Die Weisung und das Gebot« im Enneateuch (original) (raw)

Zitat und Zeugenschaft. Eine Spurensuche im Werk von Elazar Benyoëtz

Die erste deutschsprachige Aphorismensammlung des isra­elisch-jüdischen Dichters Elazar Benyoëtz (*1937 in Wiener Neustadt) von 1969 trug den programmatischen Titel Sahadutha (= Zeugnis), denn vor allem als Zeuge derer, die zum Verstummen gebracht worden sind, versteht sich der in Tel Aviv lebende und in Jerusalem auf Deutsch schreibende Aphoristiker, der in einem Atemzug mit Georg Christoph Lichtenberg, Friedrich Nietzsche, Karl Kraus oder Elias Canetti genannt wird. In seiner Zeugenschaft lässt er meist anderen das erste Wort, denn «Auch das geringste Zitat ist noch ein Stück Dankbarkeit». Zitate sind für Benyoëtz «Keim und Kern des Denkbaren». Zitierend tritt er ins Gespräch – mit Toten und Lebenden. So lag es nahe, ihn in seinem 80. Lebensjahr mit einem Studientag zum Thema «Zitat und Zeugenschaft» zu würdigen und sich von ihm herausfordern zu lassen, (sich im) Wort zu halten. Die Dokumentation des Studientages versteht sich als kleine Zugabe zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Bern an das Künstlerehepaar Metavel und Elazar Benyoëtz. Mit Beiträgen von Elazar Benyoëtz, Claudia Welz, Lydia Koelle, Katharina Heyden, Norbert Lüthy, Ralph Kunz, Dominik von Allmen-Mäder, Matthias Käser & Magdalene L. Frettlöh.

Gesetz und Weisheit im Pentateuch

Auf den Spuren der schriftgelehrten Weisen, 2003

Gesetz und Weisheitl werden im Alten Testament vor allem an zwei relativ späten Stellen programmatisch miteinander identifiziert: bei Jesus Sirach (Kap. 24, hier besonders V. 23) und im apokryphen Baruchbuch (3,94,4, besonders 4,1). Johannes Marböck hat die hier entwickelten theologischen Konzeptionen, ihren zeitgeschichtlichen Kontext und ihre traditionsgeschichtlichen Voraussetzungen und Folgen mustergültig herausgearbeitet.2 Sir 24 konzipiert eine Verbindung von Weisheit und Gesetz, in der sich beide gegenseitig interpretieren und ergänzen. Die lù/eisheit verkörpert sichzumindest für Israelmaßgeblich im mosaischen Gesetz. Zugleich wird aber auch das Gesetz als eine unausschöpfliche Weisheitslehre verstanden, die allen daran Interessierten offen steht. ,,Vielleicht darf man so formulieren: fllr Israel ist die Weisheit, mit allem, was darunter ve¡standen we¡den kann (24,23 raîna n<ivra) am sichersten und besten greifbar in der Torah; vor den Völkern der Welt ist die Torah Israels Weisheit. Beide aber kommen vom Herrn, sind Weisen seines Wirkens und seiner Gegenwart in der Welt."3 Verglichen mit Sir 24 ist in Bar 3f. ,,[d]er Horizont ... noch enger geworden. Bei Baruch gibt es keine von Gesetz und Israel unabhÈingige Weisheit mehr".4 Die im Gesetz verkörperte Weisheit besteht nach Bar 3f. in Handlungsanweisungen, die es zu befolgen gilt (und nicht in Einsichten, die zu I Vgl. Blenkinsopp, Joseph, Wisdom and Law in the Old Testament. The Ordering of Life in Israel and Early Judaisrq OBS, Oxford 21995. 2 Ygl. Marböck, Johannes, Weisheit im Wandel. Untersuchungen zur Weisheitstheologie bei Ben Sira, BZA\M 272,Berlnu.a.tlgg9,34ff.; ders., Gesetz und rvVeisheit. Zum Verståindnis des Gesetzes bei Jesus Ben Sira, in: ders., Gottes Weisheit unter uns' Zur Theologie des Buches Sirach, IIBS 6, Freiburg i.Br. u.a. 1995,5212, hier bes. 57ff.; ders., Gottes Weisheit unter uns. Sir 24 als Beitrag zur biblischen Theologie, in: ders., Gottes Weisheit, 73-87, hier bes. 85f. 3 Marböck, Weisheit (s. Anm. 2), 94f. 4 Marböck, Weisheit (s. Anm. 2), 57.-Wäh¡end in Sir 24 ,das Gesetz in die weiteneichende Weisheit einbezogen" wird, gilt nach Bar 3f.: ,Nichts anderes als das allein Israel gegebene Gesetz ist diese Weisheit; hier ist ihr einzig zugänglicher Ort" (Steck, Odil H.'

