Konstantin „der Große” - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)
Gedenktag katholisch: 21. Mai
Öffnung der Kirchen durch sein Edikt: 4. Juni
Gedenktag evangelisch: 21. Mai
Gedenktag orthodox: 21. Mai
Erscheinung des Kreuzes am Himmel: 29. Januar
Gedenktag armenisch: 21. Mai
liturgische Feier am 4 Dienstag nach Pfingsten
Kreuzerhöhung: 15. September
bedacht in der armenischen Anaphora Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.
Gedenktag koptisch: 24. März
Absendung des Schreibens, in dem er die Schließung der Götzentempel und Öffnung der Kirchen anordnete: 4. Juni
Antritt der Alleinherrschaft: 5. August
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 20. Mai
Todestag: 24. März
Edikt des Kaisers, mit dem die Öffnung der Kirchen angeordnet wurde: 4. Juni
Erscheinung des Kreuzes vor ihm: 4. November
Gedenktag syrisch-orthodox: 26. März, 20. Mai, 21. Mai, 22. Mai, 1. August, 3. November
Name bedeutet: der Beständige (latein.)
Kaiser des römischen Reiches
* 27. Februar (?) um 285 in Naissus, heute Nišin Serbien
† 22. Mai 337 in Ankyron, heute der Ortsteil Agah Ateş in Herekebei Ízmit in der Türkei
griechisches Mosaik: Konstantin und seine Mutter Helena
Konstantin war der Sohn des Heerführers und späteren Kaisers Konstantius I. und dessen KonkubineHelena. 293 kam er an den Hof von Kaiser Diokletian in Nikomedia - dem heutigenÍzmit in der Türkei, wo er als Geisel gehalten wurde zur Sicherung des Gleichgewichts unter den drei römischen Herrschern. 305 flüchtete er zu seinem Vater, der 306 in einer Schlacht gegen die Pikten in Eboracum - dem heutigenYork in England - starb. Der 33-jährige Konstantin ließ sich von den Truppen zum Kaiser ausrufen und wurde neben Severus II. zum Mitherrscher im Westen des römischen Reiches, erhielt den Titel Caesar und residierte in Gallien. 307 heiratete er Fausta, die Tochter des Kaisers Maximianus.
Diokletians Nachfolger Galerius hatte 303 die schrecklichste allerVerfolgungen der Christen ausgelöst, um sich des Beistandes der römischen Götter zu versichern. Nachdem dies aber keinen Erfolg hatte, beendete er - kurz vor seinem krankheitsbedingten Tod, schon schwer gezeichnet - 311 die Verfolgungen; kurz darauf starb er.
Raffael: Konstantins (legendäre) Taufe durch Papst Silvester I., 1517 - 1525, im Sala di Constantino im Vatikan
Im Kampf um die Oberherrschaft im Römischen Reich zog Konstantin nachRom und errang dort am 29. Oktober des Jahres 312 an der Milvischen Brücke einen Sieg über seinen Schwager und Konkurrenten Maxentius; der Sieg war erstaunlich, weil die Stadt zum Schutz gegen die Einfälle der Germanen von hohen Mauern umgeben war und Maxentius die stärkeren Truppen befehligte.
Die Milvischen Brücke mit vier erhaltenen Bögen aus dem Bau von 109 v. Chr., Brückentor von 1805 und der 1933 geweihten Kirche della Gran Madre di Dio
Am Tag danach verweigerte Konstantin das übliche Siegesopfer für den römischen Gott Jupiter. Die Legende lässt ihm schon in Gallien und dann wiederholt in Rom im Traum das Christus-Monogramm mit den Worten in hoc signo vinces, in diesem Zeichen wirst du siegen, erscheinen, worauf Konstantin dies auf die Feldzeichen habe schreiben lassen und damit tatsächlich den Kampf siegreich beendete.
Bischof Eusebius von Cäsarea, Zeitgenosse, erster Verfasser einer Kirchengeschichte und zu Konstantins Hoftheologe avanciert, berichtet von einem Kreuz mit entsprechender griechischer Inschrift, das Konstantin in der Sonne sah und schildert das Geschehen ähnlich der Bekehrung vonPaulus nach Apostelgeschichte 22, 6. Diese Parallele wird bis heute in der Liturgie der Orthodoxen Kirchen bekannt.
