Das Reallabor als Partizipationskontinuum (original) (raw)

Leitfragen für die Gestaltung von Partizipationsprozessen in Reallaboren

Transdisziplinär und transformativ forschen, 2018

Der Bedarf nach Leitfragen für die Partizipation in Reallaboren Reallabore sind ein Format des transdisziplinären Forschens mit transformativem Anspruch-das heißt, mit dem Ziel, die Identifikation, Entwicklung, Nutzung und Diffusion von Lösungen für gemeinwohlorientierte Veränderungen in der Gesellschaft zu beschleunigen. Partizipationsprozesse in Reallaboren sind daher im besonderen Maße auf das Erreichen von Forschungs-, Praxis-und Bildungszielen ausgerichtet, d. h. es geht in Reallaboren darum, gleichermaßen reale Transformationsprozesse anzustoßen (Praxisziele) und-soweit möglich verallgemeinerbares-Wissen über Transformation hervorzubringen (Forschungsziele), wie auch darum, Lernen zu ermöglichen (Bildungsziele) (Beecroft et al. 2018). So sollen Partizipationsprozesse dazu beitragen, dass Reallabore gesellschaftlich relevante und bedürfnisorientierte Lösungen entwickeln. Die Partizipation in Reallaboren unterscheidet sich von der Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure im Rahmen von formellen sowie informellen Verfahren im Kontext von Planungsprozessen oder sonstigen gesellschaftspolitischen Entscheidungsprozessen (im Folgenden als gesellschaftspolitisch-planerische Partizipation bezeichnet). In Reallaboren gilt es, parallel die miteinander verknüpften Forschungs-, Praxis-und Bildungsziele zu berücksichtigen. In diesem Kontext geht die Partizipation einher mit erweiterten Fragestellungen, Anforderungen, aber auch Zielkonflikten. Partizipation in Reallaboren ist aus diesem Grund besonders vielschichtig. Auch der Kreis der partizipierenden Akteure unterscheidet sich. Bei der gesellschaftspolitisch-planerischen Partizipation steht das Verhältnis von Staat (im Falle von Städten die Kommune) und Zivilgesellschaft im Vordergrund. Bei Reallaboren konzentriert sich die Partizipation auf das Verhältnis von Wissenschaftler(inne)n und Praxisakteuren (s. dazu auch Arnold und Piontek 2018; Beecroft et al. 2018; Seebacher et al. 2018a). Beide werden im Verständnis von Real

Wie begegnen wir dem Matthäuseffekt in Reallaboren? Selektivität in partizipativen Prozessen

Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning, 2021

Die Komplexität und Dynamik realweltlicher Probleme, die in transdisziplinären Projekten adressiert werden, erfordert die Beteiligung aller direkt und indirekt betroffenen Bevölkerungsgruppen am Partizipationsprozess. Allzu häufig führen jedoch Effekte der sozialen Selektivität dazu, dass die Beteiligten meist aus einem sozioökonomisch ähnlichen Milieu stammen (mittelständisch, männlich, einheimisch) und Personen mit Migrationshintergrund, Frauen, Jugendliche und Angehörige der unteren Einkommensschichten eher schwach oder gar nicht vertreten sind. Dadurch droht der Matthäus-Effekt („wer hat, dem wird gegeben“), wenn sich sozioökonomisch starke Personen besonders für ihre Belange einsetzen, während die Interessen (ressourcen-)schwächerer unterrepräsentiert bleiben. Der Beitrag adressiert drei Fragen: 1. Wie kann sichergestellt werden, dass alle Bevölkerungsgruppen bei Partizipationsprozessen erreicht werden? 2. Wie können die Anliegen aller Bevölkerungsgruppen dabei involviert werde...

Zwischen/Räume der Partizipation

Verband österreichischer Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen (Hg.), Räume der Kunstgeschichte, Wien 2015, Online­Publikation abrufbar auf der Website des Verbandes österreichischer Kunsthistori­kerinnen und Kunsthistoriker: www.kunsthistoriker-in.at > Publikationen > Tagungsbände, 2015

„Ein Museum ist nichts anderes, als das, was damit getan werden kann, die Formen, durch die die Menschen es sich aneignen. Das ist unser Beitrag zu einer radikalen politischen Neudefinition künstlerischer Relationalität.“ Mit diesen Worten formuliert Jorge Ribalta bereits 2004 die Stoßrichtung seiner Vermittlungsansätze für das MACBA in Barcelona. Das Museum, das er beschreibt, geht ein Risiko ein: Es wird zum öffentlichen Raum, in dem gesellschaftliche Fragen verhandelt werden. In unserem Beitrag möchten wir diese radikaldemokratische Perspektive auf Museen und ihre Vermittlung aufgreifen und nach den theoretischen Hintergründen einer Partizipation fragen, die nicht nur als bloßes „Mitmachen“ verstanden wird, sondern als eine Form der Teilnahme und Teilhabe, die die Bedingungen des Teilnehmens selbst ins Spiel bringt.

Partizipation im Arbeitsprozess : Alternative oder Ergänzung zur Mitbestimmung?

