Die Synagoge in �stringen (Landkreis Karlsruhe) (original) (raw)

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�stringen (Landkreis Karlsruhe) J�dische Geschichte / Betsaal/Synagoge

�bersicht:

Zur Geschichte der j�dischen Gemeinde (english version)

In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Hochstift Speyer geh�renden �stringen bestand eine j�dische Gemeinde bis zu ihrer Aufl�sung am 1. April 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zur�ck.

Nach einer Liste von 1721 (GLA Karlsruhe Bestand 153/158 Bev�lkerungsstatistik Amt Kislau, Hinweis von Josef Seitz, Maulbronn) gab es damals folgende f�nf j�dischen Haushaltsvorst�nde in �stringen: BorgJud (geboren im Hochstift Speyer mit Frau, 1 Sohn, 1 Knecht, 1 Magd und seit 27 Jahren in �stringen), Gumpele Jud (geboren im Hochstift Speyer mit Frau, 3 T�chter, 1 Magd und seit 60 Jahren in �stringen), Jeof Jud (geboren im Hochstift Speyer mit Frau, 1 Knecht, 1 Magd und seit 42 Jahren in �stringen), Jochela Jud (geboren im Hochstift Speyer mit Frau, 2 S�hnen, 4 T�chter und seit 18 Jahren in �stringen) sowie L�w Jud (geboren im Hochstift Speyer mit Frau, 1 Sohn, 1 Magd und seit 6 Jahren in �stringen).

1725 waren die �stringer Juden eines Ritualmordes angeklagt, doch stellte sich der christliche M�rder des vierj�hrigen M�dchens nach einiger Zeit den Beh�rden (siehe Bericht unten). 1729 geh�rten zu den am Ort lebenden f�nf Familien insgesamt 29 Personen. Das j�dische Wohngebiet konzentrierte sich zun�chst auf die "Judengasse" (1934 in Marschackerstra�e umbenannt). 1785 waren sieben j�dische Familien am Ort.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der j�dischen Einwohnerwie folgt: 182554 j�dische Einwohner (3,0 % der Gesamtbev�lkerung); 1864 H�chstzahl mit 110 Personen, 1871 99, 1875 96 (4,0 %), 1900 67 (2,9 % von insgesamt 2.984 Einwohnern), 1910 33 (von 3.424 Einwohnern).

An Einrichtungen hatte die j�dische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad (im Geb�ude der alten Synagoge, aus der nach dem Bau der neuen Synagoge die Schule mit Lehrerwohnung wurde). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem j�dischen Friedhof in Obergrombach, nach 1878 teilweise auch in Mingolsheimbeigesetzt. Zur Besorgung religi�ser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet t�tig war. 1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Bruchsalzugewiesen.

Die j�dischen Familien lebten urspr�nglich vom Handel, haupts�chlich mit Vieh. Seit etwa 1900 gab es vier von j�dischen Unternehmern gegr�ndete Zigarrenfabriken.
An ehemaligen, teilweise bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetriebenin j�dischem Besitz sind bekannt: Viehhandlung Louis Falk (Keltergasse 14/16), Viehhandlung Adam Mayer (Leiberg II/6), Zigarrenfabrik Marx & Schlo�, Inh. Sigmund Marx und Moritz Schlo�/Heidelberg (Georgstra�e 14), Zigarrenfabrik Fa. S. Merzbacher & Co./Stuttgart (Hauptstra�e 68), Schuhwarengesch�ft (vorm. Mazzenb�ckerei) Karoline Strau� (Hauptstra�e 110), Zigarrenfabrik Ludwig Wolf (Hauptstra�e 114), Zigarrenfabrik Mayer Wolf (Hauptstra�e 135, abgebrochen), Zigarrenfabrik Wolf-Wolf (Hauptstra�e 142).

1933 wurden noch zehn j�dische Einwohner in �stringen gez�hlt. Die nationalsozialistische Machtergreifung war auch in �stringen sofort wahrnehmbar. Am 1. April 1933 (Boykotttag) standen SA-Posten vor den j�dischen Gesch�ften. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien verzogen die j�dischen Einwohner bis auf Amalie und Ludwig Wolf in den Folgen Jahren aus �stringen oder wanderten aus. Die beiden Genannten wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert und 1942 in Auschwitz ermordet. Sophie Wolf, die nach Mannheim verzogen war, wurde gleichfalls nach Gurs verschleppt und sp�ter ebenfalls ermordet.

Von den in �stringen geborenen und/oder l�ngere Zeit am Ort wohnhaften j�dischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berthold Falk (1903), Elsa Falk (1893), Hilde Falk (1893), Julius Falk (1898), Johanna Jean geb. Wolf (1900), Rosa Levy geb. Wolf (1862), Karoline Strauss geb. Wolf (1871), Simon Strauss (1901), Wilhelmine Weil geb. Mayer (1869), Arthur (Abraham) Wertheimer (1871), Julius Wertheimer (1882), Max Wertheimer (1888), Salomon Samuel Wertheimer (1868), Thea Flora Wertheimer (1883), Amalie Wolf (1890), Ludwig Wolf (1892), Siegfried Wolf (1876), Sophie Wolf (1893).

