(2021/1) Utopien & Dystopien. Ein Disability Studies Blick nach vorn (original) (raw)
Related papers
Utopien und Dystopien – Ein Disability Studies Blick nach vorn. Editorial
Zeitschrift für Disability Studies, 2021
Wir freuen uns, die erste Ausgabe der Zeitschrift für Disability Studies (ZDS) zu präsentieren! Die Idee einer deutschsprachigen Fachzeitschrift für Disability Studies war ein lang gehegter Traum vieler Kolleg_innen der deutschsprachigen Disability Studies-Community. Bereits vor gut 10 Jahren fanden Vorüberlegungen, Recherchen und erste Konzeptentwürfe für eine solche Zeitschrift im Rahmen der AG Disability Studies (disabilitystudies.de) statt, die aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt wurden. Aus dem auf der Disability Studies Konferenz 2018 (disko18.de) gegründeten Netzwerk Disability Studies im deutschsprachigen Raum (hier Mitglied werden) entstand schließlich der Schwung, einen Zeitschriftenstart zu wagen. Aus diesem fand sich nach und nach die Herausgeber_innengruppe zusammen:
Zwischen Grundriss und Bilderverbot - Zur Kritischen Theorie der Utopie, 2021
Anhand der Bezüge zwischen Max Horkheimer und Karl Mannheim (Utopie als Motivation für Handlungen), Theodor W. Adorno und Ernst Bloch (Utopie als Konkretion von Möglichkeiten) sowie Herbert Marcuse und Charles Fourier (Utopie als Ausdruck von Bedürfnissen) werden Funktionen utopischen Denkens aus Sicht der Kritischen Theorie diskutiert.
Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in der Gegenwart
Möglichkeitsdenken
in der Gegenwart. Einleitung i. Utopie Und dystopie als probleM der ForschUng Und ihrer grenzen heUte gaBriel motzkin Utopie, Dystopie und Evolution FriedricH Balke Michel Foucault und die Möglichkeiten eines Denkens in der »Leere des verschwundenen Menschen« matHiaS löWe Utopie versus Anthropologie. Konstellationen eines Konflikts um 1800 und heute ii. grUndlegUngen des Utopischen Möglichkeitsdenkens arBogaSt ScHmitt Der Staat als Möglichkeitsraum individueller Selbstentfaltung bei Platon klauS l. BergHaHn Möglichkeit als Kategorie der Philosophie, Politik und Dichtung in Ernst Blochs Das Prinzip Hoffnung ViVian liSka Sprache und Gesetz im Messianismus Walter Benjamins und Giorgio Agambens martin rouSSel Möglichkeitsdenken. Utopie, Dystopie und Lektüre in Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften unter dem Förderkennzeichen 01UK0905. Die Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National biblio grafie; detaillierte Daten sind im Internet über www.dnb.dnb.de abrufbar. Alle Rechte, auch die des auszugweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung vorbehalten. Dies betrifft auch die Verviel fältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transpa rente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht § 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten.
Bilder einer besseren Welt. Über das ambivalente Verhältnis von Utopie und Dystopie
In: Mamczak, Sascha/Jeschke, Wolfgang (eds.): Das Science Fiction Jahr 2008, München 2008, pp. 58–82., 2008
Die Utopie ist eine altehrwürdige Ga ttung, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Gewöhnlich setzt die Geschichtsschreibung bei Platons Beschreibung des Philosophenstaa tes in der Poli· leia an und springt dann ins 16. Jahrhundert zu Thomas Morus' . Utopia. (1516), dem eigentlichen Urtext, der der Gattung den bis heute gebräuchlichen Namen gab. In ihrer langen Geschichte hat sich die Utopie natürlich verändert und auch Phasen höchst unterschiedlicher Popularität erl ebt. Edward Bellamys . looking Backward: 2000-1887_ ( 1888) etwa war Ende des 19. Jahrhunderts ein Bestseller, der weit über die eigentliche literaturszene hinaus Wirkung entfaltete: Bellamys Vision eines zentral organisierten, egalitä· ren Industriestaates führte zur Gründung zahlreicher Parteien und Vereine. So erfolgreich die literarische Utopie zeitweise auch war, im Film konnte die Gattung nie Fuß fassen. Obwohl Hollywood schon sehr früh damit begann, erfolgreiche Bücher zu adaptieren, hat es bislang kein Klassiker der utopischen literatur auf die l einwand geschafft. Dies ist auch nicht sonderlich erstaunlich; die klassische Utopie eignet sich -wie ich später darlegen werde -äußerst schlecht für einen typischen Spielfilm hollywoodscher Prägung. UrTlso beliebter ist dagegen -gerade auch im Bereich des SF-Filmsdie negalive Utopie oder Oyslopie, die keinen idealen Staat ent· Bilder einer besseren Welt 59 Thomas Morus; _UlOpia. -Karte und _utopisches_ Alphabet wirft. sondern vielmehr die schrecklichste aller mögliche Welten präsentiert, indem sie als negativ empfundene Ent. ... icklungen ins Monströse steigert.
