Steffen Fiebrig | Martin Luther University Halle-Wittenberg (original) (raw)
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Workshop - Globale Ungleichheiten diskutieren. Der Nord-Süd-Konflikt in den internationalen Bezie... more Workshop - Globale Ungleichheiten diskutieren. Der Nord-Süd-Konflikt in den internationalen Beziehungen nach 1945/History of the North-South conflict after 1945
Workshop at the University of Leipzig
Date 2/16/2018 - 2/17/2018
Conveners: Jürgen Dinkel (University of Leipzig), Steffen Fiebrig (University of Halle), Frank Reichherzer (Berlin)
Papers by Steffen Fiebrig
Book Chapter by Steffen Fiebrig
Jürgen Dinkel, Steffen Fiebrig, Frank Reichherzer (Hrsg). Nord/Süd: Perspektiven auf eine globale Konstellation, 2020
Ich bin mir sicher, dass sie uns in Harvard nicht ernst nehmen. Für sie sind wir zweitklassig ode... more Ich bin mir sicher, dass sie uns in Harvard nicht ernst nehmen. Für sie sind wir zweitklassig oder drittklassig. Wir sind nicht mehr als unterentwickelte Wirtschaftswissenschaftler." 1 So beklagte sich Raúl Prebisch im Rückblick über seine Arbeit für die Wirtschaftskommission für Lateinamerika der Vereinten Nationen (CEPAL/ECLA). Prebisch wies damit auf eine doppelte Marginalisierung hin, die lateinamerikanische Wirtschaftswissenschaftler in den USA und Europa erlebten. Zum einen galten sie-als aus der Dritten Welt stammend-nicht als gleichwertige Partner oder Wissenschaftler. Zum anderen wurden sie als Wirtschaftswissenschaftler, die sich mit Fragen der Unterentwicklung befassten, nicht ernst genommen zu einem Zeitpunkt als Entwicklungsökonomie noch kein eigenständiges Forschungsfeld war. 2 Sie gehörten damit nicht zur epistemischen Gemeinschaft der Wirtschaftsexperten in den USA und Europa. 3 Nichtsdestotrotz sollten lateinamerikanische Wirtschaftswissenschaftler eine zentrale Rolle in den Entwicklungsdebatten des 20. Jahrhunderts spielen und grundlegend zu Debatten eines aufkommenden Globalen Südens beitragen. Dies ist auf den ersten Blick nicht selbsterklärend. Traditionell rechneten sich Lateinamerikaner geopolitisch und kulturell dem Westen zu. Aber sie galten eben auch als unterentwickelt und erfüllten damit ein zentrales Identitätsmerkmal für das Konstrukt, welches bald als Dritte Welt bekannt werden würde. Diese Diskrepanz, weder einem Westen/Norden noch einem Süden zuzugehören, zog sich wie ein roter Faden durch die Debatten in Lateinamerika in den 1950er und 1960er Jahren. Eine Schlüsselrolle in der Produktion und Verbreitung von Entwicklungswissen spielte die Wirtschaftskommission für Lateinamerika, die in Santiago de
Workshop - Globale Ungleichheiten diskutieren. Der Nord-Süd-Konflikt in den internationalen Bezie... more Workshop - Globale Ungleichheiten diskutieren. Der Nord-Süd-Konflikt in den internationalen Beziehungen nach 1945/History of the North-South conflict after 1945
Workshop at the University of Leipzig
Date 2/16/2018 - 2/17/2018
Conveners: Jürgen Dinkel (University of Leipzig), Steffen Fiebrig (University of Halle), Frank Reichherzer (Berlin)
Jürgen Dinkel, Steffen Fiebrig, Frank Reichherzer (Hrsg). Nord/Süd: Perspektiven auf eine globale Konstellation, 2020
Ich bin mir sicher, dass sie uns in Harvard nicht ernst nehmen. Für sie sind wir zweitklassig ode... more Ich bin mir sicher, dass sie uns in Harvard nicht ernst nehmen. Für sie sind wir zweitklassig oder drittklassig. Wir sind nicht mehr als unterentwickelte Wirtschaftswissenschaftler." 1 So beklagte sich Raúl Prebisch im Rückblick über seine Arbeit für die Wirtschaftskommission für Lateinamerika der Vereinten Nationen (CEPAL/ECLA). Prebisch wies damit auf eine doppelte Marginalisierung hin, die lateinamerikanische Wirtschaftswissenschaftler in den USA und Europa erlebten. Zum einen galten sie-als aus der Dritten Welt stammend-nicht als gleichwertige Partner oder Wissenschaftler. Zum anderen wurden sie als Wirtschaftswissenschaftler, die sich mit Fragen der Unterentwicklung befassten, nicht ernst genommen zu einem Zeitpunkt als Entwicklungsökonomie noch kein eigenständiges Forschungsfeld war. 2 Sie gehörten damit nicht zur epistemischen Gemeinschaft der Wirtschaftsexperten in den USA und Europa. 3 Nichtsdestotrotz sollten lateinamerikanische Wirtschaftswissenschaftler eine zentrale Rolle in den Entwicklungsdebatten des 20. Jahrhunderts spielen und grundlegend zu Debatten eines aufkommenden Globalen Südens beitragen. Dies ist auf den ersten Blick nicht selbsterklärend. Traditionell rechneten sich Lateinamerikaner geopolitisch und kulturell dem Westen zu. Aber sie galten eben auch als unterentwickelt und erfüllten damit ein zentrales Identitätsmerkmal für das Konstrukt, welches bald als Dritte Welt bekannt werden würde. Diese Diskrepanz, weder einem Westen/Norden noch einem Süden zuzugehören, zog sich wie ein roter Faden durch die Debatten in Lateinamerika in den 1950er und 1960er Jahren. Eine Schlüsselrolle in der Produktion und Verbreitung von Entwicklungswissen spielte die Wirtschaftskommission für Lateinamerika, die in Santiago de