„Historische Horoskope als Quelle der Wissenschaftsgeschichte“ [Inaugural Lecture], in: DICK, Wolfgang R. und Jürgen HAMEL (eds.), Beiträge zur Astronomiegeschichte, 5 (= Acta Historica Astronomiae, 15), Frankfurt/M. 2002, 9–25 (original) (raw)
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Proceedings der Tagung des Arbeitskreises Astronomiegeschichte in Würzburg, 23.-24. Sept. 2007., 2008
Prähistorische Astronomie und Ethnoastronomie Der Arbeitskreis Astronomiegeschichte hat im Zusammenhang mit der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in Würzburg ein Kolloquium veranstaltet, das am Montag, den 24. September 2007, stattfand. Aus aktuellem Anlaß – im Jahr 2007 jährte sich der Geburtstag von Heinrich Hertz (1857–1894), dem Entdecker der elektromagnetischen Wellen, zum 150. Mal – wurde für diese Herbsttagung das Thema „Astronomie in neuen Wellenlängen“ gewählt. Als weiteres Thema wurde „Prähistorische Astronomie und Ethnoastronomie“ angeboten, das bisher beim Arbeitskreis Astronomiegeschichte noch überhaupt nicht berücksichtigt wurde und großen Zuspruch fand. Die Prähistorische Astronomie betrifft die astronomischen Aktivitäten in der Zeit vor der schriftlichen Aufzeichnung. Viele vor- und frühgeschichtliche Völker beschäftigten sich mit den Geheimnissen des Kosmos und überlieferten ihre Vorstellungen in eindrucksvollen Bauwerken. Grundlagen der prähistorischen Astronomie sind archäologische Ausgrabungen oder geodätische Vermessungen von Baudenkmälern (Gräber, Kultanlagen), um deren eventuelle astronomische Ausrichtung festzustellen und mit Hilfe astronomischen Fachwissens zu deuten und in einen historischen Kontext einzuordnen. Archäoastronomie ist ein sehr interdisziplinäres Thema; Archäologie, Kulturgeschichte, Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, besonders Astronomiegeschichte spielen eine Rolle, aber auch Ethnographie, Anthropologie, Literatur- und Religionsgeschichte, um nur einige wichtige Wissengebiete zu nennen. Das Spektrum der Vorträge – und der Artikel in diesem Buch – reicht von Astronomie der Steinzeit (Megalithkultur des Neolithikums) und Bronzezeit zur Astronomie bei den Germanen oder Kelten. http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/events/wbg-archaeo07.htm Am bekanntesten in der Steinzeit ist natürlich Stonehenge, dessen astronomische Bedeutung erstmals ausführlich von Gerald Hawkins 1963 in seinem Buch Stonehenge decoded diskutiert wurde. Es gibt aber viele weitere Kreisgraben-Anlagen und einzelne Menhire oder Alignements (z.B. Carnac und Locmariaquer, Bretagne). Ferner ist das Ganggrab in Newgrange, Irland, zu erwähnen; tief in den Hügel hinein strahlt die Sonne am am 21. Dezember, am Tag der Wintersonnenwende, symbolisch die Wiedergeburt des Jahres. Diese prähistorischen Anlagen finden sich nicht nur in England, Deutschland und Frankreich, sondern in ganz Europa bis Nordafrika (Steinkreis von Nabta, Südägypten). Nicht vergessen sollte man die Tempel-Anlagen auf Malta und Gozo. Im Pazifischen Ozean gibt es neben den Steinkolossen auf der Osterinsel die Ruinenstadt Nan Madol auf der Insel Ponape in Mikronesien. In der Bronzezeit sind besonders die Goldhüte oder die Scheibe von Nebra zu nennen, die im Zentrum des Interesses stehen, aber man könnte auch die Kreisgrabenanlagen in Goseck und Kyhna anführen und den Sonnenwagen von Trundholm (1500 v.Chr). Es wurde auch die Ethnoastronomie mit einbezogen, ein Artikel befaßt sich mit dem Himmel bei den australischen Aboriginals, ein anderer diskutiert astronomische Beobachtungstechniken im alten Indien, ein bisher zu wenig berücksichtigster Kulturkreis. Gudrun Wolfschmidt