Utopie macht Geschichte. Ein Rückblick in die Zukunft [de]
Voltaire. Magazin für instabile Verhältnisse. Issue 1 (2012), 2012
Wird es bald noch schlimmer, hässlicher und trostloser? Werden immer nur die Alpträume Wirklichkeit? Können wir uns etwas besseres als das Vorhandene überhaupt noch vorstellen? Um es kurz zu machen, die Antworten lauten: schon möglich; nein; ja. Freilich kann das ein jeder behaupten, daher muss ich das etwas gründlicher ausführen. Dabei werde ich mich auf intellektuell gefährliches Terrain begeben, nämlich in den Bereich der Zukunft und der sie betreffenden Wünsche. Allzu leicht fällt man hier in die Gruben des spekulativen Unsinns, denn anders als bei Wanderungen im Raum, bei denen unser Gesicht praktischerweise in die Richtung der Bewegung blickt und so eine gewissen Orientierung, mithin ein Vermeiden gefährlicher Untiefen erlaubt, ist unser Gesicht bei Wanderungen in der Zeit stets auf das gerichtet, von wo wir herkamen -weshalb jeder nächste Schritt ins Unbekannte gewagt werden muss. Die Vergangenheit liegt einigermaßen klar und übersichtlich vor uns, doch wir eilen rückwärts und so gut wie blind in die Zukunft. Was wir dort antreffen werden, können wir jetzt noch gar nicht wissen. Als besonders hellsichtige Wahrsager gelten daher üblicherweise gerade die, deren Prognosen so unscharf und widersprüchlich formuliert sind, dass man sie auf nahezu jede Zukunft anwenden kann (was sie streng genommen völlig nutzlos macht, abgesehen vom Placebo-Effekt und dem Verkaufswert an Leichtgläubige). Der berühmteste solche Seher ist Nostradamus, und der kann uns bei der Beantwortung der Fragen nicht helfen. Zugegeben: Manchmal schreibt einer was, das dann später tatsächlich passiert. Jules Vernes Reisen um die Erde und zum Mond, Herbert George Wells' futuristische Technikstädte und der Luftkrieg, Karel Čapeks Roboter und die Atombombe: sie alle wurden erst phantasiert und später Wirklichkeit. Es ist aber kein Verlass darauf, dass die Science Fiction (dieser oder anderer Autoren) realisiert wird -weder sind wir bisher zum Mittelpunkt der Erde noch ins Jahr 802701 gereist, und schon gar nicht überschwemmen faschistische Nordmolche die Welt. Bis jetzt jedenfalls. Prophezeiungen vermögen bestenfalls Auskunft über den Geisteszustand ihrer Anhänger zu geben und auch Science Fiction behandelt nicht die Zukunft, sondern erlaubt bestenfalls einen besonders scharfen Blick auf die Gegenwart. Welches Hilfsmittel erlaubt es mir dann, die anfangs gestellten Fragen zu beantworten?
Disability Studies im deutschsprachigen Raum
2020
Nichts über uns-ohne uns!" lautet das Credo der internationalen Behindertenbewegungen. Weltweit streiten sie seit Ende der 1960er Jahre für die Befreiung aus fremdbestimmten und bevormundenden Lebensverhältnissen und für die volle gesellschaftliche Teilhabe behinderter Menschen. Aus den Aktivitäten und Paradigmen dieser bürger-und menschenrechtlich orientierten Emanzipationsbewegungen gingen im angelsächsischen Raum bereits in den 1970er Jahren die Disability Studies hervor, die eine neue wissenschaftliche Sichtweise auf Behinderung entwickelten. Auch im deutschsprachigen Raum gab es vergleichbare Entwicklungen, die aber erst seit den frühen 2000er Jahren als Disability Studies benannt werden. Die Disability Studies verstehen Behinderung nicht als naturgegebenes, überhistorisches Phänomen-sondern als eine gesellschaftlich negativ bewertete Differenz, die sozial konstruiert wird und daher stets in ihrem jeweiligen historischen, sozialen und kulturellen Kontext analysiert, gedeutet und verstehbar gemacht werden muss. Die traditionell dominierende medizinisch-(heil-und sonder-)pädagogische Perspektive, nach der Behinderung als schicksalhaftes, persönliches Unglück gilt, das individuell zu bewältigen ist, wird mit diesem Ansatz radikal in Frage gestellt und kategorisch zurückgewiesen. Kennzeichnend für die Disability Studies ist ihre Inter-und Transdisziplinarität: Ihr Gegenstand ist die (De-)Konstruktion von Normalität und Behinderung aus dem Blickwinkel verschiedener Wissenschaftsdisziplinen. Zentral sind dabei (1) das Erfahrungswissen von Forscher*innen und außerakademischen Akteur*innen mit Beeinträchtigungen, (2) die machtkritische Analyse von Wissensordnungen, die sich u. a. in Diskursen, Dokumenten, Gesetzen und Politiken manifestieren und (3) die Analyse der Praktiken des Behinderns, z. B. Diskriminierung, Exklusion und paternalistische Fürsorge. Ausgehend von der Konzeptualisierung von Behinderung als gesellschaftlicher Konstruktion erfolgt die Analyse dieses Phänomens mittels verschiedener theoretischer Zugänge und Wie war das damals eigentlich?
Utopie und Hoffnung I (HS 2017)
Die Legende von der Büchse von Pandora sollte bekannt sein: Nachdem Pandora, die erste Frau, gegen Zeus' explizites Gebot die Büchse, die sie als Hochzeitsgeschenk bekommen hat, öffnete, sind aus ihr alle Laster und Untugenden entwichen, worauf hin das Schlechte die Welt eroberte. Bevor auch die Hoffnung entfliehen konnte, wurde die Büchse wieder geschlossen und die Hoffnung wurde in die Büchse weiter enthalten. Die Lektüren der Legende könnten gegen einander nicht diametraler konkurrieren: War es, die Hoffnung für den Menschen zugänglich zu machen oder vielmehr die Hoffnung vom Menschen zu halten? Ist die Hoffnung infolgedessen als gut zu betrachten, als Trost in Zeiten von Elend und als Reiz, um Tätigkeit zu erregen, oder als böse, d.h. als leere Hoffnung, in der es untätig geschwelgt wird? Sicherlich hat sich das Schlagwort "Hope" für Jeremy Corbyn bei der letzten Unterhauswahl im Vereinigten Königreich als immens hilfreich erwiesen, einen unvorstellbaren Wechsel in der britischen Politik zu erreichen. Zugleich ist Hoffnung dadurch als politisch-philosophischer Begriff wieder ins Leben gerufen worden. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff der Utopie. Vom Griechischen οὐ-τόπος abgeleitet und auf einen Ort hinweisend, den es (noch) nicht gibt, wird mit dem Begriff der Utopie, den 1516 der englische Staatsmann • Zweiter Teil: Utopien und das utopische Denken 04. 10. [3. Sitzung: Zwei utopische Modelle -Liberale vs. zentralistische Utopien]
Disability History: Einleitung
2010
Hat Behinderung eine Geschichte? Die internationale Disability History füllt die Leerstelle zwischen Historiografie und Disability Studies; sie geht davon aus, dass Phänomene verkörperter Differenz kontingent sind. Dieses Buch führt in den deutschsprachigen Diskurs der neuen geschichtswissenschaftlichen Teildisziplin ein. Erörtert werden konzeptionelle Grundlagen und methodische Fragen der Disability History. Exemplarische Fallstudien umreißen das Forschungsfeld und befassen sich mit wissenschaftlichen Konstruktionen und subjektiven Erfahrungen, Institutionen und Politiken, Körper, Kunst und Kultur. Eine grundlegende Einführung für Bachelor-und Master-Studiengänge sowie die am Thema interessierte Öffentlichkeit. Elsbeth Bösl (Dr. phil.) ist Historikerin am Zentralinstitut für Geschichte der Technik der TU München. Anne Klein (Dr. phil.), Erziehungs-und Politikwissenschaftlerin und Historikerin, ist Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Anne Waldschmidt (Dr. rer. pol.) ist Professorin für Soziologie und Politik der Rehabilitation sowie Disability Studies an der Universität zu Köln. Sie leitet die Internationale Forschungsstelle Disability Studies (iDiS). Weitere Informationen und Bestellung unter: www.transcript-verlag.de/ts1361/ts1361.php