Berichte aus der Geschichte der j�dischen Gemeinde

Aus der Geschichte der j�dischen Lehrer

Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1837 / 1875 / 1890 / 1907

Anzeige im "Gro�herzoglich Badischen Anzeige-Blatt f�r den See-Kreis" von 1837 S. 918 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde Oestringen ist die Lehrstelle f�r den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 66 Gulden nebst freier Kost und Wohnung sowie der Vors�ngerdienst samt den davon abh�ngigen Gef�llen verbunden ist, erledigt, und durch �bereinkunft mit der Gemeinde unter h�herer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse �ber ihren sittlichen und religi�sen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inl�ndische Subjekte nach erstandener Pr�fung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden. Bruchsal, den 23. Oktober 1837. Die Bezirks-Synagoge. E. Pr�ger Elias N�the."
Oestringen AZJ 03081875.jpg (46588 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1875: "Ausk�ndigung. Die Religionsschulstelle in Oestringen, Amt Bruchsal, womit Vors�nger- und Schochetstelle verbunden, ist innerhalb 4 Wochen zu besetzen. Fixum 625 Mark; Schulgeld, nicht unbedeutende Nebenverdienste und freue Wohnung f�r einen Unverheirateten. Meldungen mit legalen Zeugnisabschriften sind zu richten an das Gro�herzogliche Bezirksrabbinat in Bruchsal. Bruchsal, den 13. Juli 1875."
Oestringen Israelit 28041890.jpg (50232 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1890: "Die mit freier Wohnung, einem festen Gehalte von 600 Mark und Nebeneinnahme im Betrage von 4-500 Mark verbundene Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Sch�chters in Oestringen soll bis sp�testens zum 1. Juli wieder besetzt werden. Meldungen nebst Zeugnissen in beglaubigter Abschrift sind baldigst zu richten an Die Bezirkssynagoge. Rabbiner Dr. Eschelbacher, Bruchsal."
Oestringen Israelit 10101907.jpg (72993 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1907: "Die Stelle des Religionslehrers, Kantors und Sch�chters in Oestringen soll m�glichst sofort besetzt werden. Festes Gehalt 1.000 Mark, garantierte Nebeneink�nfte 400 Mark nebst sch�ner Dienstwohnung mit Garten. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihr Gesuch unter Beif�gung von Zeugnisabschriften an den Unterzeichneten richten. Bruchsal, 22. September 1907. Dr. C. Eschelbacher, Bezirksrabbiner."

Berichte aus dem j�dischen Gemeindeleben "Aus alten Akten" - eine Blutbeschuldigung der Juden in �stringen am Anfang des 18. Jahrhunderts

