Literatur des Autors (original) (raw)
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2019
Über die Autor*innen AKTIVIST*INNEN DER AUTONOMEN SCHULE ZÜRICH (ASZ): Die ASZ ist ein selbstorganisiertes, migrantisches, antirassistisches Bildungsprojekt. Sie setzt sich gegen verschiedene Formen der Diskriminierung wie zum Beispiel Racial Profiling, für eine solidarische Gesellschaft und alternative Bildungskonzepte ein. Weitere Informationen unter bildung-fuer-alle.ch. ANGELA MAT TLI ist Historikerin und Politikwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Kampagnenleiterin bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (Gf bV) zum Thema Minderheiten und Diskriminierung und lebt in Bern. Seit mehreren Jahren beschäftigt sie sich mit Antiziganismus und der strukturellen Diskriminierung von Roma in der Schweiz und im Westbalkan. AMINA ABDULK ADIR ist leitende Ergotherapeutin in einer psychiatrischen Privatklinik und selbständige Autorin. In verschiedenen Anthologien, ihrem literarischen Debüt Alles, nichts und beides und im Duo mit der Kontrabassistin Stefanie Kunckler seziert sie alles Zwischenmenschliche. CHRISTA AMMANN ist Sozialarbeiterin, Heil-und Sozialpädagogin und Geschäftsleiterin der NGO Xenia, Fachstelle Sexarbeit, und lebt in Bern. Seit mehreren Jahren beschäftigt sie sich in verschiedenen Kontexten mit Themen wie Diskriminierung und Racial Profiling. Sie ist Mitglied der Allianz gegen Racial Profiling. CLAUDIA WILOPO ist Kulturwissenschaftlerin und Doktorandin an der Universität Basel. In ihrer Doktorarbeit untersucht sie Citizenship-Praxen von abgewiesenen Asylsuchenden im Kanton Zürich. Ihre weiteren Themen sind Grenzregime, Illegalisierung, Solidarität und Stadtutopien. Sie wohnt in Zürich und ist dort in verschiedenen politischen und musikalischen Projekten aktiv, unter anderem in der Autonomen Schule Zürich, in der Kollaborativen Forschungsgruppe zu Racial Profiling und in einer feministischen Perkussionsgruppe.
Selbstzeugnisse in der Frühen Neuzeit, 2007
Einmal noch möchte ich die Freiheit Und dann werde ich ein Mensch Mensch zu sein ist leicht Aber Mensch zu werden schwer 1. Dieser Vierzeiler drückte die Hoffnung eines Häftlings auf ein neues Leben nach der Haft aus-ein Leben bestimmt von sozialer Anerkennung und Integration. Der Schreiber folgte weitgehend der kriminologischen Theorie seiner Zeit. Verbrecher waren für die Kriminologen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in körperlicher, sozialer und psychischer Hinsicht unterentwickelte Lebewesen, denen Hemmschwellen, Disziplin und soziale Kompetenz fehlten. Sie wurden für ihre Straftaten nicht verantwortlich gemacht, konnten aber nicht in die Gesellschaft integriert werden und waren daher zu isolieren 2. Hier erscheinen die kriminologischen Vorstellungen in eine utopische Vision von der Menschwerdung des Schreibers eingebunden. Er begriff seine kriminelle Existenz als Folge eines grundlegenden Defizits, das nur schwer zu kompensieren war. Ganz im Sinne des kriminologischen Diskurses war für ihn ein Leben im Einklang mit den Normen und Erwartungen der Gesellschaft erst möglich, wenn die körperlichen und psychischen Grundlagen dafür geschaffen waren. Im Gegensatz zum kriminologischen Kanon leugnete der Schreiber die Unausweichlichkeit seines kriminellen Schicksals und beanspruchte die Gestaltbarkeit seines Lebensnämlich ein Mensch zu werden. Im Blick auf ihre Vergangenheit und Zukunft bezogen sich Verbrecher somit auch auf jenes Wissen, das sie und ihre Lebenspraxis abwertend beurteilte; sie eig
in: M. Baumbach (ed.), Die Seele im Kosmos. Porphyrios, Über die Nymphengrotte in der Odyssee, Tübingen 2019, 3–11. https://www.mohrsiebeck.com/buch/die-seele-im-kosmos-9783161569333
Die Literatur der Literaturtheorie
Sammlung/Collection Variations, 2011
Im Gegensatz zu anderen Wissenschaftlern teilen die Akteure der Literaturtheorie mit dem Gegenstand ihrer Analyse sowohl das Medium wie auch dessen literarisch-rhetorische und poetologische Mittel. Dieser Band fragt in einem Querschnitt von Kierkegaard über Nietzsche, Sklovskij, Lugowski, Spitzer, Bachtin, Heidegger, Gadamer, Genette, de Man, Foucault, Derrida bis zu Kristeva und Agamben nach dem blinden Fleck der Beobachtung zweiter Ordnung, in der die verwendete Literatur selbst ihre Theorie medial wieder reflektiert und modifiziert, durchkreuzt und hinterfragt. In der doppelten Denkbewegung von Reflexion der Theorie einerseits und von Rückbesinnung auf das literarische Medium andererseits lässt sich eine neue radikale Philologie begründen, welche die einmaligen Interferenzen und Paradoxien zwischen Literatur und Literaturtheorie feststellt und ausmisst.