Degrowth. Handbuch für eine neue Ära, 2016
Utopie, wie das Wort selbst sagt, ist in ihrem ursprünglichen historischen Sinne eine Art Perspektive aus dem Nirgendwo, die einen scharfen und kriti-schen Blick auf die geltenden Verhältnisse der Gesellschaft ermöglicht (vgl. der erste große Utopiedenker Thomas Morus). So verstanden ist eine Utopie zunächst weder eine Zukunftsvision noch ein politisches Programm, sondern ein Nichtort intellektuellen Widerstands, in dem alternative Interpretationen der Gegebenheiten entwickelt werden. Erst später, unter Einfluss der christli-chen Tradition der Apokalypse, verlagerte sich das Nirgendwo des utopischen Blickes in die Zeit, sodass aus dem Nirgendwo ein »noch nicht«, eine in die Zukunft gerichtete Vision wurde, in der die Widersprüche und Konflikte der Gegenwart aufgelöst werden. Deswegen ist die Utopie auch wegen ihrer tota-litären Gefahr kritisiert worden: Demnach stellt sie sich als die alleinige per-fekte alternative Welt dar, in der keine weitere Kritik oder andere Optionen toleriert werden. Was ihre Form angeht, sind Utopien traditionell Erzählungen einer alterna-tiven idealen Gesellschaft, die an einem anderen Ort existieren soll, oder sich in einer anderen Zeit manifestieren wird. Inhaltlich beschreiben sie oft eine gute, bessere Welt und unterscheiden sich somit von den so genannten Dysto-pien, die düstere und negative Entwicklungen ausmalen. Utopien können unterschiedliche Funktionen haben: Zum einen liefern Utopien gemeinsam mit den Dystopien eine radikale Kritik der geltenden Ver-hältnisse einer Gesellschaft. Durch den Blick aus dem räumlichen oder zeitli-chen Nirgendwo können alterprobte Interpretationen der Realität und Selbst-verständlichkeiten suspendiert und hinterfragt werden. Darüber hinaus kann Utopie auch die einfache Funktion des Trostspenders haben – durch ihre alternative Vision dient sie als Kompensation für gegenwärtige Leiden, Ausbeu-tung und Unterdrückung. Insbesondere in ihrer religiös gefärbten Variante macht es das Narrativ der Erlösung möglich, unerträgliche Verhältnisse auszu-halten. Gerade diese Funktion der Utopie ist stark in die Kritik geraten, denn so kann Utopie im Widerspruch zur Veränderung gesellschaftlicher Unterdrü-ckungszustände stehen, wenn sie durch Trost die Widerstandskräfte entschärft
Utopie und Hoffnung II (FS 2018)
Die Legende von der Büchse von Pandora sollte bekannt sein: Nachdem Pandora, die erste Frau, gegen Zeus' explizites Gebot die Büchse, die sie als Hochzeitsgeschenk bekommen hat, öffnete, sind aus ihr alle Laster und Untugenden entwichen, worauf hin das Schlechte die Welt eroberte. Bevor auch die Hoffnung entfliehen konnte, wurde die Büchse wieder geschlossen und die Hoffnung wurde in die Büchse weiter enthalten. Die Lektüren der Legende könnten gegen einander nicht diametraler konkurrieren: War es, die Hoffnung für den Menschen zugänglich zu machen oder vielmehr die Hoffnung vom Menschen zu halten? Ist die Hoffnung infolgedessen als gut zu betrachten, als Trost in Zeiten von Elend und als Reiz, um Tätigkeit zu erregen, oder als böse, d.h. als leere Hoffnung, in der es untätig geschwelgt wird? Sicherlich hat sich das Schlagwort " Hope " für Jeremy Corbyn bei der letzten Unterhauswahl im Vereinigten Königreich als immens hilfreich erwiesen, einen unvorstellbaren Wechsel in der britischen Politik zu erreichen. Zugleich ist Hoffnung dadurch als politisch-philosophischer Begriff wieder ins Leben gerufen worden. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff der Utopie. Vom Griechischen οὐ-τόπος abgeleitet und auf einen Ort hinweisend, den es (noch) nicht gibt, wird mit dem Begriff der Utopie, den 1516 der englische Staatsmann