sichtbar werden. Wenn man „Astrologie“ untersucht, ist es von entscheidender Bedeutung, welche Konzepte und Praktiken darunter gefasst werden. Nach einer definitorischen Klärung wird auf die anomalistischen Aspekte der Astrologie bzw. der astrologischen Praxis eingegangen und zwischen dem Oben-Unten-Theorem als traditioneller Basisannahme der Astrologie und möglichen Psi-Phänomenen, die in der astrologischen Beratungspraxis auftreten können, unterschieden. In weiteren Abschnitten werden Problemlagen bei wissenschaftlichen Untersuchungen zur Validität der Astrologie beschrieben, die zu dem weitgehenden Scheitern dieser Bemühungen geführt haben könnten; weiterhin wird auf spezifische methodische Probleme bei der Untersuchung des Oben-Unten-Theorems und bei Zuordnungstests eingegangen. In einem letzten Schritt werden schließlich verschiedene wissenschaftliche Zugänge zur Astrologie mit ihren jeweiligen spezifischen Fragestellungen, methodischen Zugängen und der Relevanz für das wissenschaftliche Weltbild bzw. der astrologischen Praxis aufgelistet.
Dieter Blume ASTROLOGIE UND DIE WISSENSCHAFTSILLUSTRATION VOM 13. BIS ZUM 15. JAHRHUNDERT Die Entwicklung der Universitäten seit dem 12. Jahrhundert brachte einen erhöhten Bedarf an Büchern mit sich. Vor allem in Paris und Bologna entstanden bedeutende Zentren der Buchproduktion. Unter den Wissenschaften im mittelalterlichen Lehrbetrieb sind es in erster Linie Astronomie und die Astrologie, bei denen Bilder eine besondere Rolle spielen. Die Vielzahl der Sterne ist ohne Zusammenfassung in anschauliche Konstellationen nicht in eine sinnvolle Ordnung zu bringen. Deswegen mussten die gelehrten Mönche schon in karolingischer Zeit die heidnischen Sternbilder der Antike übernehmen, als sie sich mit Kalenderreform und Entwicklung des Schulsystems befassten. 1 Die noch heute geläufige Reihe der antiken Sternbilder erhielt so einen festen Platz im Bildungskanon des Abendlandes. Es dürfte kaum ein Kloster gegeben haben, in dem diese Bilderreihe nicht im Kontext einer komputistischen Handschrift vertreten war. Seit dem 10. Jahrhundert wandte man sich verstärkt auch kosmologischen Fragen zu, beispielsweise der komplizierten Ordnung der Planetenbahnen. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde dann durch zahlreiche Übersetzungen aus dem Arabischen in großem Umfang neues Wissen erschlossen. Die lange geächtete Astrologie avancierte dabei zu einer Schlüsselwissenschaft, mit der sich der logische Aufbau des von Gott geschaffenen Universums erklären ließ. 2 Dem anonymen Übersetzer, der um 1160 in Sizilien den Almagest des Ptolemaeus aus dem Griechischen ins Lateinische übertrug, galt sie als veterum limen und speculum modernorum, als höchste Kunst der Alten und Spiegel der Modernen. 3 Die Astrologie war aber zunächst vor allem ein Theoriemodell; die Erstellung von Horoskopen lässt sich im 12. Jahrhundert nur bei sechs Leuten nachweisen. 4 Dies ändert sich erst im 13. Jahrhundert, als sowohl Astronomie wie auch Astrologie fest im universitären Curriculum der großen Universitäten von Paris, Padua und Bologna verankert sind. 5 Zum Standardwerk aber wurde ein über 300 Jahre alter Text des arabischen Astrologen Abu Ma'shar (787-886), der 1133 von Johannes von Sevilla unter dem Titel Liber introductorii maioris ad scientia judicorum astrorum ins Lateinische übertragen worden war. Eine zweite, unabhängige Übersetzung mit dem Titel Introductorium in astronomiam erfolgte 1140 durch Hermann von Carinthia. 6
The paper deals with the analysis and interpretation of historic horoscopes. The astrological activities of Count Heinrich Rantzau (1526–1598), Danish governor of Schleswig-Holstein, who was one of the leading representatives of humanistic learning and culture in the 16th century, have been taken as an example. He corresponded with numerous scholars and was a friend of Tycho Brahe. The following text comprises the inaugural lecture of the author delivered on May 28th, 2001 at Hamburg University which is a summary of his forthcoming postdoctoral thesis.
