'Ideologiekritik.' In: Wörterbuch Politikunterricht. Edited by Sabine Achour / Peter Massing / Christian Meyer-Heidemann / Matthias Busch (Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag, 2020): 116-118. (original) (raw)
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Ein für die Wirkungsgeschichte, aber auch für die Entstehungsgeschichte des Marxismus grundlegender Text -das ist die Deutsche Ideologie, die jahrzehntelang in der Fassung der MEW als genuines Buch von Marx und Engels erschien. Doch der Schein trog, wie die kürzlich herausgebrachte historisch-kritische Edition des Textkonvoluts im Zuge der MEGA schön demonstrierte. 1 Die zahlreichen Manuskripte waren erstens schwerpunktmäßig gar nicht vorwiegend mit Feuerbach befaßt, sondern einerseits mit Bruno Bauer, dann aber vor allem mit Max Stirner, und zweitens für ein Zeitschriftenprojekt gedacht, das sich dann aber aus verschiedenen Gründen zerschlug. Da der Text ideologisch befrachtet ist, weil er als Gründungstext des sogenannten historischen Materialismus gilt bzw. als solcher konstruiert wurde, kann eine Dekonstruktion nicht schaden -was insofern naheliegt, als "finale Ausarbeitungen grundlegender thematischer Aspekte dieses Projektes nicht vorliegen" (S. XVII). Das ernüchternde Fazit daraus, das nicht ohne Relevanz für die Würdigung des Marxschen Denkens in philosophischer Hinsicht ist, lautet: "Eine abgeschlossene Kritik Feuerbachs gibt es ebenso wenig wie die später in der Rezeption behauptete (und durch Textkompilationen suggerierte) systematische Grundlegung einer Philoso-
2012
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2007
Jö rg ALBRE CH T Ze its ch r ift für j un ge Re ligo ns wi s se ns ch af t I SS N 18 62 -58 86 Religionswissenschaft und Ideologiekritik: Ein Problem der Vergangenheit oder eine aktuelle Aufgabe? 1 Jörg Albrecht Einleitung Mit dem Erscheinen des Aufsatzes »Die ›ideologiekritische‹ Funktion der Religionswissenschaft« in der Zeitschrift Numen warf Kurt Rudolph Ende der siebziger Jahre zum ersten Mal das Problem einer Ideologiekritik in der Religionswissenschaft auf. 2 Rudolphs Konzept ist in der Folgezeit relativ wenig rezipiert worden. Allerdings erfreut sich dieses Thema gegenwärtig scheinbar einiger Beliebtheit (wie z.B. der Aufsatz von Verena Schmidt in der ersten Ausgabe der »ZjR« zeigt). Doch worin liegt die Aktualität dieses Themas? Offensichtlich ist es relevant für die »Frage nach der Identität der Religionswissenschaft [und das] gerade in Zeiten knapper werdender Forschungsgelder [mit dem Ziel,] den Nutzen des Faches für die Öffentlichkeit« 3
Prepublication version. Über kritische Theorie, Ideologiekritik und die Notwendigkeit von Kritik Kritische Theorie ist heute gefragt wie nie zuvor. Seit Sloterdijk 1999 mit großer Selbstgewissheit ihr Todesurteil verkündete, wurde sie wiederbelebt und hat sich Jahr für Jahr zunehmend als Teil der akademischen Wissensgemeinschaft bewährt. Heute ist kritische Theorie eine weltweite intellektuelle Gemeinschaft, der immer mehr Wissenschaftler und Studenten angehören wollen. Was kritische Theorie tatsächlich ist, ist jedoch seit langem umstritten; ein Ergebnis des kontinuierlichen Wachstums der Theorie ist ein immer intensiverer Kampf um ihre Definition. Einige versuchen, kritische Theorie auf neue und überraschende Weise weiterzuentwickeln oder auf unerwartete Bereiche auszudehnen, so dass sie immer inklusiver wird, während andere klare Grenzen vorziehen, die Theorien, die nicht als kritisch gelten, eindeutig ausschließen. Denn natürlich muss kritische Theorie kritisch sein, aber das besagt nicht viel. Wenn man jedoch wie ich das Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main als Ausgangspunkt der kritischen Theorie und die Zeitschrift für Sozialforschung als Kristallisationspunkt der ersten Theoriebildung anerkennt, dann ist kritische Theorie nach Horkheimer als kritische Theorie der Gesellschaft zu definieren. Dass Gesellschaftstheorie eher kritisch als affirmativ sein muss, liegt an unserer historischen Situation. In einer kapitalistischen Gesellschaft muss die wahre Gesellschaftstheorie kritisch sein, weil die bestehende Gesellschaft nicht die wahre Gesellschaft ist. Mit diesem Ausgangspunkt hat kritische Theorie historisch ihre Wurzeln in der Tradition von Marx. Dennoch stellt sich die Frage, was dies für kritische Theorie heute inhaltlich bedeuten sollte. Handelt es sich um ein Erbe, das wir als Teil unserer zeitgenössischen Identität bewahren sollten, oder sollten wir versuchen, diese Art des philosophischen Denkens hinter uns zu lassen, um eine zeitgemäßere Kritik zu entwickeln?
Historische Analyse statt Ideologiekritik
Geschichte und Gesellschaft
The debate regarding the applicability of the secularization thesis needs to make a sharp distinction between the context in which it was created and the grounds for its validity. The aim of this essay is to find empirically and theoretically wellfounded arguments against the secularization theory and to examine whether they are justified or not. But before announcing one's intention of criticizing the secularization theory, one needs to know what it actually says. Frequently an abridged, unilateral concept of the theory is used enabling one to dissociate oneself from it critically. Therefore, this essay starts with a brief presentation of the main presumptions of the secularization theory, goes on to list the major points of criticism before ending with a discussion of their justification.
Musikpädagogik und Ideologiekritik. Ein Neuansatz.
Weder der Begriff der Ideologie, noch (daran gekoppelt) derjenige der Ideologiekritik spielt in der musikpädagogischen Diskussion der letzten Jahre eine nennenswerte Rolle. Ein Blick auf die Geschichte der musikpädagogischen Theoriebildung zeigt, dass dies einmal anders war; nach Martin Webers historischer Studie bildet "Ideologiekritik" sogar ein zentrales Feld der musikpädagogischen Theoriediskussion zwischen 1965 und 1973 (vgl. Weber 2005. Über die Ursachen der aktuellen Marginalisierung lässt sich natürlich nur mutmaßen. Weber selbst vermutet an anderer Stelle u.a. einen mittlerweile hergestellten Konsens bezüglich zentraler musikpädagogischer Theoreme, oder auch die allgemeine "postmoderne" Tendenz, ein Ende der Ideologien und damit auch der Kontroversen zu konstatieren (vgl. Weber 2010, S.172) 1 . In beiden Fällen würde davon ausgegangen, dass musikpädagogische Ideologien historisch überholbare und faktisch überholte Erscheinung sind, mit denen auch die Ideologiekritik getrost in den Mülleimer der Fachgeschichte befördert werden kann. Nicht zu leugnen ist allerdings, dass der Ideologiebegriff in dem von Weber analysierten Zeitraum zumeist in einem kaum theoretisch explizierten, vage marxistischen Rahmen benutzt wurde, der in der damaligen Form nur noch eingeschränkt als Grundlage aktueller Ideologiekritik fungieren kann. Als Ursache liegt hier nahe, dass die deutsche Musikpädagogik vor 1965 so offenkundig ideologisch im Sinne von "falschem Bewusstsein" 2 war, dass der zugrunde gelegte Ideologiebegriff gar nicht weiter geklärt werden musste (vgl. etwa Jenne 1977). Der Erfolg der Ideologiekritik war damit auch ihr Untergang -hat Kritik über das falsche Bewusstsein aufgeklärt, so hat sie auch ihre Existenzberechtigung verloren.