Oestringen FrfIsrFambl 22121911.jpg (261637 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1911: "Aus alten Akten. Eine Blutbeschuldigung deutscher Juden am Anfang des 18. Jahrhunderts von J. Lebermann, Darmstadt. Von einem aufregenden Vorgange, der in seinem Verlauf den Juden in Oestringen (wahrscheinlich Oestringen in Baden) und wahrscheinlich auch in weiteren Kreisen h�tte verh�ngnisvoll werden k�nnen, und bei dessen Schilderung wie mit Flammenzeichen die Erinnerungen an die betr�benden Ereignisse sp�terer Zeit (Tisza Eszlar, Aff�re Hilsner, Taten des russischen Verbandes) vor uns aufsteigen, berichtet uns ein am 26. August 1725 in Bensheim an der Bergstra�e vor dem dortigen Rat aufgenommenes Protokoll. Dasselbe liefert aufs neue den Beweis, auf welche Weise die wahnwitzigen Blutbeschuldigungen entstanden sind und noch entstehen. Aus den im trockenen Amtsstil abgefassten Daten ist ersichtlich, dass ein 24-j�hriger Kessel- und Pfannenflicker Hans Michael Essig von Oestringen im Zorn ein 4j�hriges Kind erschlagen und die Leiche verschleppt hatte. Durch die Flucht des M�rders war dessen Entdeckung erschwert, und so hatte sich, wahrscheinlich durch Einfl�sse demagogischer und judenfeindlicher Kreise aufgestachelt, die Ortsbev�lkerung gegen die dortigen Juden gewandt und dieselben des Ritualmordes verd�chtigt. Einige derselben waren bereits verhaftet und gefangen gesetzt worden. Nach l�ngerem Umhervagieren durch die verschiedenen Gegenden Deutschlands hatte der fl�chtige M�rder in Walld�rn in Baden, von Gewissensbissen getrieben, seine Tat gebeichtet und war dann in Bensheim an der Bergstra�e, wo er sich bei dem B�ckermeister Wendel Gr�n als Knecht verdungen hatte, entdeckt worden. In Gegenwart zweier Mitglieder des dortigen Rats sowie des Stadtschreibers wurde der M�rder vernommen, und dar�ber nachstehendes Protokoll ausgefertigt, welches als Dokument des folgenschweren, mit Gottes Hilfe noch rechtzeitig aufgekl�rten Vorgangs einiges Interesse beanspruchen darf: 'Extractus Protocolli Sub dato Ben�heim, d. 26. August 1725. Actum in praesentia Herrn Johann Kollerer und H. Friedrich Hohmann, beide des Raths, dann meiner Stephani Faber Stattschreibers. Wurde ad instantiam hiesigen Schutzverwandten Itzig Liebmann, dann zweyer Juden Joseph M�yses und Moyses Isaac, eines 14j�hrigen Bubens, beide von Michelfeld, Wendel Gr�nens hiesigen B�rger und Beckermeisters Knecht Han� Michael Essig zu Oestringen vorbeschrieben, und auf nachgesetzte interrogatoria examiniert: 1mo Wie er hei�e? resp. ad 1mum: Han� Michael Essig. 2do Wo er her er seye? ad 2dum: Von Oestringen. 3rio Wie alt er seye? ad 3tium: 24 Jahr 4to Wo er sich aufhalte und wie lang er hier seye. ad 4tum: bay Wendel Gr�n und dienete er bey die 7 Wochen als Knecht. 5to Warum er von Hau� hinweggegangen? ad 5tum: Habe ein 4j�hriges Kind Jacob Huberts T�chterlein mit einem eisernen Hammer ohngefehr todt geschlagen. 6to Warum er solches gethan? resp. ad 6tum: Das Kind seye in seiner Mutter Anne Marie Essigs Hau� bei ihnen gewesen, und als er im Kessel- und Pfannen-Flicken auf seinem Handwerk geschaffet, habe es ihm sein Werkzeug verschleppet, und hier und dar im Zimmer verlegt, dahero habe er im Zorn den Hammer ergriffen und ihm einen Streich auf den Kopf versetzet, dass selbiges sogleich f�r todt zu Boden gesunken. 7mo Ob er sonsten nichzts weiteres nach dem Hammerschlag mit dem Kind ver�bet. ad 7timum: So balden das Kind sich in etwas erholet und zu schreyen angefangen, habe er aus �ngsten selbiges genommen, in die K�che getragen und eine Axt ergriffen, sofort demselben die Gurgel entzwey gehauen. 8vo Wo er alsdann das Kind hingethan? ad 8vum: Habe es sogleich aus dem Hau� getragen und zwischen zweyen Scheuren nehmlich des Michael Meyers und Hans Jakob Schwarzen Scheuer niedergelegt. 9no: Wer dann zugegen gewesen, als er diese Mordtat begangen? ad 9num: Niemand und seye bereits Nacht gewesen.
Oestringen FrfIsrFambl 22121911a.jpg (116355 Byte)10mo: Wo er nach diesem begangenen Totschlag hingegangen und wer ihm das Zehrgeld mit gegeben? ad 10mum: Nach Heilbrunn in Meinung sich aldar unterhalten zu lassen, es seye aber derselbe nicht angenommen worden, sofort w�re er weiteres �ber Kirchen am Neckar, Lauterburg, Philippsburg nachden Landau geraten, an welchem letzteren Ort er abermale Kriegsdienste gesucht, aus Mangel der Jahren und Statur aber habe man ihn nicht annehmen wollen, von dannen seye er �ber Frankfurt nach Bamberg und endlichen wieder zur�ckgegangen, weil er nirgends unterkommen k�nnen, letztlicher seye er zu Waltth�ren (Walld�rn) gewesen, allwo er seine Missetat gebeichtet und seine Andacht verrichtet, und als er in seinem Herumvagieren bei Wachh�u�el (Wagh�usel) einen bekannten Hirten mit Namen Andreas Koch angetroffen, habe er ihn gewarnt, sollte sich aus dem Staube machen, sonsten es ihm �bel ergehen w�rde, worauf er angero zu Wendel Gr�n gekommen, welcher ihn als einen Knecht gedinget, auch habe ihm seine Mutter, als er hinweggegangen, sechs Kreuzer auf diese Reise mitgegeben, endigte damit seine Aussage und wurde sogleich in das Gef�ngnis gebracht.' Der Pf�lzische Judenvorsteher Mordechai Mayer von Weinheim hatte am darauf folgenden Tage in Darmstadt durch Eilboten die Nachricht von der Ergreifung des M�rders erhalten und begab sich sofort mit dem damaligen Judenvorsteher der Obergrafschaft Katzenelnbogen Samuel Heyum von Darmstadt nach Bensheim, wo sie gegen entsprechende Geb�hr die Aush�ndigung des Protokollauszuges erlangten. Im Besitze der amtlichen Aufkl�rung des Tatbestandes trafen sie dann die erforderlichen Ma�nahmen zur schleunigen Befreiung der unschuldig im Gef�ngnis schmachtenden Juden."

Aufl�sung der j�dischen Gemeinde (1937)

Odenheim CV-Zeitung 01041937.jpg (57055 Byte) Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitung des Central-Vereins) vom 1. April 1937: "Baden. Der Oberrat der Israeliten Badens gibt bekannt, dass mit Genehmigung des Staatsministeriums und des Synodalausschusses die israelitischen Gemeinden in Oestringen, Eberstadt und Odenheim aufgel�st und die noch verbleibenden Mitglieder anderen Gemeinden zugeteilt werden. Die Religionsgemeinden Heidelberg und Rohrbach sind zu einer Gemeinde mit der Bezeichnung Israelitische Religionsgemeinde Heidelberg mit Wirkung vom 1. April 1937 vereinigt worden."

Berichte zu einzelnen Personen aus der j�dischen Gemeinde

Beisetzung von Babetta Wertheimer aus Oestringen in M�hlbach (Siebenb�rgen) durch einen protestantischen Prediger (1873)
Anmerkung: die Predigt des protestantischen Pfarrers wird ausgeschrieben, da es sich zweifellos um eine im Blick auf das christlich-j�dische Miteinander im 19. Jahrhundert eindr�cklichste und vom Geist gro�er Toleranz und geschwisterlichen Partnerschaft gepr�gten Predigt handelt.

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. April 1873: "Die Grabrede eines protestantischen Predigers am Grabe einer J�din. Es wurde j�ngst in diesen Bl�ttern aus einer bayerischen Stadt die Klage erhoben, dass der dortige christliche Pfarrer, welchen ein trostbed�rftiger Jude nach dem Tode des dortigen Rabbiners ersucht hatte, einige Worte am Grabe seiner Frau zu sprechen, diese Gelegenheit benutzt habe, um gegen die Juden eine zelotische Schm�hrede zu schleudern. Gott Lob, dass es auch an anders gesinnten M�nnern nicht fehlt. Wir heben daher mit Befriedigung ein Beispiel entgegengesetzter Art hervor, das uns freilich nach dem auf seine Bildung so stolzen Deutschland aus dem fernen Siebenb�rger zukommt. Am 1. Januar dieses Jahres wurde zu M�hlbach in Siebenb�rger die greise Frau Babetta Wertheimer aus Oestringen im Gro�herzogtum Baden, die dort bei ihren Kindern weilte, begraben, und der dortige protestantische Prediger Heitz hielt ihr die Grabrede. Dieselbe, ausgezeichnet an Form wie an Inhalt, machte ein so freudiges Aufsehen, dass wir sie in mehreren Exemplaren, teil separat herausgegeben, teils in Zeitschriften abgedruckt, z.B. in dem zu Pest erschei-
Oestringen AZJ 29041873b.jpg (456275 Byte)nenden 'B�rger' zugesandt erhielten,. und wir uns deshalb gern entschlie�en, sie hier vollst�ndig wiederzugeben. 'Heilige, auf �berzeugung beruhende Glaubensansichten, aber auch leere Vorurteile, die sich aus einer dunklen Zeit bis in unsere Tage her�bergesponnen haben, und deren Verantwortung daher nicht diesem Geschlechte allein zur Last f�llt, haben es vermocht, Menschen, die sonst friedlich und freundlich beieinander wohnen, und eine Sprache sprechen, ins o starre, ber�hrungslos nebeneinandergehende, ja oft in Hass und Lieblosigkeit sich gegen�berstehende Parteien u trennen, dass es erst unserer Zeit vorbehalten blieb, das der Menschheit so lange abhanden gekommene Bewusstsein gleicher Natur und Bestimmung wieder aufzufinden, und �ber allen Zwang engherzigen Dogmenunterschiedes siegend empor zu halten; dass erst unserer Zeit ein Schimmer jenes strahlendes Glanzes echter edler Menschlichkeit aufzud�mmern beginnt, in dem sich einst alle Menschen sammeln, und ihre fr�heren Vorurteile erkennen und bel�cheln werden. Einst wird kommen der Tag, und er ist nicht fern, wo die einzelnen Glaubensansichten nicht feindlich mehr einander gegen�ber stehen, wo alle, alle Menschen, die mit dem Kreuze in der Hand, und die mit den Steintafeln der Gesetze Mosis, zu einem einzigen Bunde werden vereinigt werden, der Wahrheit und der Liebe zu dienen; wo man auch auf Erden nicht mehr fragen wird: bist du Christ oder Israelit? Katholik oder Protestant? sondern einzig und allein: bist du ein wahrer und wirklicher Mensch? wo auf Erden keine Sektierung, keine kirchliche Gemeinschaft bestehen wird, als der Gesamtbund der Guten und Edlen, der allein das Recht haben wird, sich abzuscheiden vom Gemeinen und Niederen. Und warum spreche ich diese �berzeugung an einem Grabe aus? warum gerade an diesem Grabe? And�chtige Trauernde! Es w�re allerdings zun�chst der Beruf der menschlichen Liebe gewesen, auf dem Wege der �berzeugung, durch das Gef�hl des innersten Bed�rfnisses, die Menschen zu diesem sch�nen Zukunftsbunde zu erziehen. Sie wird es auch vollbringen, o zweifelt nicht daran! Aber weil die Liebe nie und nimmer eines gewaltsamen Wortes zur Erreichung ihrer edelsten Zwecke sich bedient; weil sie, Schritt f�r Schritt, jede einzelne Menschenseele ihres langj�hrigen Eises entkleiden will, und nicht weiter geht, als bis sie dieselbe ganz und dauernd mit diesen �berzeugungen erw�rmt und durchgl�ht hat; weil sie daher auf ihrem Siegesgange durch die Menschheit, obschon sicher, so doch langsam fortschreitet, so hat es ein anderer gro�er Bundesgenosse �bernommen, ihr voranzuschreiten, die Herzen mit scharfem, tief einschneidendem Eisen zu pfl�gen, und f�r die Aufnahme der Wahrheiten vorzubereiten, die sonst nicht so leicht Eingang gefunden h�tten. - Der Tod! ja der Tod ist der lauteste Verk�nder menschlicher Liebe und Duldsamkeit! er setzt sich ohne allen Unterschied des Glaubens, ohne R�cksicht zu nehmen auf die Unterschiede, welche die Menschen unter sich aufgerichtet haben, auf alle Gr�ber! Er predigt mit derselben gewaltigen Stimme an alle Herzen, die in den Bereich seiner Donnerworte treten, dieselbe unterschiedslose Wahrheit, wie einst dem ersten Elternpaare, so auch am Grabe des j�ngst verstorbenen Kindes dieser Gemeinde: ihr seid Erde! ihr seid einerlei Erde, und m�sst auch wieder zu einer und derselben Erde werden! Er beweiset ihnen mit hinreichender Wahrheit, dass sie alle einem und demselben Lose der Sterblichkeit unterworfen sind, und dass sie sich daher, um eines und desselben Loses willen, auch alle als Br�der erkennen und lieben m�ssen. Er wirft ihre sch�nsten Dogmen �ber den Haufen und spricht: sie m�gen wohl gen�gen Hass und Lieblosigkeit im Leben unter euch zu erhalten, aber �ber die Schwelle, die Ich euerem Fu�e gesetzt habe, reicht ihre Macht und ihr Wahn nicht! Ihr habt wohl auf Erden mehrere Gottes gemacht