Alfons Rodríguez - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

Als Sohn eines verarmten Wollhändlers aufgewachsen, studierte Alfons ein Jahr im damals neuenKolleg der Jesuitenin Alcalá de Henares und wurde dann Kaufmann. Als bald schon seine Frau und seine Kinder starben, schloss er sich 1571 als Laienbruder den Jesuiten in Valencia an; dort studierte er Grammatik und Rhetorik, blieb aber ohne Abschluss. Da er ohne Bildung war, wurde er nach Mallorca ins neueJesuitenkolleg in Palma geschickt, wo er 46 Jahre lang den Dienst als Pförtner versah. Dabei war sein Anliegen, als ganzer Mensch in der Gegenwart Gottes zu wandeln und mit Gott wie ein Freund mit seinem Freunde zu verkehren. Er wurde vielen Jesuiten zum Ratgeber, darunter warPetrus Claver, den er für die Missionsarbeit in Südamerika begeisterte.

Alfons war ein großer Marienverehrer; ab 1571 erschien sie ihm oft, er habe sich mit ihr unterhalten wie ein Sohn mit seiner Mutter. Er hinterließ zahlreiche mystische Schriften, darunter eine bedeutsame über die unbefleckte Empfängnis der Maria; er wollte dazu anleiten,dem Reich Gottes in sich selbst auf der Spur zu bleiben. Bekannt wurden v. a. seine Memorias,Erinnerungen.

Alfons' Gebeine liegen in derJesuitenkirche Monti-Sion in Palma di Mallorca. 1633 ernannte der Generalrat von Mallorca ihn zum Patron der Stadt Palma.

**Kanonisation:**Am 5. Juni 1825 erfolgte durch Papst Leo XII. die Selig-, am15. Januar 1888 durch Papst Leo XIII. die Heiligsprechung von Alfons.
Patronder Stadt Palma di Mallorca und der Insel Mallorca

Worte des Heiligen

Rodriguez berichtet in seinem Tagebuch aus dem Jahr 1608 von der gnadenhaften Erkenntnis der Eigenschaften Gottes, die ihm zuteil wurde:
Dem Betreffenden gab Gott während seines Gebetes eine klare Erkenntnis über seine Größe, und zwar ohne Anstrengung des Nachdenkens. Das eigene Nachdenken nämlich bringt nur eine sehr geringe Gotteserkenntnis. Sie ist mit einem kleinen Lichtlein zu vergleichen. Wenn aber Gott von sich aus der Seele, ohne dass sie mühsam nachdenken muss, göttliche Erkenntnisse schenkt, dann ist der Unterschied so groß wie zwischen Kerzengeflimmer und Sonnenlicht. Das göttliche Licht strahlte so hell in die Seele des Betreffenden, dass er fünf Eigenschaften Gottes erkannte und in ihrem Lichte sich selbst. …
(1.) Das unendliche Sein Gottes
Gottes Sein ist unendlich und unbegreifbar, es erfüllt Himmel und Erde. Gottes Sein ist unbegrenzt und ungeschaffen; es ist unendlich. Kein Geschöpf im Himmel oder auf Erden kann deshalb existieren, ohne von Gott das Sein empfangen zu haben, und wenn er es gibt, kann es doch nicht ohne ihn in seiner Existenz bleiben. …
(2.) Gott das höchste Gut
Die Erkenntnis der unendlichen Güte und Heiligkeit Gottes lehrt den Menschen, dass nur in Gott wahre Güte und Heiligkeit sein kann. In Gott ist die Fülle der Güte und Heiligkeit und jegliches Gut. In der Seele kann nichts Gutes sein, wenn Gott es nicht gibt. Gott wird deshalb das unendliche Gut genannt, weil er es wirklich ist; und weil er es ist, kann kein Geschöpf im Himmel und auf Erden von sich aus mehr Sein haben, als Gott ihm mitgeteilt hat. …
(3.) Die unendliche Allmacht Gottes
Wenn Gott der Seele die Erkenntnis seiner unendlichen Allmacht gibt, dann ist das etwas Großes. In diesem Lichte erkennt sie vollkommen klar, dass weder sie noch ihr Leib irgendeine Macht hat als die, (nach dem Willen Gottes) das zu sein, was sie ist, wenn man dieses armselige Häufchen Sein als Macht bezeichnen will. Keine Hand kann es ja bewegen, keinen Schritt tun, kein Wort sprechen. Wir bezeichnen Gottes Allmacht als unendlich, weil sie es wirklich ist. Weil sie es aber wirklich ist, so kann es weder im Himmel noch auf Erden in irgendeinem Geschöpf eine Macht geben, die nicht von Gott stammt. …
(4.) Die unendliche Weisheit Gottes
Herrliches Licht schenkt Gott der Seele, wenn sie erkennt, dass Gott die unendliche Weisheit ist und es in keinem Geschöpf Weisheit gibt, die nicht von Gott stammt. Wenn also eine menschliche Seele himmlische Weisheit erhalten hat, so hat nur Gott sie ihr gegeben. …
(5.) Der unendliche Reichtum Gottes
Wenn Gott der Seele ohne mühselige Gedankenarbeit die Erkenntnis schenkt, dass er als Gott der Herr unendlicher Vollkommenheit ist und einen unbegrenzten Reichtum besitzt, und dass alles, im Himmel und auf Erden, sein ist, dann wird sie von strahlendem Licht erhellt. Es wird ihr dann auf einmal klar, dass Gott unendlich reich ist und alles, was ein Gut bedeutet, in unendlicher Fülle sein eigen nennt. Nichts kann die Seele als ihr eigen betrachten, weder ein körperliches noch ein geistiges Gut, das nicht von Gott stammt. Alles kommt von oben, und die geringste. Tugend muss sich auf Gott beziehen.

Quelle: Der heilige Alfons Rodriguez - Aufzeichnungen des Heiligen über seine mystischen Gebetserfahrungen, übersetzt von Matthias Dietz. In: Geist und Leben 30 (1957), S. 418 - 426 = Digitalisat S. 421 - 423

Zitate von Alfons Rodriguez:

Kommt jemand zur Pforte, so denke ich, Gott selbst will in unser Haus eintreten, und ich eile, ihm zu öffnen und ihn zu empfangen.

Wenn ich nicht im Gebet war, so wandelte ich in Gottes Gegenwart. Ich wandelte vor Gott, wie ein Freund mit dem Freund in angenehmem Gespräch auf und ab geht. … Da ist meine Art, wie ich bei der Arbeit bete.

Wer sich selbst misstraut, der hat große Aussicht, [beim Gebet] von Gott erhört zu werden.

Auf zwei Wegen vereinigt sich die Seele mit Gott: Auf dem Weg des Gebets, wenn sie sich Gott nähert durch die Akte der vollkommenen Liebe, und auf dem Weg der Selbstüberwindung durch den Triumph der Selbstbewährung. Diesen Triumph feiert die Seele, wenn sie größtem Unglück und der tiefsten Betrübnis das Gebet nicht unterlässt. Mit dem Leiden wächst die innere Kraft des Gebets. Es überwindet den Schmerz, so dass er zum Trost wird, das Unglück, dass es zum Glück wird. So geht es der Seele am besten, wenn sie meint, es ginge ihr am schlechtesten.

Quelle: Der heilige Alfons Rodriguez - Laienbruder aus der Gesellschaft Jesu - Eine Blüte spanischer Mystik. Aus dem Spanischen übersetzt von Matthais Dietz S.J. Freiburg i. Br. 1925, S.34, 55, 66

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

DieKathedrale in Segovia ist täglich von 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr, von November bis März nur bis 17.30 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2016)