Friedrich III. „der Weise” - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)
Gedenktag evangelisch: 6. Mai (EKD)
5. Mai (LCMS)
Name bedeutet: der Friedensreiche (althochdt.)
Kurfürst von Sachsen
* 17. Januar 1463 in Torgauin Sachsen
† 5. Mai 1525 im Schloss Lochau, heute Annaburg bei Torgau in Sachsen
Lukas Cranach der Ältere: Friedrich der Weise im Alter, 1532, imLutherhaus in Wittenberg
Friedrich regierte ab 1486 als Kurfürst in Sachsen, eines Territorialstaates, der infolge der Leipziger Teilung ein zerrissenes Gebilde war und zu dem anderen Teilstaat, dem albertinischen Herzogtum Sachsen, in Spannungen stand; gleichwohl war er einer der ranghöchsten Reichsfürsten; 1507 wurde er zum Generalstatthalter des Reiches bestellt. Seine Schwerfälligkeit, sein starkes Gefühl für Recht und Moral und seine von Grund aus friedliche Gesinnung hinderten ihn an harten Maßnahmen zur Ausdehnung seiner Herrschaft: die BischofsstühleMagdeburg undHalberstadt entglitten seinem Hause 1513 ebenso wie die 1514 die Vormundschaft über Hessen, der Zugriff aufErfurt und die ReichsstädteMühlhausen sowieNordhausen und die Kandidatur seines Bruders Ernst für den Mainzer Erzbischofstuhl gelangen nicht.
Neues Colleg der ehemaligen UniversitätLeucorea in Wittenberg, erbaut 1509 bis 1519
Friedrich regierte zunächst gemeinsam mit seinem jüngeren BruderJohann dem Beständigen. 1493 reiste er ins Heilige Land und brachte von dort eine große Zahl von Reliquien mit, die er im Lauf der Zeit immer mehr vergrößerte. Ab 1489 1486 ließ er in Wittenberg an der Stelle der alten Burg ein dasSchloss und dieSchlosskirche errichten. 1502 gründete er in Wittenberg die Universität Leucorea - heute die Stiftung Leucorea mit wissenschaftlichen Instituten -, die dann mitMartin Luther und Philipp Melanchthon das geistige Zentrum der Reformation wurde. Der tolerante Fürst war Anhänger der Reichsreformpläne des Erzkanzlers Berthold von Henneberg und unterstützte die Bestrebungen, dem Reichstag stärkeres politisches Gewicht gegenüber dem Kaiser zu gewähren. Nach dem Tod von Kaiser Maximilian I. 1519 verzichtete Friedrich auf die Kandidatur für die Kaiserkrone und unterstützte Karl I. von Spanien, der als Karl V. zum Kaiser gewählt wurde.
Lukas Cranach der Ältere: Friedrich der Weise verehrt die GottesmutterMaria, um 1516, in derStaatlichen Kunsthalle in Karlsruhe
Friedrichs Beiname der Weise deutet auf sein kluges Urteil ebenso wie auf seine Förderung von Wissenschaft und Kunst. Er konnte Latein und Französisch, unterhielt enge Beziehungen zu bedeutenden Künstlern, im Briefwechsel war er mit den führenden Geistern seiner Zeit verbunden. Obwohl Friedrich sich nicht offen zur Reformation bekannte, förderte erMartin Luther, vermittelte ihm 1521 das freie Geleit zum Reichstag imBischofshof in Worms und gewährte ihm nach der Ächtung durch das Wormser Edikt auf der Wartburgbei Eisenach Schutz. Georg Spalatin leitete Friedrich in seinen Bibelstudien an, er und sein Hof studierten mit Eifer Luthers Schriften. Friedrich ist aber nie mit Luther zusammengetroffen und hielt sich bis nahe an sein Lebensende zur römisch-katholischen Kirche.
Peter Vischer der Jüngere: Epitaph, 1527, in derSchlosskirche in Wittenberg
Mit großer Leidenschaft für die Anhäufung von Reliquien hatte Friedrich 19.000 Einzelstücke zusammengetragen, die in der Schlosskirchein Wittenberg bewahrt wurden - die damals drittgrößte Sammlung im Deutschen Reich mit rund zwei Millionen Jahren Ablass. Aber mit seiner zurückhaltenden, dennoch eindeutigen Politik zugunsten der Reformation bereitete er deren Ausbreitung den Weg. Als Friedrich im Herbst 1524 seinen Tod nahen sah, ließ er Martin Lutherrufen, dieser war aber verhindert. Am Palmsonntag 1525 ließ er auf seinemSchloss in Wittenberg erstmals den Gottesdienst nach Luthers Ordnung halten, am Weißen Sonntag empfing er von Georg Spalatindas Abendmahl in beiderlei Gestalt.
Kurz darauf starb Friedrich im Schloss Lochau, das er an Stelle einer älteren Burg unter hatte errichten lassen und als Jagdschloss nutzte.
Schloss Lochau, heute Schloss Annaburg
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
DasSchloss Hartenfels in Torgau ist täglich außer montags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2023)
Die Schlosskirche in Wittenberg ist zugänglich durch den Eingang zum Schloss, in dem heute das Predigerseminar der Evangelischen Kirche in Anhalt untergebracht ist. Sie ist täglich von 10 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2023)
Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.09.2024
Quellen:
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/f/kalf034.htm - abgerufen am 12.10.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/reliquien-und-heilige-wunder-gibt-es-in-neapel-immer-wieder-12924474.html - abgerufen am 12.10.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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