Epiphanios von Konstantia - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

1Gedenktag katholisch: 12. Mai

1Gedenktag orthodox: 12. Mai

1Gedenktag armenisch: 12. Mai
liturgische Feier am 4 Montag nach Pfingsten
und am 6. Samstag nach dem Kreuzerhöhungssonntag

1Gedenktag koptisch: 11. Mai, 12. Mai
Ankunft der Gebeine in Zypern: 23. Mai

1Gedenktag äthiopisch-orthodox: 12. Mai
Übertragung der Gebeine: 23. Mai

1Gedenktag syrisch-orthodox: 11. März, 13. März, 12. Mai, 14. Juli

Name bedeutet: der Erscheinende (griech.)

Erzbischof von Konstantia, orthodoxer Kirchenvater
* um 315 bei Eleutheropolis, heute Bayt Jibrinin Palästina
† 403 (?) in Konstantia, früher Salamis, heute Ruinen bei Famagusta in Zypern

Epiphanios ging schon in jungen Jahren nach Ägypten und schloss sich dort Einsiedlerkolonien an. Nach seiner Heimkehr wurde er zum Priester geweiht. 335 gründete er ein Kloster in der Nähe von Eleutheropolis - dem heutigenBayt Jibrin -, das er 30 Jahre lang leitete und wo er sich als strenger Asket einen Namen machte. Er vertrat die Lehren des1. Konzils von Nicäa. 367 wählten ihn die Bischöfe auf Zypern zum Erzbischof von Konstantia und er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod inne. Er förderte die Verbreitung des Mönchtums, vertrat traditionalistische Bibelauslegung gegen alle spekulative Theologie, v. a. des Origenes, unterstützte die traditionelle Orthodoxie gegen die Irrlehren seiner Zeit und lehnte - ganz gegen seine Zeitgenossen - die Orientierung am griechischen Bildungsideal ab.

Zu Epiphanios' Werken zählen die 374 bis 377 geschriebene Abhandlung über Häresien Panarion, Hausapotheke (gegen das Gift der ketzerischen Schlangen), eine Geschichte aller Irrlehren von den griechischen Philosophen und jüdischen Sekten bis in seine Gegenwart, das 374 verfasste Ankyrotos, gut verankert, eine Laiendogmatik und Kompendium zur Festigung der orthodoxen Lehre, außerdem eine Polemik gegenOrigenes, die Anakephaloeosis, Wiederholung, eine zusammenfassende Darstellung der Theologie und des Rituals und Schriften zu biblischen Themen und zur Bilderfrage; sie sind eine wertvolle Quelle für das Studium der historischen Theologie.

Reliquien von Epiphanios wurden nachBenevent übertragen; in manchen Verzeichnissen wird ein Bischof Epiphanius von Benevent genannt, tatsächlich ist diese Übertragung gemeint.

Worte des Heiligen

Zunächst erklärt Epiphanios gegen entsprechende Einwände, wie es möglich ist, dass Gott aus sich den Sohn, den Logos (das Wort) erzeugt, ohne etwas von sich selbst zu verlieren:
Es pflegen nämlich Menschen in der Wüste, wenn sie Feuer brauchen, ein Glasgefäß mit Wasser zu füllen und irgendeinen leicht entzündbaren Stoff aus Flachsfäden oder Wergbündel den Strahlen der Sonne gegenüber anzubringen. Die Sonnenstrahlen nun beleuchten durch das Glas den darunter angebrachten Stoff, der alsbald von dem Feuer der Sonne ergriffen Feuer fängt. Kann man nun etwa sagen, dass wegen der Mitteilung von Feuersubstanz ein Teil von der Sonne losgetrennt wird, oder dass die Sonne aufhört oder vermindert wird? Wenn nun hier die Sonne, die doch ein Geschöpf ist, nicht vermindert wird, um wie viel mehr muss der unendliche, unbegreifliche und unbefleckte Gott, der ein Geist ist und den unaussprechlichen und unbegreiflichen und unvergänglichen Gott-Logos aus sich erzeugt, denselben in völliger Unversehrtheit ohne irgendwelche Veränderung oder Abtrennung oder Verminderung, sondern selbst vollkommen den Vollkommenen in Vollkommenheit erzeugen!