Raffael: Die Vision des Konstantin: In hoc signo vinces, 1520 - 1525, Sala di Constantino imVatikan
Im Februar 313 vereinbarte Konstantin mit Licinius, dem Herrscher im Osten des Reiches, bei einem Treffen inMailand, den Christen und allen anderen Religionsfreiheit zu gewähren. Durch diesen Erlass, das Mailänder Edikt, von Licinus im Juni 313 für seinen Ostteil des Reiches in dessen Hauptstadt Nikomediaveröffentlicht, wird es geschehen, dass die göttliche Huld, die wir in so großen Dingen erfahren haben, für alle Zeit den Erfolg unserer Unternehmungen sichert. Konstantin selbst verstand sich nun selbst wie ein Bischof und bezeichnete sich als episkopos ton ektos, Bischof für alle Menschen; er berief SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet.und förderte den Einfluss der Christen.
Reste des kaiserlichen Palastes in Ízmit
Konstantin gab den christlichen Bischöfen richterliche Befugnisse und setzte 321 den Sonntag als den wöchentlichen Feiertag fest - der judenfeindliche Kaiser wollte damit auch die Sabbatruhe bekämpfen. 325 wurde das Christentum der römischen Religion gleichgestellt, alle einschränkenden Gesetze und Verordnungen wurden aufgehoben, Kirchen und Friedhöfe zurückerstattet. Im selben Jahr berief Konstantin das Konzil von Nicäaein, das wesentliche Weichenstellungen für das Christentum brachte.
Statue, ursprünglich in den Thermen des Konstantin - dem heutigenPalazzo Pallavicini Rospigliosi - jetzt vor derBasilika San Giovanni in Laterano
Mitherrscher Licinius begann dennoch 320 mit neuen Christenverfolgungen. In Auseinandersetzungen um den Einfluss auf dem Balkan kam es 324 zum Krieg zwischen Konstantin und Licinius; Konstantin besiegte den Kollegen und ließ ihn töten, als Alleinherrscher förderte er nun zunehmend das Christentum. 325 berief er daserste ökumenische Konzil der christlichen Kirche nach Nicäa - dem heutigen Íznik und nahm selbst an Beratungen teil; sein wegweisendes Ergebnis war das Nicänische Glaubensbekenntnis, das Christus als wesensgleich mit Gott definiert. Nicht zuletzt angetrieben durch seine MutterHelena ließ Konstantin viele Kirchen bauen; auf ihn gehen die Gründung der früheren Peterskirche in Rom im Jahr 325, der Grabeskirche in Jerusalem, der Geburtskirche in Betlehem, der nicht erhaltenen Sophienkirche in Trier sowie der Urbau der Apostelkirche in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul- zurück.
Die Frage, ob Konstantin wirklich Christ war, ist schwer zu beantworten - auf dem Hintergrund des römischen Religionsverständnisses ist sie eigentlich auch gar nicht zu stellen: die innere Überzeugung ist dabei nämlich nicht entscheidend, wesentlich ist Religion als staatstragender Überbau. Sicher war sein Religionswechsel nicht Ausfluss von Taktik oder Opportunismus, Religion war für einen römischen Kaiser eine Frage der Identität. So verstand sich Konstantin nun sicher als Verehrer eines höchsten Gottes, dem der Christen; Christuskommt dagegen nur in drei seiner Briefe vor. In einem Gesetz von 325 verbot er, Gefangenen das Gesicht zu entstellen, denn das sei Gleichnis der himmlischen Schönheit.