The paper deals with the astronomical and astrological contents of a horoscope cast by John Flamsteed in 1675 for the foundation of Greenwich Observatory. So far no analysis of its astro-nomical contents has been made. It can be shown that the chart has been drawn correctly, as is to be expected from a competent astronomer. For calculating the planetary positions he most likely used tables issued by Johann Hecker, a pupil of Hevelius, based on Kepler’s „Tabulae Rudolphi-nae“ in 1627. The cusps of the twelve astrological houses Flamsteed calculated trigonometrically; so he used no table of houses. Flamsteed employed a method of house division (domification) which was commonly used in the 16th and 17th century and connected with the name of Johannes Regiomontanus. Positional circles joining in the north and south points of the observer’s horizon are laid through distances of 30° on the celestial equator, thus giving unequal sections of the eclip-tic. By consulting contemporary sources for the interpretation of the chart (Ramesey’s Astrologia Restaurata, 1653) it appears that the time for laying the foundation stone was well chosen from the astrological point of view. There were precursors in this practice, e.g. the Italian astrologer Luca Gaurico, who was commissioned to submit an astrological report for the foundation for the Farnese Wing in the Vatican in 1543, and Tycho Brahe, who performed a solemn ceremony on the island of Hven in 1576 at the laying of the foundation stone of his observatory in an astrologically propitious moment. This leads to the question whether Flamsteed believed in astrology. Michael Hunter has already given evidence that Flamsteed was indeed well-versed with astrological tech-niques and supplied astrologers with data. But at the same time he expressed hostility towards as-trological interpretations issued frequently by different parties during Civil War in England. In an unpublished preface for Hecker’s Tables (edited by Hunter) Flamsteed tried to show the „Vanity of Astrology, & the Practice of Astrologers“. Therefore he cannot be taken as an ardent astrologer, although he was well acquainted with the art.
Dieter Blume ASTROLOGIE UND DIE WISSENSCHAFTSILLUSTRATION VOM 13. BIS ZUM 15. JAHRHUNDERT Die Entwicklung der Universitäten seit dem 12. Jahrhundert brachte einen erhöhten Bedarf an Büchern mit sich. Vor allem in Paris und Bologna entstanden bedeutende Zentren der Buchproduktion. Unter den Wissenschaften im mittelalterlichen Lehrbetrieb sind es in erster Linie Astronomie und die Astrologie, bei denen Bilder eine besondere Rolle spielen. Die Vielzahl der Sterne ist ohne Zusammenfassung in anschauliche Konstellationen nicht in eine sinnvolle Ordnung zu bringen. Deswegen mussten die gelehrten Mönche schon in karolingischer Zeit die heidnischen Sternbilder der Antike übernehmen, als sie sich mit Kalenderreform und Entwicklung des Schulsystems befassten. 1 Die noch heute geläufige Reihe der antiken Sternbilder erhielt so einen festen Platz im Bildungskanon des Abendlandes. Es dürfte kaum ein Kloster gegeben haben, in dem diese Bilderreihe nicht im Kontext einer komputistischen Handschrift vertreten war. Seit dem 10. Jahrhundert wandte man sich verstärkt auch kosmologischen Fragen zu, beispielsweise der komplizierten Ordnung der Planetenbahnen. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde dann durch zahlreiche Übersetzungen aus dem Arabischen in großem Umfang neues Wissen erschlossen. Die lange geächtete Astrologie avancierte dabei zu einer Schlüsselwissenschaft, mit der sich der logische Aufbau des von Gott geschaffenen Universums erklären ließ. 2 Dem anonymen Übersetzer, der um 1160 in Sizilien den Almagest des Ptolemaeus aus dem Griechischen ins Lateinische übertrug, galt sie als veterum limen und speculum modernorum, als höchste Kunst der Alten und Spiegel der Modernen. 3 Die Astrologie war aber zunächst vor allem ein Theoriemodell; die Erstellung von Horoskopen lässt sich im 12. Jahrhundert nur bei sechs Leuten nachweisen. 4 Dies ändert sich erst im 13. Jahrhundert, als sowohl Astronomie wie auch Astrologie fest im universitären Curriculum der großen Universitäten von Paris, Padua und Bologna verankert sind. 5 Zum Standardwerk aber wurde ein über 300 Jahre alter Text des arabischen Astrologen Abu Ma'shar (787-886), der 1133 von Johannes von Sevilla unter dem Titel Liber introductorii maioris ad scientia judicorum astrorum ins Lateinische übertragen worden war. Eine zweite, unabhängige Übersetzung mit dem Titel Introductorium in astronomiam erfolgte 1140 durch Hermann von Carinthia. 6