Das Gebot des rechten Weges - Buyruk Übersetzungen (Leseprobe)

Hak Muhammed Ali - Das Gebot des rechten Weges, 2017

Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung des Autors nicht gestattet. © 2017 Diese Ordnung geht auf Muhammed-Ali zurück. Wer auch immer dies zu leugnen vermag ist ein Verräter. Diese Ordnung ist die der Vierzig, die Muhammed-Alis. Die Lobpreisung Ewiger Dank und Lobpreisung gebühret dem Allmächtigen, Erschaffer von Mensch und Geist und allen Dingen. Erschuf er doch mit einem Wink aus dem Nichts die Welt. So seien tausend Gebete und Frieden mit dem edelsten Geschöpfe, Muhammad des Auserwählten. So ist er denn auch Fürsprecher des Jüngsten Gerichts und Gnade der Welt. Gehört er doch zu jenen Erlesenen.

Kennt das Alte Testament einen Unterschied von "Gebot" und "Gesetz"? : zur bibeltheologischen Einstufung des Dekalogs

2020

Auch alle späteren Gesetze in den Büchern Ex-Num werden so durch Mose vermittelt. Nach 40 Jahren wird Israel in Dtn 5 wieder an die sinaitische Grundszene rie erinnert. Nur weniges klingt dabei anders. Mose stand bei der Deka logverkündigung schon zwischen dem im Feuer redenden Gott und dem sich fürchtenden Volk, um das Wort weiterzurufen (Dtn 5,5). Dennoch sprach Gott zum Volk C'➔�� C'➔' »unmittelbar« (Dtn 5,4). Sie vernahmen die Stimme aus dem Feuer (Dtn 5,24). Daß es so nur beim Dekalog ge schah, wird ausdrücklich betont (Dtn 5,22 '19: K?). Seinen gesamten wei teren Rechtswillen hat Gott auf dem Berg Mose allein mitgeteilt, während das Volk in den Zelten weilte (5,31). Mose gibt ihn jetzt, unmittelbar vor seinem Tod, dem Volk weiter (Dtn 6,1). Wüßte man es aus den vorange henden Büchern nicht besser, man müßte meinen, Israel habe während der 40 Jahre nur vom Dekalog gelebt. Den Dekalog hatte Gott selbst auf dem Berg auf zwei Steintafeln geschrieben (Dtn 5,22). Die erst in Moab verkündete »Tora« schreibt Mose nach ihrer Proklamation auf einen i!:11;1, worunter man wohl eine Schriftrolle verstehen muß (Dtn 31,9.14; vgl. 17,18f). Während die Dekalogstafeln vom Horeb in der Bundeslade de poniert sind (Dtn 10,5), wird die Tora-Rolle neben der Bundeslade auf bewahrt werden (Dtn 31,26 ,,�). 1 Die entstehungsgeschichtlich komplizierte Einleitung in 19,25; 20,1 ist im Sinne des Endtextes folgendermaßen zu lesen: »Mose stieg hinab zum Volk. Und (ein)er sprach zu ihnen, und zwar redete Gott alle diese Worte, er sprach: ... « So unter Verweis auf den strukturanalogen Anfang des Buches Leviticus F.-L. Hossfeld, Der Dekalog. Seine späten Fassungen, die originale Komposition und seine Vorstufen (OBO 45), Fribourg/Göttin gen 1982, 166.

Poenitentiam Agite! Prophetische Bußpredigt im Alten Testament

BThZ, 2017

Around the turn of the eras, the dominating view of what a prophet should be is a penitential preacher. This image can scarcely be derived from the „critical potential“ (Nissinen) of Ancient Near East prophecy but rather stems from prophetic-theological reflexion in the context of the Old Testament writings. From the point of view of a prophecy of doom, penitential preaching retrospectively serves to substantiate the people’s guilt. From the perspective of a prophecy of salvation it is prospectively parenetic. Finally, in the Book of Jonah even the absolute announcement of destruction in fact appears to be an appeal to repentance.