und gebildet, aber im Himmel ist nur ein Gott, und obwohl ihr ihn verschieden denkt und verehrt, er umfasst euch alle mit einer und derselben Macht und Gewalt, und wenn ihr auch durch euren Wahn Hass und Lieblosigkeit auf Erde gen�hrt und verbreitet habt - auch mit einer Liebe und G�te. derselbe dunkelschwingige Engel der Klage, ganz derselbe lichth�uptige Engel des Trostes, der Bes�nftigung und Beschwichtigung, sitzt an allen, allen Gr�bern, und ich kann daher auch hier (nicht mit Zagen spreche ich es aus) keinen anderen Trostgef�hlen Ausdruck geben, den diese allen trostbed�rftigen Herzen zu bieten verm�gen. Es ist also nicht die absonderliche Stimme des Christentums, es ist die Stimme der reinen, aber darum nicht minder m�chtigen Menschlichkeit, in deren Dienst ich rede, wenn ich eueren tiefverwundeten Herzen Trost und Zuspruch zu reichen versuche, wenn ich euch also zun�chst auf die nat�rlichen Trostgr�nde hinweise, die Menschen von Menschen in solchen Lagen des Lebens erwarten k�nnen, wenn ich euch also darauf aufmerksam mache, dass ja euere Tote, nach dem allgemeinen Lose der Staubgeborenen, eine der weitesten Grenzen irdischen Wandelns und Lebens erreicht hat, die mit solcher G�te uns Allen wohl nicht zugemessen sein d�rfte; dass Ihr derselben darum die Ruhe nach einem so langen und inhaltsvollen Leben gern g�nnen, und nicht so sehr Klage in euerem Herzen f�hren wollt, dass Gott sie euch genommen, als Dank und Freude, dass er sie euch bisher gelassen hat; wenn ich euch sodann auf Das hinweist, was trauernden Herzen zu allermeist so wohl tut, auf die Liebe, auf die Teilnahme und auf das Mitgef�hl, mit denen aufrichtige Freundesherzen eueren Verlust euch tragen helfen, und so viel an ihnen liegt, zu lindern sich bestreben. M�chte eure Trauer namentlich darum nicht schwerer und anhaltender sein, dass euere Tote in fremdem Lande, so weit von der Heimat, wo ihre Wiege stand, zur Ruhe kommt - auch hier ist ja Gottes ERde! Dieselben Sterne, die �ber den deutschen Gauen aufgehen, dieselben alten ewigen Sterne, die in
Oestringen AZJ 29041873c.jpg (230135 Byte)das Lager Mosis geleuchtet, die �ber Jakob gewacht haben, als er den sch�nen Traum von der Himmelsleiter, die von der Erde zum Himmel reicht, in frommem Glauben tr�umte, dieselben Sterne, die auch jetzt wieder ihren Rundgang anheben, ziehen alln�chtlich auch �ber diesem Fleckchen Erde auf! Und wie die Kinder Heths, als Abraham vor sie trat und sprach: 'Ich bin ein Fremder und Einwohner bei euch, gebet mir ein Erbbegr�bnis, dass ich meinen Toten begrabe, der vor mir liegt', - mit freundlicher Dienstbereitwilligkeit erwiderten: 'Begrabe deinen Toten in unseren ehrlichsten Gr�bern, kein Mensch soll dir unter uns wehren, dass du in seinem Grabe nicht begrabest deinen Toten' - so wollet uns glauben, dass dieser Grabh�gel uns nicht minder wert und teuer sein werde, als diese anderen alle, die uns hier umgeben! M�chtet nun ihr euch des Glaubens getr�sten, dass euere Tote hier so sanft und gut gebettet liege, als Sara oder Rebekka im heiligen Grabe bei Hebron, oder irgend einer der Toten unter den Palmen Betels! Es ist nicht die ausschlie�liche Stimme des Christentums, es ist die Stimme der Menschlichkeit, an die Alle glauben, die je einen teueren Toten zur Erde bestattet haben, und nicht glauben m�chten, dass Das, was sie liebten, was sie liebend umfasste, f�r immer in Staub und Asche zerfallen soll, wenn ich euch auf die �bersinnlichen Trostgr�nde hinweise, deren Ahnung in aller Menschen Herzen liegt, und daher auch von ihrer Berechtigung und Wahrheit Zeugnis gibt, auf den frohen beseligenden Glauben, auf den keine Religion ein ausschlie�liches Privilegium genommen hat, an den Alle, Alle glauben, die eine menschliche Seele im Herzen tragen: Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn, Erzeugt im Gehirne des Toren; Im Herzen k�ndet es laut sich an, Zu was Besserem sind wir geboren. Und was die innere Stimme spricht, Das t�uschet die hoffende Seele nicht! - Wenn ich also eueren Blick von diesem Grabe aufw�rts zum Himmel, zum sch�nen Reiche des Lichtes lenke, wenn ich an die Stunde dieser bitteren Trennung die frohe Hoffnung einstigen Widersehens und dann Nimmerwiederverlierens kn�pfe! So senken wir sie denn zur ewigen Ruhe hinab ohne Klage; sie, die alte greise Tote, die in euerem engeren Familienkreise wohl so manche Kunde aus alter, l�nger vergangener Zeit, vielleicht von selbsterfahrener Unbill der Menschen, gegeben, sie die aber auch die Morgenrote einer neueren besseren Zeit der tagenden Freiheit und Liebe des Menschengeschlechtes begr��t und gesehen hat. M�chte sie - wenn es wahr ist, dass dem Geiste eine ewige Heimat gen�hrt und beschieden ist, von der er freu und fessellos auf diesen Stern herabsieht - m�chte sie selbst zufrieden mit der Ruhest�tte sein, die ihr m�der Leib gefunden hat, und indes sie einstimmt in den Siegesgesang der Vollendeten: 'Es gibt im Himmel nur einen Gott, und alle Menschen sind Br�der' - zu unserem eigenen Heile bitten und beten, dass dieses einen Gottes Reich komme und auf Erde immer v�lliger werde! Amen."

