Matthias Schlothfeldt, Komponieren im Unterricht (= FolkwangStudien 9, hg. von Stefan Orgass und Horst Weber), Hildesheim/Zürich/New York: Olms 2009 (original) (raw)

Unterrichtsgestaltung als Komponieren. Das musikdidaktische Modell ‚Musikpraxen erfahren und vergleichen' und ‚Neue Musik' (Fühere Version ca. 2016)

Lesson Planing as Composing. According to the model "Experiencing and comparing Music Practices" ("Musikpraxen erfahren und vergleichen") students compose their own lessons. Using the meaning of composing in music education the article reflects Experimental Music in two respects, first in its essential features being characteristically for an aesthetic theory of music as practice, and second in its detailed characteristics being contently exemplary for one family of music practices beside others in the concept "Experiencing and comparing Music Practices". Wenn Komponieren nicht als das Gestalten von Werken sondern von ästhetischen Erfahrungssituationen verstanden wird, dann kann die Gestaltung von erfahrungsorientiertem Musikunterricht als Komponieren beschrieben werden. Im vorliegenden Text wird anhand des Begriffs Komponieren ein doppeltre Bezug des prozess-produkt-didaktischen Modells "Musikpraxen erfahren und vergleichen" zur "Neuen" (auch "Experimentellen") Musik in drei Spots umrissen: (1) Neue Musik öffnet den Blick dafür, dass alles Kunst sein kann; (2) musikdidaktisch empfehlenswert erscheint die prozess-produkt-didaktische Methode, nach Schüler*innen ihre Erfahrungssituationen selbst gestalten/komponieren; (3) in einem musikdidaktischen Kanon von Musikpraxen erscheint Neue Musik (der 1950er/60er Jahre) als charakteristisch für eine ganze Familie von Musiken.

Unterrichtsgestaltung als Komponieren. Das musikdidaktische Modell Musikpraxen erfahren und vergleichen und Neue Musik (Ergänzte Version 2018)

KOMPÄD: Pägogische Weiterbildung für Komponistinnen und Komponisten, 2018

Lesson Planing as Composing. (Written in German) According to the model "Experiencing and comparing Music Practices" ("Musikpraxen erfahren und vergleichen") students compose their own lessons. Using the meaning of composing in music education the article reflects Experimental Music in two respects, first in its essential features being characteristically for an aesthetic theory of music as practice, and second in its detailed characteristics being contently exemplary for one family of music practices beside others in the concept "Experiencing and comparing Music Practices". Die zentrale musikdidaktische These des Textes sagt schon sein Titel, nämlich dass Komponieren nicht nur als ein möglicher Inhalt von Musikunterricht, sondern die Gestaltung von Musikunterricht selbst als Komponieren zu verstehen ist. Diese These wird erstens aus dem Kontext historischer produktionsdidaktischer Konzeptionen und ihrer Theorie hergeleitet. Zweitens wird der Begriff von Musik als einer ästhetischen Praxis, welcher der These zugrunde liegt, anhand der ungefähr seit den 1950er/60er Jahren sogenannten Neuen Musik dargestellt. Drittens erscheint dann der-selbe Musikbegriff mit einigen stilistischen Anreicherungen als "nur" eine mögliche Musikpraxis unter anderen im Rahmen des musikdidaktischen Modells Musikpraxen erfahren und vergleichen. Das Modell sieht es als Musikunterricht vor, dass Schüler*innen-unterstützt von einer Lehrkraft-nacheinander verschiedene Musikpraxen komponieren. In der Neuen Musik, wie sie in den 1950er und 60er Jahren historisch bestimmend in Erscheinung trat, wurden Veränderungen im Selbstverständnis der Kunst artikuliert, wie sie bis heute auch in der Theorie ästhetischer Praxis und Erfahrung kaum deutlicher formuliert werden. Diese Neue Musik kann insofern als Vorlage für ein allgemeines Modell musikalisch-ästhetischer Praxis und Erfahrung gelesen werden, von dem sich Gestaltungsprinzipien für den gesamten Musikunterricht ableiten lassen. Zugleich aber ist diese Neue Musik auch "nur" eine unter ganz anderen historisch und global zu findenden Musiken. Von daher ist sie ein Inhalt von Musikunterricht unter anderen (sofern man davon ausgeht, dass Musikunterricht nicht nur-wie manchmal religiöse Unterweisung-in eine spezielle Musik einführen soll). Die Grundzüge und Begründungszusammenhänge des Modells Musikpraxen erfahren und verglei-chen wurden andernorts dargestellt. 1 Im vorliegenden Text wird anhand des Begriffs Komponieren der genannte doppelte Bezug des prozess-produkt-didaktischen Modells Musikpraxen erfahren und vergleichen zur Neuen Musik in drei Spots umrissen: • Neue Musik öffnet den Blick dafür, dass alles Kunst sein kann. Mit anderen Worten, dass Komponieren nicht notwendig das Gestalten von Werken bedeutet, sondern letztlich nur das Gestalten von Erfahrungssituationen bzw. Praxen.