Weisheit und Befehl Piatons "Politeia" und das Ende der Politik

In seinem Hauptwerk "Politeia" ("Der Staat") erörtert Piaton, mit welcher Herrschaft man Gerechtigkeit herstellen könne, um die politische Gemeinschaft ein fìir allemal vor Bürgerkriegen zu bewahren. Die Ordnung, die er dazu ersinnt, schafft das Politi-sche ab und löscht die Politik aus. Um dies darzulegen ist zunächst zu bestimmen, was gemeint ist, wenn im Folgen-den vom Politischen und von Politik die Rede ist. Das Politische ist ein bestimmter sozialer Rahmen; Politik ist Kommunikation und Interaktion innerhalb dieses Rah-mens. Das Politische hat zwei Dimensionen: 1. Es besteht aus einem spezifischen Raum, in dem Herrschende und Beherrschte gemäß bestimmten Regeln und über bestimmte Themen miteinander kommuni-zieren, Autorität erteilen und Gehorsam festlegen. Die betreffenden Themen richten sich danach, was als "das Gemeinsame" (tò κοινόν) gilt; dessen Inhalte schwanken je nach Kultur und historischer Situation. Der zeremonielle Rahmen der Kommu-nikation erstreckt sich von kultischen, sonstigen festlichen und gerichtlichen Ver-anstaltungen bis hin zu Versammlungen, in denen formalisiert Herrschaftsbefug-nisse distribuiert werden. Gibt es diesen Raum-mit seinen Regeln, Interaktionsformen und Themen-nicht mehr, dann existiert kein Forum für die regularisierte (nicht gewaltsame) Kommu-nikation zwischen Herrschenden und Beherrschten, für Politik zwischen ihnen. 2. Es besteht ferner aus einem Raum, in dem die unterschiedlichen Interessen sich artikulieren-bis hin zur Gegensätzlichkeit-, die Willensbildung stattfindet und für die gesamte Gemeinschaft verbindlich entschieden wird, sei es innerhalb der herrschenden Gruppe alleine oder innerhalb der Gesamtheit der Bürger. Gibt es diesen Raum, in dem unterschiedliche Interessen sich zu einem gemeinsa-men Willen vermitteln, nicht mehr, dann verschwindet das Politische: die Gemein-schaft löst sich entweder auf, oder-das ist der andere extreme und zugleich unmög-1 Dieser Aufsatz ist hervorgegangen aus einem Vortrag, den ich auf einer von der Studienstiftung des Deutschen Volkes getragenen Tagung im Februar 1991 gehalten habe, zu welcher mich Dr. des. Kai Tram-pedach einlud. Ihm und Frau Dr. des. Christine Rohweder danke ich für viele intensive Diskussionen über das Thema.

Talmud Tora für die Frau: vom «Verbot» zum «Gebot»?

Talmud Torah is viewed as a central commandment in Judaism. This paper considers the origins of this mitzvah and focuses on the history of women’s access to Torah study from antiquity to the present. For centuries women were barred from studying the Talmud and other rabbinic literature even though the Mishnah (Sotah 3:4) transmitted conflicting opinions on the propriety of women’s religious education. An analysis of the relevant sources shows that restrictions on women’s Torah study have been rooted to a great extent in social conventions. After tracing the radical shift vis-à-vis women and Talmud Torah that began in the mid-19th century, the paper concludes with an overview of contemporary female Jewish scholars, their professional opportunities, and the impact of expanded access to education on Modern Orthodoxy in the United States and Israel.

Das Liebesgebot als Gabe und Auftrag

Katharina WESTERHORSTMANN, Das Liebesgebot als Gabe und Auftrag. Moraltheologie im LIcht des jüdisch-christlichen Dialogs, Paderborn: Schoeningh 2014 (Reihe: Studien zu Judentum und Christentum), 2014

Die Notwendigkeit des ökumenischen und interreligiösen Dialogs gehört vor allem im Hinblick auf ethische Fragen zu den drängenden Anliegen unserer Zeit sowie zu den großen Herausforderungen, denen sich Theologie und Philosophie gegenwärtig zu stellen haben. Das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das sich sowohl im Alten wie im Neuen Testament findet, steht dabei im Zentrum sowohl der jüdischen als auch der christlichen Ethik und eröffnet zugleich wissenschaftliche Perspektiven für die ethische Verständigung über den Rahmen der eigenen Religionsgemeinschaft hinaus: Wie weit reicht Nächstenliebe? Wer ist mein Nächster? Inwiefern gehören Gottesliebe und Nächstenliebe zusammen? Inspiriert vom biblischen Text entwickeln die jüdischen Philosophen Franz Rosenzweig und Martin Buber zu Beginn des 20. Jahrhunderts innerhalb der dialogischen Philosophie ethische Ansätze vor allem zur Nächstenliebe, die für die christliche Theologie und Philosophie von kaum zu überschätzender Bedeutung sind. Dass Rosenzweig überdies eine Verbindung zur Erlösung der Welt mit Hilfe der Liebe zum Nächsten herstellt, verleiht dem jüdisch-christlichen Gespräch hier eine zusätzliche theologische Tiefendimension. Am Beispiel des biblischen Liebesgebotes wird mit dieser Arbeit der Impuls des jüdisch-christlichen Dialogs für die Moraltheologie konkret aufgegriffen und als konstitutiv für eine Weiterentwicklung des Faches vorgestellt.

Gebote und Regeln im Judentum

Gebote und Regeln im Judentum, 2019

Die Diskussion um Werte in der Gesellschaft, die durchaus auch gegen Gesetze verstanden werden können, hat eine lange christliche Tradition und macht es heute für das Judentum besonders schwer, sein Selbstverständnis als Religion im Zusammenhang mit "Gesetzen" zu formulieren. Wo Religion als die Begegnung mit dem Transzendenten verstanden wird, ist es nicht einfach, ein Religionsgesetz als eigene Grundlage zu kommunizieren. Dass gerade dies aber die soziale Dimension einer Gesellschaft wieder ins Blickfeld rücken könnte, soll dieser Aufsatz aufzeigen.