Fragment einer Kolossalstatue, wohl um 314, heute amKapitolinischen Museum in Rom
Im Zuge einer Neuorganisation des Reiches verlegte Konstantin 330 den Regierungssitz vonRom nachKonstantinopel. Die Legende lässt ihn schon von Papst Silvester, der ihn vom Aussatz geheilt hatte, getauft werden - seine eigentliche Taufe fand aber erst 337 auf dem Totenbett in einer Villa in Ankyron, heute der Ortsteil Agah Ateş inHereke - durch BischofEusebios von Nikomedia - statt. Anlässlich seiner legendären Taufe durch Silvester machte Konstantin der Kirche - angeblich - umfangreiche Schenkungen, vor allem große Gebiete um Rom; diese Konstantinische Schenkung hat es nie gegeben, schon im 15. Jahrhundert wurde die Urkunde als dreiste Fälschung entlarvt, denoch hielt der Vatikan bis ins 20. Jahrhundert daran fest, dass die Schenkung - wenn auch ohne Urkunde - erfolgt sei und begründete damit seine Vormacht in der Christenheit und territoriale Ansprüche.
Bestattet wurde Konstantin auf seinen Wunsch hin in der Apostelkirche inKonstantinopel; er verstand sich selbst als13. Apostel und er wird bis heute in der Orthodoxen Kirche alsApostelgleicher verehrt. Bei der Eroberung durch die Türken 1453 verschwanden seineReliquien. Ein kirchlich anerkannter Kult existiert nur in der Ostkirche; die Taufe durch Eusebius von Nikomedia, einem Anhänger des Arianismus, machte ihn zum Ketzer und verhinderte die förmliche Anerkennung als Heiliger durch die katholische Kirche; dennoch wird ihm im Namenstagskalender gedacht.
Fraglos ist die Hinwendung zum Christentum bei Konstantin - anders als bei seiner MutterHelena - weniger auf Grund einer Bekehrung und durch Glaubenstiefe begründet, als vielmehr aufgrund der Überlegung, mit der Anerkennung des im ganzen Reich schon weit verbreiteten und sich gegen alle Vernichtungsversuche resistent zeigenden Christentums wieder einen einheitlichen ideolgischen Überbau zu schaffen. Seine Handlungen waren durchweg geleitet vom Ziel, die Macht auszubauen; sein Schwiegervater, Kaiser Maximianus, wurde 310 von seinen Soldaten an Konstantin ausgeliefert, der ihn schließlich zum Selbstmord zwang; seinen Schwager Licinius ließ Konstantin erwürgen, dessen Sohn degradierte er zum Sklaven und ließ ihn tot schlagen; Crispus, seinen Sohn aus erster Ehe, und Fausta, seine Frau, ließ er 326 ermorden, weil er die beiden verdächtigte, eine Beziehung miteinander eingegangen zu sein. Folge des Todes von Fausta war, dass ihr gesamter Besitz aus dem Erbe der Laterani - so der heutigeLateranspalast - endgültig an denPapst kam.
Der Konstantinsbogen in Rom, 312 bis 315 vom römischen Senat als Ehrenmal für Konstantin errichtet unter Verwendung älterer Säulen und Reliefs
Der bedeutende Historiker Jacob Burckhardt nannte Konstantin einen Macchiavellisten, Voltaire meinte, er sei ein politisch nicht unbegabter Krimineller gewesen; manche berichten, das Volk habe ihn Steifhals genannt. Sein Hoftheologe Eusebius von Cäsarea sah in ihm den neuenMose, derRom und die damalige Welt aus der Sklaverei des Heidentums befreit und ins gelobte Land des Christentums geführt habe. Unbestritten aber haben die Entscheidungen Konstantins die Geschichte der Kirche und Europas bis heute geprägt: die konstantinische Wende war maßgeblich für das Verhältnis von Kirche und Staat in ganz Europa bis zur französischen Revolution von 1789, in Deutschland bis zum Ende des Kaiserreichs 1918.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
EineBiographie mit ausführlicher Zeittafel und interessanten Bilddokumenten hat Gottfried Wolmeringer online gestellt.
Schriften von Konstantingibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Von Eusebius von Cäsarea stammen dieVier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen, aus seiner Kirchengeschiche das KapitelDer Untergang der Tyrannen; ihre letzten Worte vor dem Tode, beides zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter derUniversité Fribourg auf Deutsch.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.