Zum Tod des aus Oestringen stammenden Zigarrenfabrikanten Samuel Wolf (1927)

Oestringen Israelit 02061927.jpg (81128 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1927: "Heidelberg, 25. Mai (1927). Im Alter von 60 Jahren starb hier festern nach kurzer Krankheit Zigarrenfabrikant Samuel Wolf. Er stammte aus Oestringen in Baden, war aber seit langen Jahren in Heidelberg ans�ssig und Inhaber der Heidelberger Zigarrenfabrik Gebr�der Wolf, die er aus bescheidenen Anf�ngen heraus mit rastlosem Flei� in jahrzehntelanger Arbeit zu einem weithin geachteten Unternehmen entwickelte. Ein lauterer Charakter und ein schlicht bescheidenes Wesen zeichneten ihn aus. Das Vertrauen seiner Gemeindemitglieder berief ihn in den Synagogenrat. Ebenso war er Vorsitzender des Bikur-Cholim-Vereins und in der Verwaltung vieler Wohlfahrtsinstitutionen. In steter Hilfsbereitschaft stellte er seine Kraft in den Dienst der Gesamtheit und der Gemeinde. Seinen Angestellten war er ein g�tiger, hoch gesch�tzter v�terlicher Freund. So ruft sein Tod bei allen, die ihm pers�nlich n�hertreten durften, aufrichtige Teilnahme hervor. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

�ber Gustav Wolf (1887 - 1947)

In �stringen ist der Maler, Grafiker und Holzschneider Gustav Wolf geboren (1887 �stringen-1947 Northfield, Mass.), K�nstler (Maler und Graphiker): 1904 Studium an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, 1916 Kunstlehrer in Schwerin, 1919 Gr�ndung der Gemeinschaft der Pforte in Heidelberg, 1920/21 Professor an der Landeskunstschule Karlsruhe, 1938 in die USA emigriert. In �stringen (Am Leiberg) er�ffnete 1994 die Gustav-Wolf-Gallerie, die den k�nstlerischen Nachlass von Wolf bewahrt.

Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge 1794 wurde auf dem heutigen Grundst�ck Saarlandstra�e 12 eine Synagoge ("Judenschule") erbaut. Bis zum Bau einer neuen Synagoge 1834 wurden hier die Gottesdienste abgehalten, danach wohnte hier der j�dische Lehrer ("Lehrerhaus"). 1980 wurde das Geb�ude im Zusammenhang mit der Ortssanierung abgebrochen. Es stand im Bereich der heutigen Zufahrt zur Rathausgarage.

Neben dem Geb�ude der alten Synagoge wurde 1834 auf dem heutigem Grundst�ck Saarlandstra�e 10 eine neue Synagoge erbaut. Zur Baugeschichte und weiteren Geschichte dieser Synagoge konnten keine Quellen gefunden werden. Einer der wenigen Hinweise ist eine Bescheinigung vom 25. Juli 1842 f�r den Pfl�stermeister Spieler, wonach dieser in der Hinterga� beim Israelitischen Bad (Synagoge) 30 Quadrat Ruthen 79 Fu� vorschriftsm��ig f�r 77 Gulden gepflastert habe. 1870 gab es offensichtlich Pl�ne, nochmals eine neue Synagoge zu erstellen, da der Synagogenrat bei der b�rgerlichen Gemeinde den Antrag auf Zuweisung eines Synagogenplatzes stellt. Die Gemeinde lehnte am 14. M�rz 1875 den Antrag ab, da es nicht Sache der Gemeinde sei, f�r einen Synagogenplatz zu sorgen.

Vermutlich wurden bereits in den 1920er-Jahren keine regelm��igen Gottesdienste in der �stringer Synagoge gefeiert, da die Zahl der j�dischen Einwohner zu stark zur�ckgegangen war (1925 noch 20 j�dische Einwohner). Die Synagoge wurde 1936 auf beh�rdliche Anordnung hin wegen Einsturzgefahr abgebrochen. Seit 1988 ist eine Gedenktafel vorhanden.

