systemische Psychologie Research Papers - Academia.edu (original) (raw)

Persönliche Identität ist ein wichtiger Gesundheitsfaktor. Sie bedeutet, sich immer wieder mit sich selbst eins und wohl zu fühlen. Mit dem Fokus auf eine selbstregulierte gesunde Entwicklung finden wir zu einem dynamischen Verstehen... more

Persönliche Identität ist ein wichtiger Gesundheitsfaktor. Sie bedeutet, sich immer wieder mit sich selbst eins und wohl zu fühlen. Mit dem Fokus auf eine selbstregulierte gesunde Entwicklung finden wir zu einem dynamischen Verstehen unserer Identität als lebenslangen Entwicklungs- und Integrationsvorgang. Sie bildet sich als Gesamtheit von verschiedenen Ich-Zuständen in unseren physischen, sozialen, beruflich-kulturellen und geistigen Beziehungen. Wenn sich eines dieser Bezugssysteme stark ändert, wie zum Beispiel die Arbeitswelt, erleben wir die Herausforderung, nicht nur den beruflichen Ich-Zustand an die Erfordernisse anzupassen, sondern auch diesen möglichst stimmig in die persönliche Gesamtidentität zu integrieren. Mit Hilfe eines Modells kommunikativer Stimmigkeitsregulation können wir diese leichter verstehen und bei Bedarf gezielt fördern. Identität ist das ständige Werden einer möglichst stimmigen privat-beruflich-ethischen Ganzheit: „Ich bin der ich mehrdimensional werde.“.

Im Folgenden werde ich das bildliche Denken der systemischen Familientherapie anhand einer Technik, dem Familienbrett, genealogisch skizzieren. Das Familien­ brett gehört heute in jeden Werkzeugkoffer systemischer Therapie und Beratung.... more

Im Folgenden werde ich das bildliche Denken der systemischen Familientherapie anhand einer Technik, dem Familienbrett, genealogisch skizzieren. Das Familien­ brett gehört heute in jeden Werkzeugkoffer systemischer Therapie und Beratung. Gleichwohl die Geschichte der systemischen Therapie – so sie denn erzählt wird – als Geschichte verschiedener Phasen kybernetischen Denkens seit den 1950er Jahren erzählt wird,1 möchte ich die Verwurzelung der systemischen Therapie in einer an­ gewandten Bildkultur des Diagrammatischen, im visuell­theatralen Denken und im Kreativitätsdiskurs des 20. Jahrhunderts beschreiben. Dabei verorte ich das Familienbrett im Feld seiner Vorgänger­Techniken: Sceno­Kasten, Puppenspiel, Psycho drama und Soziogramm. Die Wissensgeschichte des Therapeutischen insgesamt wird bislang von der Wissenschaftsgeschichte als ›unwissenschaftlich‹ angesehen und deswegen vernachlässigt, von den Kulturwissenschaften wird ihr Wissen als Regierungswissen kritisiert.2 Im Rücken anerkannter Wege wissenschaftlichen Forschens und Diagnos­ tizierens in Psychiatrie und Psychologie aber hat sich die systemische Familienthera­ pie, heute einfach systemische Therapie, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens etabliert, ist also nicht allein eine mittlerweile (seit 2008) wissenschaftlich anerkannte Form der Psychotherapie, sondern wird auch in nicht­therapeutischen Bereichen wie der systemischen Sozialarbeit, der systemischen Organisationsbera­ tung oder des systemischenCoachings eingesetzt. Als Dienst der Heilung und Pflege – Therapie leitet sich von altgriechisch therapeia ab, was »Dienst, Pflege, Heilung« bedeutet – gelten mit dem Caring verbundene Techniken nicht als der Objektivität