Das beständig Herausragende. Altägyptisches „historisches Denken“ zur Zeit des König Thutmoses III. (gest. 1425 v. Chr.) am Beispiel der ‚Annalen‘ und der ‚Ahnentafel‘ vom Karnaktempel (original) (raw)
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Wohl aus keinem Ort des pharaonischen Agypten sind mehr schriftliche Quellen erhalten als aus dem Gebiet der königlichen und privaten Nekropolen in Theben-West. Das ist natürlich eine Binsenweisheit, ebenso wie die Feststellung, daß vor allem die Schriftquellen aus und um Deir el Medine daran einen sehr bedeutenden Anteil haben. Weniger bekannt ist dagegen vielleicht, daß in diesen Texten eine nicht geringe Zahl verschiedenartigster topographischer Bezeichnungen -flir größere Regionen ebenso wie für einzelne Bauten oder markante Punkte in der Landschaftbelegt ist. Nicht wenige von diesen sind längst zweifelsfrei identifiziert. Das gilt selbstverständlich für so bedeutende Stätten wie das Tal der Könige (das vor allem in den aus Deir el Medine stammenden Belegen meist entweder S.l'i./,,Große Stätte" oder S!.t c-i./ ,,Großes Feld" genannt wird), das der Königinnen (S.t nfr.w), Deir el Bahri (psr.t), und ebenso fiir die Mehrzahl der verschiedenen königlichen Tempelanlagen und weitere Ortsbezeichnungen. Eine ganze Reihe von Örtlichkeiten aber ist zwar dem Namen nach bekannt, über ihre genaue topographische Lage wissen wir dagegen oft nichts oder zumindest nichts Sicheres. Vor allem im letzteren Fall entstehen häufig kontroverse Diskussionen, etwa, um nur ein Beispiel anzuführen, über die Frage, wo genau das häufig belegte ltm n fi lr gelegen hat, dieser wichtige Kontrollpunkt im königlichen Nekropolenbereich bzw. an dessen Grenze. Die Zuweisungen reichen hier vom Tal der Könige bzw. dem jeweils im Bau befindlichen Königsgrab über die unmittelbare Nähe zum Ortsausgang von Deir el Medine bis hin zu einer Position am Wadiausgang in der Nähe des Ramesseums oder sogar direkt neben diesem.r Die Liste der in den Texten belegten, aber (noch) nicht identifizierlen und/oder kontrovers diskutierten Namen ist nicht gerade kurz, sie reicht von oft genannten und bedeutenden Örtlichkeiten wie dem Grab Amenophis'I. oder seinem Königstempel2 bis hinzuBezeichnungen, die nur einmal oder zumindest selten belegt sind, wie etwa die Ortsangabe ti nh.t n pr-ci c.w.s. ,,die Sykomore Pharaos, t S. hier^ zuletzt :und die füihere Diskussion zusammenfassend GuNrsn BuRKARD, Das ltm n pi lr von Deir el Medine: Seine Funktion und die Frage seiner Lokalisierung, rn Living and Writing in Deir el-Medine. Socio-historical Embodiment of Deir el-Medine Texts, eds. Andreas Dom, Tobias Hofmann, Basei 2006, 31 42. ln diesem Beitrag spreche ich mich für eine Lokalisierung am Wadiausgang in der Nähe des Ramesseums aus. t S. du^ im lolgenden.