Bis 1935 hie� die heutige Saarlandstra�e "Synagogenstra�e" (ehemals Hintere Stra�e; im Volksmund "in der Juddeschul"). 1989 wurden in der Marschackerstra�e und in der Saarlandstra�e Hinweisschilder auf die fr�heren Bezeichnungen "Judengasse" bzw. "Synagogenstra�e" angebracht.

Die Anbringung einer Gedenktafel im Mai 2005 (Quelle: www.oestringen.de)

Oestringen Synagoge 35.jpg (59084 Byte)Auf dem Bild von der Enth�llung der Gedenktafel (s.u.) sind von links nach rechts Pfarrer Friedrich Becker (Evangelische Kirchengemeinde �stringen), David Seldner (Israelitische Religionsgemeinschaft Baden), B�rgermeister Walter Muth und Pfarrer Walter Rothermel (Katholische Kirchengemeinde �stringen) zu sehen.

In �stringen wurde jetzt am fr�heren Standort der �rtlichen Synagoge und des Gemeindehauses die Gedenktafel an das j�dische Leben in der Kraichgaustadt erneut angebracht und im Rahmen einer kleinen Feierstunde enth�llt. Im vorigen Jahr hatte die Stadt nach Absprachen mit der Anwohnerschaft das zuvor optisch wenig ansehnliche privateigene Terrain an der Saarlandstra�e befestigt und Stellfl�chen f�r Kraftfahrzeuge angelegt.

Der Gedenkstein hat nun an der Fassade des benachbarten Wohn- und Gesch�ftshauses Saarlandstra�e 8 einen neuen Standort gefunden und gemahnt daran, die Erinnerung an Verfolgung und Schicksal der ehemaligen j�dischen Mitb�rger dauerhaft zu bewahren. Urspr�nglich war die Tafel 1988 anl�sslich des f�nfzigsten Jahrestags der Reichspogromnacht angebracht worden und wie seinerzeit sein Amtsvorg�nger Helmut Kieninger setzte sich nun auch Pfarrer Friedrich Becker von der Evangelischen Kirchengemeinde mit Nachdruck daf�r ein, "aus dem Gedenken Mut und Kraft zu sch�pfen, um in Zukunft Entwicklungen zu widerstehen, die irgendeiner Gruppe in unserem Volk das Recht zu freier Entfaltung ihres Lebens nehmen wollen". Becker warb f�r Verst�ndigungsbereitschaft und Vers�hnung �ber Weltanschauung und Religionszugeh�rigkeit hinweg und mahnte, Intoleranz und Hass entschlossen entgegenzutreten. B�rgermeister Walter Muth dankte dem evangelischen Ortsgeistlichen f�r seinen pers�nlichen Einsatz zur Wiederanbringung der Gedenktafel und stellte die Initiative mit dem Hinweis auf die kurz zuvor erfolgte Fertigstellung des Berliner Holocaust-Denkmals in einen gr��eren Kontext. "Es gibt keine Alternative zur V�lkerverst�ndigung und auch die Weltreligionen m�ssen sich weiter aufeinander zu bewegen", sagte das Stadtoberhaupt.

Bei der vom Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde musikalisch umrahmten Feierstunde, bei der �stringens katholischer Seelsorger Walter Rothermel den 23. Psalm "Der Herr ist mein Hirte" zitierte, erinnerte der stellvertretende Vorsitzende des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden David Seldner daran, dass in �stringen einst Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu 110 Personen j�dischen Glaubens lebten. Der Bau einer damals auch als "Judenschule" bezeichneten ersten Synagoge in der heutigen Saarlandstra�e ist f�r das Jahr 1794 belegt und bis zum Jahre 1834, als in der unmittelbaren Nachbarschaft eine neue Synagoge errichtet wurde, diente das Bauwerk unter anderem zur Feier von Gottesdiensten. Nachdem es in der nachfolgenden Zeit noch als Wohnhaus des j�dischen Lehrers genutzt wurde, kam es 1980 zum Abbruch im Rahmen der Stadtsanierung. Schon 1936 war auf beh�rdliche Anordnung die zweite Synagoge wegen Einsturzgefahr abgetragen worden, in der allerdings vermutlich wegen der stark r�ckl�ufigen Zahl der in �stringen wohnenden Juden seit den 1920er-Jahren keine regelm��igen Gottesdienste mehr stattgefunden hatten. 1925 gab es nach zeitgen�ssischen Aufzeichnungen noch 20 j�dische Einwohner in der Gemeinde und unter dem Terrorregime der Nationalsozialisten fanden mit Amalie und Ludwig Wolf die letzten �stringer Juden im Jahre 1942 in Auschwitz den Tod.