Kometen, Sterne, Galaxien - Astronomie in der Hamburger Sternwarte. , 2014
Kometen, Sterne, Galaxien - Astronomie in der Hamburger Sternwarte - Zum 100jährigen Jubiläum der Hamburger Sternwarte in Bergedorf. Hg. Von Gudrun Wolfschmidt. (540 Seiten, 89 Farbseiten). With contributions by Wolfgang Steinicke, Manfred Holl, Manfred Lux, Detlev Machoczek, Erik Høg, Matthias Hünsch, Walter Stephani, Beatrix Alscher, Ansgar Korte, Björn Kunzmann, Lubos Kohoutek, Roger Ceragioli, Jochen Schramm, Dieter Engels, Detlef Groote, Dieter Reimers, Carsten Busch. Der Astronomiepark Hamburger Sternwarte ist ein wissenschafts- und technikhistorisches sowie architektonisches Kulturdenkmal von herausragender internationaler Bedeutung. Die Bandbreite der instrumentellen Ausstattung spiegelt den Übergang von der klassischen Astronomie der Positionsbestimmung zur modernen Astrophysik. Eine Unesco-Bewerbung zusammen mit der argentinischen Nationalsternwarte La Plata ist geplant; der Antrag für die Tentativ-Liste voin Unesco wurde bereits eingereicht. Anläßlich des 100jährigen Jubiläums der Hamburger Sternwarte in Bergedorf 2012 gab es eine Vortragsreihe Meilensteine aus 100 Jahren Forschung an der Hamburger Sternwarte in Bergedorf,1 organisiert von Gudrun Wolfschmidt und Matthias Hünsch, ferner fand die Tagung des Arbeitskreises Astronomiegeschichte in der Astronomischen Gesellschaft (AKAG) "Kometen, Sterne, Galaxien - Astronomie in der Hamburger Sternwarte" vom 23. bis 24. September 2012 statt,2 schließlich tagte die Antique Telescope Society (ATS) vom 28. bis 29. September 2012 in der Sternwarte,3 organisiert von Gudrun Wolfschmidt und Walter Stephani. Alle diese Beiträge zum Jubiläum sollten in einem Buch zusammengefaßt werden, die Resonanz war so groß, daß zwei Bände entstanden. Dieser hier vorliegende Band Kometen, Sterne, Galaxien - Astronomie in der Hamburger Sternwarte enthält nun die Beiträge über die Highlights der Forschung, über die instrumentelle Ausstattung und die wichtigen Astronomen in der Geschichte der Hamburger Sternwarte in Bergedorf in den letzten 100 Jahren. Der andere Band "Sonne, Mond und Sterne - Meilensteine der Astronomiegeschichte", Zum 100jährigen Jubiläum der Hamburger Sternwarte in Bergedorf, Nuncius Hamburgensis; Band 29, widmet sich speziell der Astronomie in Hamburg, Altona und Kiel, ferner enthält dieser Band die allgemeinen astronomiehistorischen Artikel, da das Zentrum für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik auch zur Hamburger Sternwarte gehört. 1 http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/fhs/fhs-v12.htm#Vortrag. 2 http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/events/akag-hh2012.htm. 3 http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/events/ATS-hh2012.htm.
A anläßlich des 500. Todestages von Bernhard Walther (1430-1504) im Juni 2004 und des 300. Todestages von Georg Christoph Eimmart (1638-1705) am 5. Januar 2005. , 2010
""Nürnberg leuchtet wahrlich in ganz Deutschland wie eine Sonnen unter Mond und Sternen." Auf die Bedeutung der Stadt Nürnberg in Mittelalter und in der Frühen Neuzeit weist nicht nur dieser Ausspruch von Luther (1530) hin, sondern auch die Einschätzung von Regiomontan, der Nürnberg als quasi centrum Europae bezeichnete. Berühmte Namen prägen die Entwicklung. Hier sollen die astronomischen Aktivitäten in Nürnberg diskutiert werden, Bücher, Instrumente und Sternwarten. "Nürnberg leuchtet wahrlich in ganz Deutschland wie eine Sonnen unter Mond und Sternen. Nürnberg ist ja sozusagen das Auge und Ohr Deutschlands." Auf die Bedeutung der Stadt Nürnberg in Mittelalter und in der Frühen Neuzeit weist nicht nur dieser Ausspruch von Luther (1530) hin, sondern auch die Einschätzung von Regiomontan, der Nürnberg als quasi centrum Europae bezeichnete. Hier sollen die astronomischen Aktivitäten in Nürnberg diskutiert werden, Bücher, Instrumente und Sternwarten. Berühmte Namen prägen die Entwicklung wie Regiomontan und Bernhard Walther im 15. Jahrhundert, Johann Schöner oder Georg Hartmann im 16. Jahrhundert sowie Eimmart und seine Mitarbeiter im 17. und 18. Jahrhundert.""