Komponieren mit Kindern in einer deutschen Schule: Ein Blick aus der Perspektive einer brasilianischen Musikpädagogin

2016

This article reflects on musical composition projects conducted in a German school, and considers the collaborative learning processes among the children. The study observed how the class shaped a community of musical practice and in this process how creative learning can contribute to the education of people who listen and learn with each other, emphasizing the collectivity and respect for diversity. Keywords: musical composition of children, creative learning, musical education in school.

Komponieren als Handwerk. Ein historischer Streifzug

2015

Für Arnold Schönberg stand die Bedeutung des Handwerks außer Frage. Im Vorwort zu seiner Harmonielehre hofft er, "den Kompositionsschülern eine schlechte Ästhetik genommen, ihnen dafür aber eine gute Handwerkslehre gegeben" zu haben. 1 Ob es ein Handwerk ohne eine darin enthaltene ästhetische Ausrichtung geben kann, ist indes zu bezweifeln, doch es geht Schönberg gar nicht in erster Linie um die begriffliche Opposition. Vielmehr möchte er die Aufmerksamkeit auf die Tätigkeit des Komponisten richten, die er sich nicht scheut, mit derjenigen eines Tischlers zu vergleichen. Die Haltung, die Schönberg damit einnimmt, ist eine ganz traditionelle, ja geradezu spätmittelalterliche: Komposition ist eine ars, also eine praktische Fähigkeit, etwas zu produzieren, genauso wie andere vorwiegend technisch ausgerichtete artes. Der Komponist ist nicht der Sphäre der musica theorica zugeordnet, sondern der musica practica, dem Bereich der praktischen Musikausübung. Solide Produktion will gelernt sein.

Komponieren mit Kindern und Jugendlichen. Ein Überblick zu pädagogischen Konzepten und Fördermaßnahmen

Üben & Musizieren, 2003

Spätestens seit der Institutionalisierung der Musiklehre im 19. Jahrhundert stellt sich die Frage, wer sinnvoller Weise in Komposition unterrichtet werden sollte: Nur die offensichtlich herausragend Begabten oder auch die besonders Interessierten, die jedoch (noch) keinerlei Anzeichen eines in ihnen schlummernden Potentials aufweisen? Nur die musikalisch Professionellen oder auch die musikalischen Laien, die nie mit ihren Kompositionen an die Öffentlichkeit treten werden? Nur Personen mit einer gewissen menschlichen und musikalischen Reife, also Erwachsene, oder auch Jugendliche, ja sogar Kinder, bei denen die weitere musikalische Entwicklung noch gar nicht absehbar ist? Heutzutage lassen zusätzlich die knappen Kulturfördergelder eine Beantwortung dieser Fragen dringlich erscheinen. Zu dem angesprochenen Fragenkomplex gesellen sich noch zentrale weitere, oftmals kontrovers diskutierte Fragen: Ist Komponieren überhaupt lehr- und erlernbar? Was meint man überhaupt mit Komponieren? Umfaßt dieser Begriff auch das bloße Erfinden einer nicht unbedingt notierten Melodie, das Aufschreiben einer Improvisation, das Produzieren eines Technotracks mit Hilfe eines Sequenzerprogramms oder nur solche Dinge wie das Vertonen eines Gedichts oder das Schreiben eines Streichquartetts? Ein recht frühzeitiger Beginn eines Kompositonsunterrichts erscheint aus entwicklungspsychologischer Sicht sowohl im Sinne einer Breiten- als auch einer Elitenförderung angeraten. Jedes Kind hat ein mehr oder weniger großes Potential an produktiver musikalischer Kreativität, was beispielsweise schon im Singlallen des Säuglings erkennbar wird. Beobachtet man Kinder im Vorschulalter, so wird man feststellen, daß sie sich häufig in spielerischer Weise Melodien ausdenken zu Texten und Dingen, die sie gerade beschäftigen. Nun bedarf gerade diese schöpferische Befähigung der verstärkenden Motivation von außen und der gezielten Anleitung, um nicht auf einem wenig entwickelten Stadium steckenzubleiben oder sogar zu verkümmern. Zwar integrieren einige Konzepte musikalischer Früherziehung das Erfinden eigener Musikstücke, jedoch beendet spätestens der sich häufig anschließende traditionelle Instrumentalunterricht die Freude am produktiven Umgang mit Musik, da nun die möglichst genaue Reproduktion von Werken großer Meister im Mittelpunkt steht. Selbst das Improvisieren spielt im Instrumentalunterricht immer noch eine untergeordnete Rolle. Zu sehr wird Komponieren in unserer Gesellschaft noch als hoch spezialisiertes Gebiet angesehen, das langjähriger vorbereitender Studien und vor allem einer besonderen Begabung bedürfe. Der vorliegende Aufsatz stellt exemplarisch sowohl Formen und Konzeptionen des Kompositionsunterrichts für Kinder und Jugendliche dar, als auch Kompositionswettbewerbe, -kurse und -klassen.