Stein und Zeit. Das »monumentale« Gedächtnis der altägyptischen Kultur
1988
Stein und Zeit Das »monumentale« Gedächtnis de r altägyptische n Kultur i. In der Steinzeit des kulture lle n Ge dächtnisse s I.I Das We se n de s »Monume ntale n« So läßt sich das Ge se tz de s Monume ntale n, »das harte Gesetz in der Baukunst", das imme r und in alle n Teilen e ine männliche Ange le ge nhe it ge we se n ist, zu e ine m klaren Begriff zusammenfassen: Es muß streng sein, von knapper, klare r, ja klassischer Formge bung. Es muß e infach sein. Es muß de n Maßstab de s »an de n Himme l Re iche nde n« in sich trage n. Es muß übe r das übliche , de m Nutze n e ntle hnte Maß hinausge he n. Es muß aus de m Volle n ge bilde t se in, fe st gefügt und nach de n be ste n Re ge ln de s Handwe rks wie für die Ewigke it ge baut. Es muß im praktische n Sinne zwe cklos, dafür aber Träger e ine r Ide e sein. Es muß e twas Unnahbares in sich trage n, das die Me nsche n mit Be wunde rung, abe r auch mit Sche u e rfüllt. Es muß unpe rsönlich se in, weil e s nicht das Werk e ine s Einze lne n ist, sonde rn Sinnbild e ine r durch e in ge me insame s Ide al ve rbunde ne n Ge me inschaft. Die Be griffe , in de ne n die se r Te xt das We se n de s Monume ntale n fasse n will: Stre nge , Übe rgröße , Massivität, Ewigke it, Zwe cklo sigke it, Idee, Scheu und Ge me inschaft, umschreiben e in archite k tonische s Programm, de sse n ide ale , unübe rbie tbare und für alle Ze ite n vorbildliche Realisierung man seit jeher in den ägyptische n Pyramide n ge se he n hat. Ohne sie zu ne nne n und vie lle icht sogar ohne sich dieses Bezugs ganz bewußt zu sein, paßt diese Beschrei bung Wort für Wort auf die Pyramide n nicht, was ihre n ur sprüngliche n, uns ve rborge ne n Sinn ange ht, sonde rn was je ne n Sinn ange ht, de n das kulture lle Ge dächtnis späte re r Völke r mit ihne n ve rbunde n hat. De r folge nde Be itrag ve rste ht sich als e in Stück kulture lle r Erinnunge rungsarbe it. Inde m e r zu de n Wur ze ln de s »Monume ntalismus« zurückke hrt und nach de n Inte n tione n und Funktionen fragt, die sich in Ägypten mit dem Monu 87
Die königlichen Amduat-Fragmente vor der Regierungszeit Thutmosis’ III..pdf
Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 143/1, 2016
After thorough comparative examination of the Amduat limestone fragments from the tombs of king Thutmose I (KV38) and queen Hatshepsut (KV20), it is my conclusion that these limestone fragments of the oldest and earliest version of the Amduat Book together are forming an entity, that this is actually one single specimen. Therefore I assume that all fragments originate from only one tomb, namely from Thutmose I (KV 38), and neither from two different tombs nor from different reigns. It therefore seems problematic to state that any of these fragments might originate from tomb KV 20. Moreover, after having discovered the earliest ever mud-plaster fragments of the Amduat Book in the tomb of Thutmose I (KV 38) in the Valley of Kings, I could prove that the Amduat Book was already known during the reign of Thutmose I.
Sinuhes Notiz über die Könige: Syrisch-anatolische Herrschertitel in Ägyptischer Überlieferung
ÄGYPTEN UND LEVANTE Internationale Zeitschrift für Ägyptische Archäologie und deren Nachbargebiete / EGYPT AND THE LEVANT International Journal for Egyptian Archaeology and Related Disciplines, 2004
Im Mittelpunkt der folgenden Studie 1 steht ein bis heute änigmatisch gebliebener Passus in der klassischen mittelägyptischen Erzählung des Sinuhe. "A very difficult little section" urteilte A. H. GARDINER 1916, 2 und am Ende des 20. Jahrhunderts zitierte W.K. SIMPSON die in ihm nach traditioneller Meinung genannten Herrscher als exemplarische Charaktere der literarischen Fiktion, deren historischer Nachweis nicht zu erwarten sei. 3 Sowohl das Textverständnis an sich als auch die weitergehende historische Interpretation des Passus sind unklar. Der Abschnitt findet sich gegen Ende der Erzählung, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Regierungszeit Sesostris' I. oder der Folgezeit stammen dürfte. 4 Sinuhe, ein Leibwächter (ägypt. Smcw) König Amenemhats I., flieht nach der Ermordung Amenemhats I. aus Ägypten. Nach langer Odyssee durch syrisch-palästinische Territorien wird er von einem palästinischen Lokalfürsten aufgenommen, mit dessen Tochter vermählt, mit der Führung von dessen Armee betraut und steigt sel-ber zur Position eines lokalen Anführers auf. An diesem Punkt der Erzählung erfolgt ein Briefwechsel zwischen Sesostris I. und dem Exilierten, worauf Sinuhe nach Ägypten zurückkehrt, in Amt und Würde eingesetzt wird und ein Begräbnis erhält. Der Antwortbrief des Sinuhe an Sesostris I.-ein Schreiben, das ich nach der Terminologie der modernen Aktenkunde präziser als Immediatbericht, 5 d.h. den unmittelbaren Bericht einer untergeordneten Person an den Landesherrn-bezeichnen möchte, hat in Pap. Berlin 3022 (Mittleres Reich; Sigel B) und (mit zahlreichen Abweichungen) dem Ostrakon Ashmolean Museum 1945.40 (Neues Reich; Sigel AOS) die fragliche Notiz überliefert. 6 B 219 wç. MÇ. < < T grt ˙m 5 5 k rãj.t jnt 5 5 f AOS (30) B (219) m-k-j F.S m qã-m Ô< < fiT
