„Kommune Inklusiv“ – Sozialräume beforschen und begleiten (original) (raw)

Raum und Inklusion. Zu einem relationalen Verhältnis

2017

Raum wird in Aneignungspraxen durch Subjekte hervorgebracht, während diese in einem Verhältnis wechselseitiger Gleichzeitigkeit als ‚Aneignungssubjekte‘ subjektiviert werden. Menschen, die als ‚behindert‘ bezeichnet werden, haben häufig nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Aneignung bzw. können sich Raum mitunter nur als ‚Territorium der Anderen‘ aneignen. Eine solche Aneignung erfolgt zumeist (ganz wortwörtlich) über Sonderwege. Im Beitrag wird sowohl theoretisch als auch anhand der Betrachtung von Beispielen aus der Lebenspraxis, die im Rahmen des Projekts „Kommune Inklusiv“ der Aktion Mensch e.V. generiert wurden, dargelegt, inwiefern eingeschränkte Aneignungsmöglichkeiten von Raum als Behinderungspraxen wirksam werden. Schlussendlich wird diskutiert, wie Raum und Inklusion relational zusammenhängen bzw. welches Verständnis von Inklusion es bedarf, um Inklusion (in Theorie und Praxis) relational zu denken.

Inklusive Freizeitgestaltung für ältere Menschen mit geistiger Behinderung – ein Strukturproblem

2016

Der vorliegende Beitrag thematisiert in Rückbezug auf Ergebnisse der Studie „Inklusion. Zur Dekonstruktion von Diskursteilhabebarrieren im Kontext von Freizeit und Behinderung“ (TRESCHER 2015a) die Wirkmächtigkeit gesamtgesellschaftlicher, individueller und institutioneller Strukturen, die oftmals für ältere, institutionalisiert lebende Menschen mit geistiger Behinderung als Inklusionsschranke‘ wirksam werden und ihre Teilhabe an alltäglichen Freizeitaktivitäten beschränken. Darauf aufbauend werden praxisnahe Überlegungen zur Verbesserung der Lebenssituation von älteren Menschen mit geistiger Behinderung, sowie ein auch gesellschaftspolitisch zu verstehender Ausblick, formuliert.

Kognitive Beeinträchtigung und Barrierefreiheit. Eine Pilotstudie

2018

Die Analyse von mehr als 76.000 Zeitschriftenartikeln, Sammelbandbeiträgen, Monographien und anderen Fachveröffentlichungen im deutsch- und englischsprachigen Forschungsdiskurs zeigt, dass Barrierefreiheit nur sehr selten im Kontext kognitiver Beeinträchtigung thematisiert wird. Lediglich 153 Beiträge beschäftigen sich im Untersuchungszeitraum mit diesem Thema, wobei die Bereiche Internet, Gesundheit und Leichte Sprache überwiegen und die lebenspraktisch relevanten Bereiche Arbeit, Freizeit und insbesondere Wohnen kaum bzw. gar nicht beforscht werden. Die Analyse von 60 deutschlandweit geführten ExpertInneninterviews mit Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ergab, dass diese auf zahlreiche Barrieren treffen, die ihre Teilhabemöglichkeiten an der gemeinsamen Lebenswelt behindern. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden Forschungsdesiderate skizziert.

Auf dem Weg zu Inklusion? – 'Busfahren' als Praxis ethnografischer Inklusionsforschung

2017

Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts ‚Kommune Inklusiv‘ erfolgt auf drei Ebenen. Ziel ist es zu untersuchen, wie sich fünf Modellregionen über den Zeitraum von sechs Jahren hinweg mit und durch die Bereitstellung begleitender ‚Mittel und Angebote zur Inklusion‘ verändern. Im Fokus des hiesigen Beitrags stehen die Ergebnisse ethnografischer Sozialraumbegehungen.

TOLL – Potenziale eines Magazins von und mit Menschen mit geistiger Behinderung

2015

Inklusion, verstanden als lebenspraktische Dekonstruktion von Diskursteilhabebarrieren, kann nur gelingen, wenn Menschen mit und ohne (geistige) Behinderung einander begegnen und Ängste sowie Vorurteile abgebaut werden. Dazu ist ein Kennen- und Verstehenlernen ganz zentraler Bestandteil. Um dies zu gewährleisten bedarf es Medien, die eine gewisse Diskurspräsenz von Menschen mit (geistiger) Behinderung gewährleisten. Ein solches Magazin von und mit Menschen mit geistiger Behinderung ist „TOLL –Magazin für Wundertage“. Ziel dieses Beitrags ist es, Ergebnisse einer quantitativen Befragung zur Wirkung des Magazins vorzustellen und darüber hinaus insbesondere qualitative Elemente der Befragung im Hinblick auf Entwicklungspotenziale und Chancen des Magazins zu diskutieren.