Proceedings der Tagung des Arbeitskreises Astronomiegeschichte in Würzburg, 23.-24. Sept. 2007., 2008
Prähistorische Astronomie und Ethnoastronomie Der Arbeitskreis Astronomiegeschichte hat im Zusammenhang mit der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in Würzburg ein Kolloquium veranstaltet, das am Montag, den 24. September 2007, stattfand. Aus aktuellem Anlaß – im Jahr 2007 jährte sich der Geburtstag von Heinrich Hertz (1857–1894), dem Entdecker der elektromagnetischen Wellen, zum 150. Mal – wurde für diese Herbsttagung das Thema „Astronomie in neuen Wellenlängen“ gewählt. Als weiteres Thema wurde „Prähistorische Astronomie und Ethnoastronomie“ angeboten, das bisher beim Arbeitskreis Astronomiegeschichte noch überhaupt nicht berücksichtigt wurde und großen Zuspruch fand. Die Prähistorische Astronomie betrifft die astronomischen Aktivitäten in der Zeit vor der schriftlichen Aufzeichnung. Viele vor- und frühgeschichtliche Völker beschäftigten sich mit den Geheimnissen des Kosmos und überlieferten ihre Vorstellungen in eindrucksvollen Bauwerken. Grundlagen der prähistorischen Astronomie sind archäologische Ausgrabungen oder geodätische Vermessungen von Baudenkmälern (Gräber, Kultanlagen), um deren eventuelle astronomische Ausrichtung festzustellen und mit Hilfe astronomischen Fachwissens zu deuten und in einen historischen Kontext einzuordnen. Archäoastronomie ist ein sehr interdisziplinäres Thema; Archäologie, Kulturgeschichte, Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, besonders Astronomiegeschichte spielen eine Rolle, aber auch Ethnographie, Anthropologie, Literatur- und Religionsgeschichte, um nur einige wichtige Wissengebiete zu nennen. Das Spektrum der Vorträge – und der Artikel in diesem Buch – reicht von Astronomie der Steinzeit (Megalithkultur des Neolithikums) und Bronzezeit zur Astronomie bei den Germanen oder Kelten. http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/events/wbg-archaeo07.htm Am bekanntesten in der Steinzeit ist natürlich Stonehenge, dessen astronomische Bedeutung erstmals ausführlich von Gerald Hawkins 1963 in seinem Buch Stonehenge decoded diskutiert wurde. Es gibt aber viele weitere Kreisgraben-Anlagen und einzelne Menhire oder Alignements (z.B. Carnac und Locmariaquer, Bretagne). Ferner ist das Ganggrab in Newgrange, Irland, zu erwähnen; tief in den Hügel hinein strahlt die Sonne am am 21. Dezember, am Tag der Wintersonnenwende, symbolisch die Wiedergeburt des Jahres. Diese prähistorischen Anlagen finden sich nicht nur in England, Deutschland und Frankreich, sondern in ganz Europa bis Nordafrika (Steinkreis von Nabta, Südägypten). Nicht vergessen sollte man die Tempel-Anlagen auf Malta und Gozo. Im Pazifischen Ozean gibt es neben den Steinkolossen auf der Osterinsel die Ruinenstadt Nan Madol auf der Insel Ponape in Mikronesien. In der Bronzezeit sind besonders die Goldhüte oder die Scheibe von Nebra zu nennen, die im Zentrum des Interesses stehen, aber man könnte auch die Kreisgrabenanlagen in Goseck und Kyhna anführen und den Sonnenwagen von Trundholm (1500 v.Chr). Es wurde auch die Ethnoastronomie mit einbezogen, ein Artikel befaßt sich mit dem Himmel bei den australischen Aboriginals, ein anderer diskutiert astronomische Beobachtungstechniken im alten Indien, ein bisher zu wenig berücksichtigster Kulturkreis. Gudrun Wolfschmidt
Irren ohne zu scheitern. Warum (spät-)mittelalterliche Astrologen nicht immer Recht haben mussten
Praktiken und Räume des Wissens. Expertenkulturen in Geschichte und Gegenwart, 2019
In the (European) late Middle Ages, astrology became an important resource for orientation and decision making in a broad variety of contexts. Based on the assumption that late medieval astrologers' predictions inevitably had to "be wrong" in numerous cases, this paper seeks to explain why these erroneous predictions only played a minor role: Even if astrologers failed to prodict future events correctly, this did not necessarily have negative effects on their individual careers or the standing of their discipline.