Beobachtungen der Literatur, 1995
Das vorliegende Buch möchte erste Paradigmen zu einer neuen Literaturgeschichtsschreibung erarbeiten. Es findet sein Motiv an dem Ungenügen des die letzten zwei Jahrzehnte bestimmenden Leitkonzepts der "Sozialgeschichte", in dem ein konsistenter Begriff von "Literatur" in fast beliebige Facetten zerspellt worden ist. Anregungen zu einer neukonzipierten Literaturgeschichte liefert die systemtheoretische Einsicht, daß Literatur seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als ausdifferenziertes Teihystem der Gesellschaft gleichursprünglich auch Umwelt anderer sozialer Systeme ist, die sie beobachten und in eigendirigierte Konzepte von "Literatur" überfuhren, die je spezifische "Geschichtlichkeiten" aufweisen. So im Recht, in der philosophischen Disziplin der Ästhetik, in der Religion, in den Naturwissenschaften, dem Bildungssystem, in der Politik und in der Wirtschaft. Im Lichte dieses Sachverhalts ist die Literaturgeschichte strikt polykontextmal zu betreiben; statt den Begriff von "Literatur" sozialgeschichtlich zu konfundieren, tritt in der Perspektive der System/Umwelt-Differenz die Vielfalt jener Referenzen hervor, in denen "Literatur" stets anders beschrieben werden muß. Zu einer solchen Geschichte der Literatur als Umwelt anderer sozialer Kommunikationssysteme sollen erste theoretische und empirische Beiträge geliefert werden. Systemtheorie und Literatur 3 "So gesehen ist es kein Zufall, daß die wichtigsten gesellschaftlichen Kommunikationsmedien jeweils einen spezifischen, formbaren Bezug auf organische Prozesse wählen, und daß Oberall dort, wo dies nicht möglich ist, auch die Assoziierung von Medien mit Funktionssystemen Schwierigkeiten bereitet." (Luhmann 1983, S.32) Damit wird implizit gesagt, Kunst und Religion gehörten nicht zu den "wichtigsten" Funktionssystemen, da ihnen eine Anhindung an organische Systeme fehlt.
2020
Während des gesamten 19. Jahrhunderts und bis zur Gründung des Staates Israel in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die moderne jüdische Literatur weitestgehend von europäischen, arabischen und amerikanischen Juden unter anderem in Odessa, Warschau, New York, Paris, Kairo und Jerusalem hervorgebracht und gelesen. Obgleich diese Literatur zum Großteil in den jüdischen Nationalsprachen (Jiddisch, Hebräisch, Ladino, Judäo-Arabisch) verfasst wurde, waren ihre Produktions-und Verbreitungsstrategien grundsätzlich transnationaler Natur. Zwar bildeten ihre Autoren und Leser eine «imaginierte» nationale Gemeinschaft (die freilich in unterschiedliche, zuweilen einander gar feindselige Gruppen gespalten war), jedoch erstreckten sich die dargestellten literarischen Themen und Lebenswelten über nationale Grenzen hinweg. Die moderne jüdische Literatur ist ein revolutionäres Phänomen, das nicht allein auf kulturelle Zentren oder literarische Kreise zu beschränken istliegt doch das Eigene dieser Literatur gerade in den Verwerfungen, Umgehungen und Erweiterungen der literarischen Landkarte. Das Gefühl der Desorientierung, von dem diese Literatur durchdrungen ist, macht gerade ihre Modernität aus. Die von ihr vollzogene kulturelle Revolution besteht darin, gegebene Ordnungen zu sprengen, aus dem Zentrum hinauszugehen und die Landkarte zu erweitern. All dies durch die Wiederbelebung der sakralen hebräischen Sprache, durch die Zitierung sakraler Quellen innerhalb eines säkularen Kontextes, durch moderne Deutungen des jüdischen Schriftguts, dessen Veränderung und die Hinzufügung nichtjüdischer, ins Hebräische, Jiddische oder Ladino übersetzter Werke sowie schließlich durch die Verwandlung des jüdisch-orthodoxen Gelehrten in einen modernen Leser. Im Folgenden beschränke ich mich dennoch zunächst auf einen räumlich und zeitlich eng definierten Ort, die Stadt Paris in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Dabei gehe ich allerdings von der These aus, dass die dort angesiedelte und als randständig wahrgenommene Erscheinung der modernen jüdischen Literatur über den Ort Paris hinausgeht. Veranschaulicht wird dies durch Leben und Werk zweier führender Gestalten des jüdisch-literarischen Kreises in Paris: den im Russischen Reich auf dem Gebiet des heutigen Belarus geborenen Wissen