Sonne, Mond und Sterne - Meilensteine der Astronomiegeschichte. Zum 100jährigen Jubiläum der Hamburger Sternwarte in Bergedorf. , 2013
Anläßlich des 100jährigen Jubiläums der Hamburger Sternwarte in Bergedorf 2012 fand die Tagung des Arbeitskreises Astronomiegeschichte in der Astronomischen Gesellschaft (AKAG) „Kometen, Sterne, Galaxien – Astronomie in der Hamburger Sternwarte“ vom 23. bis 24. September 2012 statt, organisiert von Gudrun Wolfschmidt, ferner gab es eine Vortragsreihe Meilensteine aus 100 Jahren Forschung an der Hamburger Sternwarte in Bergedorf, organisiert von Gudrun Wolfschmidt und Matthias Hünsch, schließlich tagte die Antique Telescope Society (ATS) vom 28. bis 29. September 2012 in der Sternwarte, organisiert von Gudrun Wolfschmidt und Walter Stephani. Alle diese Beiträge zum Jubiläum sollten in einem Buch zusammengefaßt werden, die Resonanz war so groß, daß zwei Bände entstanden. Dieser Band Sonne, Mond und Sterne – Meilensteine der Astronomiegeschichte enthält nun die Beiträge über 400 Jahre Astronomie in Hamburg, über Sternwarten, Astronomen und Instrumente, ferner Artikel zur Astronomie in Altona (STRUVE-Bogen) und Kiel (Radioastronomie), ferner weitere allgemeine astronomiehistorische Artikel von der Bronzezeit bis ins 20. Jahrhundert, da das Zentrum für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik auch zur Hamburger Sternwarte gehört."
Wolfschmidt, Gudrun (Hg.): Astronomie und Astrologie im Kontext von Religionen. Astronomy and Astrology in the Context of Religions. Proceedings der Tagung des Arbeitskreises Astronomiegeschichte in der Astronomischen Gesellschaft in Göttingen 2017. Hamburg: tredition 2018., 2018
If you want to read the English abstracts of all the contributions, then please go to ResearchGate; with Academia.edu there are always problems in uploading big files. Die Betrachtung der Natur, insbesondere der kosmischen Objekte, brachte schon sehr früh die Astronomie und Astrologie hervor. Bereits im Altertum beeinflußten diese Bereiche menschlichen Wissens und Handelns auch die religiösen Überzeugungen der Menschen. Die Religionen – genannt seien Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Parsismus, Judentum, Christentum und Islam – trugen ihrerseits mit ihren Glaubensgrundsätzen zum Fundament der sich entwickelnden Wissenschaften bei. Die enge Verzahnung von Astronomie und Astrologie einerseits mit einer Religion andererseits wird mit Beispielen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert demonstriert. Man denke zuerst an die in der Reformationszeit einflußreiche Große Konjunktion von 1524 in den Fischen, vorhergesagt von Johannes Virdung 1521. Im Zentrum des Werks stehen die Beiträge führender Wissenschaftshistoriker zu Philipp Melanchthon (1497–1560), Johannes Kepler (1571–1630) und Martin Luther (1483–1546). Kepler beispielsweise sah die Sonne als Quelle der Bewegung im Zentrum des Universums, die er als Abbild Gottes und dessen Schöpfung ansah. Kirchenpolitische Umbrüche (Reformation und Gegenreformation) sowie einzelne wissenschaftliche astronomische Neuerungen und Entdeckungen – erinnert sei an Copernicus, Tycho Brahe, Galileo Galilei und Johannes Kepler – beeinflußten maßgebend die weitere religiöse, soziale und politische Entwicklung. Einige interessante Beiträge blicken auch zurück auf das Verhältnis von Religion zu Astronomie und Astrologie / Magie im Mittelalter. Genannt seien die Osterfestberechnung im frühen Mittelalter und der Gral in Wolframs ,Parzival’ im Kontext der Astralmagie des 12. Jahrhunderts sowie das Heidelberger Schicksalsbuch. Schließlich werden außereuropäische Religionen und ihre Wechselwirkungen mit Astronomie und Astrologie einbezogen, z.B. die Wissenschaft in China, wo Taoisten Anteil an der astronomischen Forschung hatten.