Zielperspektive Inklusion. Freizeit von Menschen mit geistiger Behinderung

2015

Der Beitrag beschäftigt sich mit der Freizeitsituation von Menschen mit geistiger Behinderung. Konkret geht es um die Diskussion von praktischen Handlungsmöglichkeiten, die auf der Grundlage von empirischen Daten formuliert wurden und darauf abzielen, dem Personenkreis (mehr) Teilhabe am Lebensbereich ‚Freizeit‘ zu ermöglichen. Die Vielschichtigkeit der damit einhergehenden Herausforderung soll nachgezeichnet werden.

Inklusion zwischen Theorie und Lebenspraxis

2018

Zusammenfassung: Ausgehend von einer Unschärfe des Inklusionsdiskurses zielt dieser Beitrag darauf ab, einen Inklusionsbegriff vorzustellen, der Inklusion als Prozess der Dekonstruktion von Diskursteilhabebarrieren versteht. Es wird argumentiert, dass Inklusion und Behinderung zwei wechselseitig aufeinander bezogene Praxen sind, die nur in ihrem jeweiligen Zusammenwirken konsistent gelesen und für Forschung und Praxis handhabbar gemacht werden können. Demnach wäre einem Verständnis von Inklusion, das diese als Prozess der Dekonstruktion von Diskursteilhabebarrieren fasst, ein Verständnis von Behinderung entgegenzustellen, das Behinderung als Praxis bzw. Form des diskursiven Ausschlusses fasst. Im Mittelpunkt des Beitrags steht eine grundlagentheoretische sowie – dem nachgeschaltet – eine empirische Herleitung und Diskussion beider Begriffe, wobei insbesondere deren wechselseitiges Ineinandergreifen hervorgehoben werden soll. Summary: Based on the vagueness of the term of inclusion, the present paper aims to introduce a concept of inclusion, which regards inclusion as a process of deconstructing barriers of participation that prevent subjects from participating in discourse. It is argued that inclusion and disability must be considered as two interrelated practices, which can only be consistently understood and finally used in research and practice if viewed in their interrelationship. If inclusion is regarded as a process of deconstructing barriers that prevent subjects from participating in discourse, the concept has therefore to be contrasted with an understanding of disability that refers to disability as a practice respectively as the subject being excluded from discourse. This paper focuses on providing both a theoretical as well as an empirical analysis of both concepts, highlighting their mutual interdependency.

Inklusion und Dekonstruktion. Die Praxis der ‚Versorgung' von Menschen mit Behinderung in Deutschland zum Gegenstand

2018

Der Beitrag arbeitet heraus, inwiefern Versorgungsstrukturen des Behindertenhilfesystems in Deutschland als behindernde Praxen wirksam werden. Am Beispiel des Wohnens in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe wird gezeigt, inwiefern sich in diesem Kontext Behinderungspraxen vollziehen, die Personen als ‚behindert' hervorbringen und letztlich zu einer bürokratischen Überformung aller Subjekte, die in der Wohneinrichtung handeln (BewohnerInnen ebenso wie MitarbeiterInnen), führen. Ausgehend von einem Verständnis von Behinderung als sich diskursiv vollziehende Praxis wird ein Verständnis von Inklusion skizziert, das diesen Behinderungspraxen gegenläufig ist. Inklusion ist in diesem Sinne die Dekonstruktion von Diskursteilhabebarrieren, welche immer auch kritisch ist, da sie auf eine Veränderung gesamtgesellschaftlicher Strukturen und Praxen abzielt.

Wie Bürokratie ‚behindert' macht. Verwaltete Subjekte im Hilfesystem

In: Schilling, Elisabeth (Hrsg.): Verwaltete Biographien. Wiesbaden: Springer VS., 2018

Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Bürokratie und Behinderung. Zugrunde gelegt wird dabei ein Behinderungsverständnis, das Behinderung nicht – entlang einer primär medizinischen Lesart – als quasi-natürliches, krankheitsähnliches Wesensmerkmal fasst, sondern als das Produkt diskursiver Praxen, die auf unterschiedlichen Ebenen wirkmächtig werden und im Endeffekt dazu führen, dass sich Behinderung (als Prozess) an Subjekten vollzieht. Entlang dieses Verständnisses soll demonstriert werden, wie umfassend das Leben von Menschen, die von der Statuszuschreibung ‚Behinderung‘ betroffen sind, durch bürokratische Strukturen durchzogen ist und mit welchen Auswirkungen diese ‚bürokratische Überformung des Lebens‘ einhergeht. Anhand verschiedener Beispiele wird der Frage nachgegangen, inwiefern Behinderung als das Produkt bürokratischer Steuerung verstanden werden kann bzw. inwiefern die zunehmende Bürokratisierung der Behindertenhilfe dazu führt, dass Behinderung selbst reproduziert wird. Konkreter Bezug wird dabei auf die Ergebnisse unterschiedlicher Studien genommen, die – trotz ursprünglich anderweitiger analytischer Schwerpunkte – immer wieder auf die bürokratische Überformung von Behinderung bzw. Menschen mit Behinderung gestoßen sind. Abschließend wird diskutiert, inwiefern den Würdeverletzungen, die mit der bürokratischen Überformung des Subjekts einhergehen, durch ein ‚Risiko des Nichtwissens‘ entgegengewirkt werden kann.