2020
The present paper discusses the topos of the gruesome Persian King in Greek and Roman historiography by analysing episodes of human flaying in Asia. The discussion is centered on a single episode from the Histories of Herodotus, in which the Great King Cambyses flays his judge, Sisamnes. This episode significantly impacted later authors, such as Diodorus and Valerius Maximus. As early as one generation after Herodotus, human flaying became an essential characteristic of the Greek perception of the Achaemenid Empire, as attested in extant fragments by the author Ctesias. Nevertheless, cuneiform sources from the 1st Millennium BCE reveal that flaying was indeed used in different contexts and mainly served as a form of propaganda. Herodotus is known to have constructed the literary figure of the gruesome Persian Great King flaying his subjects, which was used as a stereotype by Ctesias for his description of Persian court culture. As the representation of Persians in the later works of Diodorus, Valerius Maximus, and Plutarch illustrates, human flaying - as an embodiment of the theme of "Asian rage" - became a fixed element in the post-Herodotean era.
Caris-Beatrice Arnst und Regine Schulz (Hrsg.) Typen, Motive, Stilmittel. BAK _ Beiträge zur altägyptischen Kunst, 2021
The article contains a discussion of three stone sculptures which were repeatedly published as significant additions to the corpus of royal sculpture of the New Kingdom. The author excludes them from this corpus through identification as forgeries of the 20th century A.D. modelled after photos of well-known works of pharaonic art kept in the Egyptian museums of Cairo and Luxor. The three principal incriminated objects are: (1.) Berlin Egyptian Museum, VÄGM 1997/118, known as "statue head of Amenophis III"; (2.) Munich, State Museum of Egyptian Art, ÄS 6770, originally published as "statue head of Amenophis III", later called "Thutmosis IV"; (3.) fragmentary seated pair statuette, originally published as "Ahmose and Ahmes-Nefertari (?)", later called "Amenophis I and Nefertari" and "a Ramesside work of art" (privately owned though at a time exhibited at the Munich State Museum of Egyptian Art). The author further presents a series of five similar "statue heads" allegedly representing Amenophis III which he compares to the Berlin head (1.) and which he likewise identifies as modern sculptures. The article includes comments on several other "New Kingdom royal statue heads" (known from German publications) which the author regards as forgeries (they are not discussed in detail): - Munich, ÄS 7276, called "Sethy I"; a white stone head in the Upper Egyptian crown attributed to "Thutmosis IV" (privately owned); - a "red jasper head of a composite statue of Sethy I or Rameses II", later called "statue head of Hatshepsut", and - a quartzite head of an "Amarna princess". The latter two sculptures are privately owned and known from their exhibition at the Munich State Museum of Ancient Egyptian Art. The author calls for improved research possibilities at Universities and a better training in Egyptian art for students, especially in Germany, in order to avoid costly acquisitions of forgeries for museums and private collections in the future.
Zum altägyptischen Konzept des „Sammelns“ anhand der Tempelinventare des Alten Reichs
Curiositas. Jahrbuch für Museologie und museale Quellenkunde 14-15, 2016
Grundlage für die Untersuchung des Sammelns im Alten Ägypten stellen die Tempelinventare des Neferirkare und seines Sohnes Raneferef aus der 5. Dynastie (ca. 2480-2290 v. Chr.) dar. Dank dieser Tempelinventare lässt sich das altägyptische Konzept des Sammelns bis zum Alten Reich zurückverfolgen, denn in diesen Dokumenten sind die Objekte registriert, die in den Tempeln jener Zeit thesauriert wurden. Bei beiden Tempelinventaren handelt es sich um tabellarische Register von Kultobjekten, die durch Priester im Zusammenhang mit der Rotation der Phylen verfasst wurden.