The German Journal of Industrial Relations, 2001

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Barrieren von Partizipation

Budrich UniPress eBooks, 2018

Der Beitrag macht darauf aufmerksam, dass Partizipation kein Zustand, sondern einen Prozess bezeichnet, der sehr unterschiedliche Qualitäten umfasst, je nachdem, wer die Adressat/innen von Teilhabechancen sind und wie sie die Prozesse von Interaktion und Kommunikation gestalten und realisieren. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht die Frage, welche Hindernisse regelmässig überwunden werden müssen, damit Partizipation gelingen kann.

Reallabore als Rahmen transformativer und transdisziplinärer Forschung: Ziele und Designprinzipien

Transdisziplinär und transformativ forschen

Zu Reallaboren, ihrer Definition und ihrem Aufbau, ihren Zielen und Methoden besteht inzwischen ein lebendiger und teils divergierender Diskurs. Die Kontroversen beruhen nicht nur darauf, dass sie ein noch junges, wenig beschriebenes Format sind, sondern auch auf ihrem umfassenden Anspruch: Sie schließen eine Lücke zwischen Forschung und Praxis; sie arbeiten transdisziplinär und transformativ, indem sie wissenschaftliche Forschung mit Beiträgen zu einem gesellschaftlichen Wandel kombinieren. Erste Definitionen von Reallaboren stellten den gesellschaftlichen Bedarf nach "wissenschaftsgeleitete[r] Unterstützung des Transformationsprozesses im Sinne der Transdisziplinarität" heraus (MWK 2013, S. 31; s. auch Wagner und Grunwald 2015; Arnold und Piontek 2018), auch weil zu diesem Zeitpunkt noch kaum Projekte unter diesem Begriff firmierten. In einer zweiten Phase, in der eine Vielzahl von Reallaboren die Arbeit aufnahm, lag der Schwerpunkt auf der Diskussion von Charakteristika und Kriterien, die helfen zu entscheiden, was berechtigterweise als Reallabor bezeichnet wird. Beecroft und Parodi (2016) listen zum Beispiel als Kriterien "Forschungsorientierung, normative Orientierung an Nachhaltigkeit, Transdisziplinarität, Transformativität, zivilgesellschaftliche Orientierung, Langfristigkeit und Laborcharakter" auf. Defila und Di Giulio (2018) betonen in der Einführung zu diesem Buch als zwingende Anforderung an Reallabore (nebst der Transdisziplinarität), dass diese ein gesellschaftlich legitimiertes Ziel verfolgen müssen, das ethisch gut begründet und gemeinwohlorientiert ist. An diese Definitionen anknüpfend soll hier ein Verständnis von Reallaboren vorgelegt werden, das auf der Reflexion praktischer Erfahrungen basiert, und das da

Ambivalenzen der Partizipation

Zeitschrift für internationale Beziehungen, 2012

Einleitung An die Stelle von purem Optimismus ist heute Skepsis und manchmal sogar ganz und gar Pessimismus getreten: 1 Studien über Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Kontext globalen Regierens (Global Governance) formulieren heute häufig eine gänzlich andere Einschätzung der Erfolge und Effekte von NGO-Partizipation als noch vor etwa einem Jahrzehnt. Lediglich Einzelfälle konnten die weitreichenden normativen Hoffnungen auf effektivere und legitimere globale Problemlösung durch NGOs bestätigen, während der Einfluss von NGOs oftmals hinter den Erwartungen der Beteiligten und Beobachter zurück blieb. Daher geraten nun zunehmend Probleme in den Fokus, die die verstärkte Partizipation nicht-staatlicher Akteure im globalen Regieren mit sich bringt. Insbesondere die Repräsentationsprobleme der NGOs aufgrund eines ausgeprägten Nord-Süd-Gefälles der Partizipation (Brühl 2010: 181; Bexell/Tallberg/Uhlin 2010: 87) oder Handlungsdilemmata und Zielkonflikte (Bonacker/Schüssler 2008: 45) werden in dieser Hinsicht thema-1. 1 Ich bedanke mich für die anregende und hilfreiche Diskussion einer frühen Fassung dieses Artikels bei Tanja Brühl, Katja Freistein, Marika Gereke, Matthias Hofferberth, Elvira Rosert und Reinhard Wolf. Die drei anonymen GutacherInnen haben darüber hinaus durch ihre geduldig vorgebrachte und konstruktive Kritik dazu beigetragen, diesen Artikel auf das Wesentliche zu fokussieren.

Living {Labs} zur {Initiierung} von {Partizipation} in der {HCI

Mensch und Computer 2018-Workshopband

Die Einbindung von Menschen in Forschung und Design ist ein wichtiges Ziel der HCI. Eine wachsende Zahl von Arbeiten untersucht kritisch die Bedeutung und Qualität partizipativer Methoden und versucht, die Grundlagen und Implikationen einer solchen Nutzerbeteiligung zu verstehen. Aus methodischer Sicht wird jedoch selten thematisiert, wie Partizipation innerhalb eines Designprozesses initiiert wird. Der Beitrag diskutiert praktische Herausforderungen und Methoden, um die Beteiligung in einem frühen Stadium zu initiieren. Wir stellen den Fall eines "Living Lab"-Projekts zur Gestaltung von Technik für ältere Erwachsene vor. Dabei haben wir verschiedene Methoden der Nutzerbeteiligung und-vermittlung im Zentrum einer mittelgroßen deutschen Stadt kombiniert. Indem wir unsere Aktivitäten analysieren und reflektieren, leiten wir methodische Implikationen für die laufende Debatte über die Konfigurierung von Partizipation in der HCI ab.