Im �stringer Heimatmuseum finden sich verschiedene Erinnerungen an die j�dische Geschichte, u.a. aqarellierte Zeichnungen der Synagoge und des Lehrerhauses von Friedewalt Essenpreis (1927), Werke des Malers Hugo Wolf, eine kleine Schriftrolle aus einer Mesusa, ein Grundriss der Synagoge und ein Talith (Gebetsmantel). Darstellungen / Fotos Zeichnungen der Synagoge und Judenschule von Friedewalt Essenpreis:

Fotos nach 1945/Gegenwart: (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 14.10.2003* bzw. 12.6.2005)

Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte

Juli 2024: Das K�sekuchenrezept von Mina Weil geb. Mayer aus �stringen lebt noch in den USA fort
Artikel von Alexander Lang in der "J�dischen Allgemeinen" vom 15. Juli 2024: "BUCH �ber 'Oma Minas K�sekuchen' - Die US-Schriftstellerin Ruth Landy hat eine besondere Familienchronik ver�ffentlicht - in Koch- und Backrezepten Die US-amerikanische Schriftstellerin Ruth Landy hat ein Buch zur Geschichte und Esskultur ihrer j�dischen Weinh�ndlerfamilie aus dem pf�lzischen Landau geschrieben. Das Buch 'Oma Minas K�sekuchen' stelle dar, wie die Familie vor den Nationalsozialisten fl�chten musste und sich in den USA ein neues Leben aufbaute, sagte Landy. Durch die von der Urgro�mutter Wilhelmina ('Mina') Weil (1869-1943) und anderen weiblichen Familienmitgliedern weitergegebenen Erz�hlungen - und besonders in den Koch- und Backrezepten - lebe das j�disch-pf�lzische Erbe weiter, sagte die 1952 im schweizerischen Genf geborene Schriftstellerin Landy. Die amerikanische Originalausgabe und die deutsche �bersetzung verstehen sich als Hommage an die bodenst�ndige Urgro�mutter Mina Weil und die j�dischen Frauen in der Familie, sagte Landy.Mina Weil, die im badischen �stringen geboren wurde, lebte gemeinsam mit ihrem Ehemann Jakob, einem Viehh�ndler und koscheren Metzger sowie ihren Kindern im wenige Kilometer von Landau entferntenLustadt. Minas �lteste Tochter Erna heiratete den j�dischen Weinh�ndler Heinrich Levy ausLandau. Das Kochen und Backen j�disch-deutscher Gerichte wie 'Berches' j�disches Zeremonienbrot) oder eben den in der Familie beliebten K�sekuchen halte die Erinnerung an die tragische Familiengeschichte wach, sagte Landy, die in San Francisco lebt. Der K�sekuchen stehe auch sinnbildlich f�r 'die S��e des Lebens', eine Lebensfreude, die sich die j�dische Familie trotz schrecklicher Erlebnisse bis heute bewahre. Mit der Familienchronik verbinde sich die Hoffnung, das Andenken der Familie zu wahren und die von den Nationalsozialisten zerst�rte W�rde wiederzuerlangen und das friedliche Miteinander und die Demokratie zu f�rdern, sagte Landy. Antisemitismus sei der �lteste Hass der Welt. Das Buch sei auch 'ein Versuch, die Geschichte zu heilen', sagte die Schriftstellerin. Die deutsche �bersetzung des Familienbuches mit 13 Koch- und Backrezepten haben die Gesellschaft f�r Christlich-j�dische Zusammenarbeit in Landau und das Leo-Baeck-Institut in New York/Berlin unterst�tzt. Nach der Macht�bernahme der Nationalsozialisten 1933 war die Urgro�mutter Mina mit ihrem Mann Jakob zun�chst in Lustadt geblieben. Nachdem ihr Haus in der Reichspogromnacht 1938 zerst�rt wurde, fl�chtete das �ltere Ehepaar nach Holland, wo Jakob starb. Mina wurde als einziges Mitglied der Familie 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet. Ruth Landys Vater Ernest Levy - ein Enkel von Mina - war bereits 1937 in die USA emigriert, um dem NS-Terror zu entfliehen, ihre Tante Sue folgte ein Jahr sp�ter nach. Die Geschwister bauten sich ein neues Leben auf und gr�ndeten Ende der 1940er Jahre neue Familien: Sue in Kalifornien and Ernest in Genf, wo er f�r eine Agentur der Vereinten Nationen arbeitete. Landy sagte, ihr Buch sei ein Gemeinschaftswerk der Familie, das mit Unterst�tzung ihres Bruders Michael und ihres Cousins David Siegel erstellt worden sei. Auch Gro�mutter Erna Levy gelang nach einer Odyssee auf dem Fl�chtlingsschiff 'St. Louis' schlie�lich 1939 im zweiten Anlauf �ber England die Flucht in die USA. Die 'St. Louis' durfte im kubanische Havanna und in den USA nicht anlegen und musste nach Europa zur�ckkehren. Viele j�dische Schiffspassagiere wurden danach von den Nazis ermordet. Link zum Artikel

Links und Literatur

Links:

Literatur:

bullet Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die j�dischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 223-224.
bullet Heimatbuch �stringen. Geschichte einer Stadt. 1982.
bullet Wilhelm Messmer: Juden unserer Heimat. 1986.
bullet J�rgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. 1990.
bullet Joseph Walk (Hrsg.): W�rttemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebr�isch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 247-248.
bullet synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)JoachimHahn / J�rgen Kr�ger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-W�rttemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von R�diger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust".
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright � 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Oestringen Baden. Jews probably settled in the early 18th century. A synagogue was consecrated in 1834 and the Jewish population grew to a peak of 99 (4 % of the total) in 1871 as their economic position improved. Jews opened four cigarette factories and most operated auxiliary farms. The Jewish population then dropped sharply through emigration to the big cities, leaving ten Jews in 1933. Three left and the rest were deported in 1940.


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