Zeitschrift für Anomalistik, 2020
Zusammenfassung-Dieser zweiteilige Aufsatz beleuchtet das schwierige Verhältnis von Astrologie und Wissenschaft aus verschiedenen Perspektiven. Während im vorliegenden ersten Teil ein histo-rischer Rückblick auf die Entwicklungen im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum gegeben wird, beschäftigt sich der zweite Teil (in der kommenden Ausgabe) mit theoretischen und methodi-schen Überlegungen zu empirischen Untersuchungen zur Validität der Astrologie. Während des 20. Jahrhunderts wurde die Astrologie im deutschsprachigen Raum von einigen Personen geprägt, die ein besonderes Streben nach Anschlussfähigkeit an wissenschaftliche Befunde und Modelle sowie nach einer naturphilosophischen Fundierung verfolgten. Der Astrologe Thomas Ring entwickelte eine elaborierte "astrologische Anthropologie", die "revidierte Astrologie", die den Anspruch hatte, anschlussfähig an andere wissenschaftliche Disziplinen wie die Biologie und die Psychologie zu sein. In dem Parapsychologen Hans Bender fand Ring einen interessierten Ansprechpartner, der bereit war, Experimente zur Überprüfung der Astrologie durchzuführen. Diese Offenheit für wissenschaft-liche Überprüfung, kombiniert mit dem Wunsch, alte, auf magischem Analogiedenken beruhende Konzepte durch stärker mit wissenschaftlichen Modellen kompatible zu ersetzen, fand erst seit den 1990er Jahren vernehmbare Kritik von einigen Astrologen. Denn Kritiker empfanden den vertrete-nen psychologisch-wissenschaftlichen Anspruch als zu einengend. Dies führte neben allgemeinen sozio-kulturellen Entwicklungen zu einer Veränderung der "Astrologieszene", die unter anderem auf der Basis von einigen Experteninterviews am Ende des ersten Teils beschrieben wird. Schlüsselbegriffe: Astrologie-experimentelle Untersuchung der Astrologie-magisches Denken-revi-dierte Astrologie-Wissenschaft-Thomas Ring-Psychologisierung der Astrologie 1 Dies ist die deutsche Übersetzung des ersten Teils des Aufsatzes "Astrology and Science: A Precarious Relationship", der in zwei Teilen im Journal of Scientific Exploration, 34(4) veröffentlicht ist. Der zweite Teil der deutschen Übersetzung wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift für Anomalistik erscheinen. 2 Gerhard Mayer ist Psychologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V. in Freiburg i. Br.; verantwortlicher Redakteur der Zeit-schrift für Anomalistik, seit 2012 Geschäftsführer der Gesellschaft für Anomalistik e.V. E-Mail: mayer@anomalistik.de http://dx.
Wolfschmidt, Gudrun (Hg.): Astronomie und Astrologie im Kontext von Religionen. Astronomy and Astrology in the Context of Religions. Hamburg: tredition (Nuncius Hamburgensis; Band 32) 2018., 2018
Astronomy and Astrology in the Context of Religions Die Betrachtung der Natur, insbesondere der kosmischen Objekte, brachte schon sehr früh die Astronomie und Astrologie hervor. Bereits im Altertum beeinflußten diese Bereiche menschlichen Wissens und Handelns auch die religiösen Überzeugungen der Menschen. Die Religionen – genannt seien Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Parsismus, Judentum, Christentum und Islam – trugen ihrerseits mit ihren Glaubensgrundsätzen zum Fundament der sich entwickelnden Wissenschaften bei. Die enge Verzahnung von Astronomie und Astrologie einerseits mit einer Religion andererseits wird mit Beispielen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert demonstriert. Man denke zuerst an die in der Reformationszeit einflußreiche Große Konjunktion von 1524 in den Fischen, vorhergesagt von Johannes Virdung 1521. Im Zentrum des Werks stehen die Beiträge führender Wissenschaftshistoriker zu Philipp Melanchthon (1497–1560), Johannes Kepler (1571–1630) und Martin Luther (1483–1546). Kepler beispielsweise sah die Sonne als Quelle der Bewegung im Zentrum des Universums, die er als Abbild Gottes und dessen Schöpfung ansah. Kirchenpolitische Umbrüche (Reformation und Gegenreformation) sowie einzelne wissenschaftliche astronomische Neuerungen und Entdeckungen – erinnert sei an Copernicus, Tycho Brahe, Galileo Galilei und Johannes Kepler – beeinflußten maßgebend die weitere religiöse, soziale und politische Entwicklung. Einige interessante Beiträge blicken auch zurück auf das Verhältnis von Religion zu Astronomie und Astrologie / Magie im Mittelalter. Genannt seien die Osterfestberechnung im frühen Mittelalter und der Gral in Wolframs ,Parzival’ im Kontext der Astralmagie des 12. Jahrhunderts sowie das Heidelberger Schicksalsbuch. Schließlich werden außereuropäische Religionen und ihre Wechselwirkungen mit Astronomie und Astrologie einbezogen, z.B. die Wissenschaft in China, wo Taoisten Anteil an der astronomischen Forschung hatten.