Ausgehend von der Aussage: Alles ist durch das Wort (den Logos) geworden, und ohne das Wort ist nichts, was geworden ist. (Johannesevangelium 1, 3) geht Epiphanios auf die Menschwerdung dieses Wortes ein. Sie war nötig, um den Menschen in seiner Ganzheit zu erlösen:
Durch dieses Wort also ist alles Geschaffene geworden, durch ihn, den König des Himmels, das persönliche Wort, unseren Heiland und Wohltäter. Denn er ist der heilige Erlöser, der vom Himmel herabgestiegen ist und im jungfräulichen Schoße das Geheimnis unseres Heiles zu vollbringen sich gewürdigt hat; er ist es, der, empfangen vom Hl. Geiste, ausMaria geboren worden ist, der das Fleisch angenommen hat - und das Wort ist Fleisch geworden -, der seine Natur nicht verändert, sondern zur Gottheit die Menschheit angenommen hat, der Vollkommene vom Vater. Um das Heilsgeschäft vollkommen zu erfüllen, kam er in die Welt uns zu Liebe und um unseres Heiles willen; menschlichen Leib und menschliche Seele hat er, der Vollkommene, vom Vater angenommen und ist unter uns nicht etwa dem Scheine nach, sondern wahrhaft Mensch geworden, indem er sich zum vollkommenen Menschen aus Maria, der Gottesgebärerin, durch den Hl. Geist bildete. Er wohnte ferner nicht in einem Menschen, wie er in den Propheten zu reden und in der Kraft in ihnen zu wohnen und zu wirken pflegte, sondern der Logos selbst ist wirklich Mensch geworden. Aber er änderte nicht seine Natur, um Mensch zu werden, noch auch vertauschte er die Gottheit mit der Menschheit, sondern zu der ihm eigenen Fülle seiner Gottheit und der ihm eigenen Hypostase [der Existenz] des wesenhaften Gott-Logos nahm er hinzu die menschliche Existenz und zwar eine vollkommene menschliche Existenz, das heißt alles, was im Menschen ist und so, wie der Mensch ist. Diesen ganzen vollkommenen Menschen anzunehmen ist der Eingeborene in die Welt gekommen, damit er so in vollkommener Menschheit das ganze Heil als Gott vollkommen wirke, ohne etwas vom Menschen auszunehmen, damit nicht dieser ausgenommene Teil wiederum des Teufels Anteil werde.

Quelle: Epiphanios: Der Festgeankerte. = Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 38, c. 47, S. 77f
Epiphanios: Der Festgeankerte. = Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 38, c. 75; S. 121f

Zitate von Epiphanios:

Es ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus(1. Timotheusbrief 2, 5). … Hier wird er also als Mensch bezeichnet, aber nicht als bloßer Mensch. Denn Mittler zwischen Gott und den Menschen wird er deswegen genannt, weil er vor Gott inmitten beider steht. Im Verhältnis zum Vater betrachtet ist er Gott von Natur, aus seinem Wesen gezeugt; im Verhältnis zu den Menschen ist er natürlicher Mensch, echter Sohn Mariens, ohne eines Mannes Samen gezeugt. Denn so nur ist er Mittler zwischen Gott und den Menschen, indem er Gott ist und Mensch geworden ist, ohne seine Natur zu verändern, sondern nach seinen beiden Naturen in Bezug auf beide vermittelnd.

Weg wird er genannt, weil wir durch ihn zum Himmelreich, zu ihm selbst und zum Vater gelangen; Türe, weil wir durch ihn eintreten; Säule, weil er das Fundament unseres Glaubens ist; Fels, weil er unverrückbar ist; Stein wegen seiner Grundlegung; Sonne der Gerechtigkeit ist er, weil er unsere verfinsterten Geister mit seinem Lichte erhellt.

Der Hl. Geist erforscht die Tiefen der Gottheit und erkennt sie. Er offenbart den Heiligen die Geheimnisse Gottes und lehrt sie, Gott aus der Tiefe preisen und zeigt den Seinen Gottes Unbegreiflichkeit.

Die Charismen werden von Gott verschiedentlich ausgeteilt, und, wie die Schrift sagt: wem mehr gegeben ist, von dem wird man auch mehr fordern (Lukasevangelium 12, 48), womit angedeutet wird, dass einige nur ein Weniges empfangen, andere nichts, wieder andere aber mehr und reichlicher.

Quelle: Epiphanios: Der Festgeankerte. = Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 38, c. 45, S. 76
Epiphanios: Der Festgeankerte. = Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 38, c. 15, S. 32f
Epiphanios: Der Festgeankerte. = Bibliothek der Kirchenväter 2, Bd. 38, c. 26, S. 47

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung