Intuition, Improvisation und Datensurfen (original) (raw)

Komponieren im Spannungsfeld zwischen Intuition und Algorithmik

Automatisierung: Wechselwirkung mit Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft, 2018

Die heute noch weit verbreitete Vorstellung stammt aus dem 19. Jahrhundert: Sie betrachtet den Komponisten / die Komponistin als musengeküsstes Genie, das Kraft seiner Intuition unsterbliche Werke erschafft. Diese Sichtweise entspringt einer romantischen Verklärung des schöpferischen Menschen, der als Demiurg autonom schaltet und waltet, getrieben von einem unbedingten und radikalen Ausdrucksbedürfnis. Damit wird Kunst (und nicht nur die Musik) zu einem Religionsersatz und der Künstler zu einer Art Hohepriester und Erlöser hochstilisiert, deutlich zu erkennen etwa in der zwiespältigen Person Richard Wagners. Trotz der rasanten gesellschaftliche, politischen und technologischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts hat sich dieser Mythos bis heute hartnäckig erhalten. Dass Musik aber zu allen Zeit auch eine durchaus rationale Basis hat, soll im Folgenden näher erläutert werden. Aus der wechselseitigen Durchdringung von Kalkül und Intuition könnte eine an der Realität unserer Welt orientierte Neue Musik erwachsen, die weder ein abstraktes Glasperlenspiel noch ein romantische Mystifikation darstellt.

Improvisation und Organisation

Kultur und soziale Praxis, 2017

Um in komplexen und dynamischen Umwelten agieren und diese aktiv gestalten zu können, sind formalisierte Arbeitsabläufe und geronnene Strukturen oft nicht hilfreich. Wir benötigen ein performatives, fließendes Verständnis von Organisation und die Beherrschung agiler Prozesse: Das oft versteckte Erfahrungswissen (tacit knowing) wird zur Grundlage der heute benötigten »Kunst« der Improvisation. Die Beiträge zeigen: Implizites und intuitives, vorausschauendes Wissen und experimentierend-spielerisches Handeln sind die Grundlage für Innovation und agiles Lernen in Organisationen und sozialen Systemen. In der Analyse von »organizational patterns« und »musikalischem Denken« entsteht ein neues Verständnis flexibler und dynamischer Organisationen.

Improvisation will gelernt sein

Pläne scheitern. Immer wieder. Und dann? Wird improvisiert, einfach so, ir gendwie. Denn gelernt hat das niemand. Weil Improvisation planungsverses­senen Managern noch immer als Rumgewurschtel gilt, dem saubere, akribische Planung prinzipiell vorzuziehen sei. Nur stößt Planung an die Grenzen der Vorhersehbarkeit. Die Antwort: Improvisation endlich als seriösen Hand­ lungsmodus anerkennen: als unternehmerische Kunst.

Improvisation und architektur

L. Schwarte and J. Gleiter (eds.): Architektur und Philosophie, Bielefeld, Transcript, pp. 218-235, 280-284., 2015

Im Folgenden werde ich versuchen, auf explorative und tentative Art zu zeigen, ob und wie der, vor allem aus dem Bereich der aufführenden Künste entnommene Begriff der „Improvisation“ auf das Denken von Architektur angewendet werden kann. Ich werde mich also besonders auf die Seite der Produktion stellen und auf diese Weise versuchen, einen (bewußt bescheidenen und einführenden) Beitrag für die Forschung über die performative Dimension der Architektur, hinsichtlich ihrer Bedeutung als soziale Praxis, aber auch hinsichtlich ihres konstitutiven Moments der ästhetischen Erfahrung, zu liefern. Die ästhetische Erfahrung ist im Fall von Architektur nämlich nicht kontemplativ, sondern partizipatorisch, denn sie kann auf die Bauwerke in performativer und transformatorischer Weise wirken.

Improvisation durch objektivierendes und subjektivierendes Handeln

Improvisation und Organisation

In diesem Beitrag wird ein Konzept menschlichen Handelns vorgestellt, das sich von planmäßigem Handeln grundlegend unterscheidet. Ausgangspunkt ist der Umgang mit Unwägbarkeiten und Ungewissheit in Arbeitsprozessen. Anhand von Untersuchungen in unterschiedlichen Arbeitsbereichen wird gezeigt, wie Menschen ohne Planung, formelle Regeln und explizites Wissen erfolgreich Ziele erreichen und Probleme lösen (Abschnitt 2). Daran anschließend wird diskutiert, inwieweit hier Ähnlichkeiten zwischen der Improvisation in der Musik und in der Arbeit bestehen (Abschnitt 3). Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit musikalische Improvisation als Modell für die Arbeit in Unternehmen dienen kann-und umgekehrt (Abschnitt 4). Der Beitrag beginnt mit einer Begründung der gewählten Perspektive der Betrachtung (Abschnitt 1).

Vorüberlegungen zur Interpretation der Daten

1983

VorOberlegungen zur Interpretation der Daten Bevor in diesem Teil Ergebnisse und Interpretationen des Datenmaterials vorgestellt werden, muB man sich Ober zwei Fragen verstandigen: Welcher Realitatsausschnitt wird im Datenmater i al wiedergegeben? In welcher Weise wird dieser Ausschnitt wiedergegeben? Aus diesen beiden ergibt sich zwangslaufig eine dritte Fragestellung: Welche Art von Aussagen/ Interpretationen lassen sich, ausgehend yom ausgezahlten Datenmaterial in seinen vielfachen Aggregationsebenen und Einheiten, Ober die Realitat machen, urid welche GOltigkeit haben sie? Nach diesen Leitfragen solI sich, soweit sie voneinander zu trennen sind, die Struktur dieses Kapitels entwickeln. Die Fragestellungen dieser Untersuchung sollen nicht den Blick darauf verstellen, daB gewerkschaftliche BildungsmaBnahmen keinen Selbstzweck darstellen, sondern vielmehr eine Voraussetzung fOr gewerkschaftliches und gesellschaftliches Handeln sind. Daher ware auch stets nach Qualitaten, nach Wirkungen gewerkschaftlicher Bildungsarbeit zu fragen. DaB solche Fragestellungen wie auch die oben angefOhrte Spezifizierung von Angebots-und Nachfragestruktur den Rahmen einer solchen Unter

Kreativität und Intuition aus systemischer Sicht

Eine der Grundregeln kreativen Arbeitens besagt, dass situativ und kontextuell scheinbar "selbstverständliche" Strukturen nicht einfach unhinterfragt als Ausgangsgegebenheiten für neue Aufgabenstellungen genommen werden sollten. Denn die bekannten und meist durchaus bewährten Strukturen eignen sich zwar hervorragend, Standlösungen und Routinen ohne übermäßigen kognitiven Auswand in vertrauter Weise abzuspulen. Und damit schaffen sie den Menschen jenen Freiraum, damit diese im Rahmen solcher Standardlösungen die immer wieder notwendigen Detailanpassungen an Aufgabenstellungen durch Ausdifferenzierungen und leichte Modifikationen des Bewährten vornehmen können. Wenn aber aufgrund veränderter Rahmenbedingungen die alten Herangehensweisen nicht mehr optimal sind oder gar versagen, wenn also das Kreieren neuer Lösungswege erforderlich wäre, verstellen die angenommenen "Selbstverständlichkeiten" oft ein kritisches Überdenken und Hinterfragen des Bewährten.